Bilder zeigen auch Selbolder Motive aus den 1930er Jahren Walter Hergets letzte Ausstellung

Walter Herget ist auch mit 93 Jahren künstlerisch noch sehr aktiv, dennoch wird die am Donnerstag beginnende Ausstellung seine letzte sein. Bild: anja goldstein

Langenselbold – Die letzte Ausstellung soll etwas Besonderes werden: Walter Herget zeigt in seinen Büroräumen über dem Herget Bau- und Fliesenzentrum am Bahnhof einen Großteil seiner Gemälde. Langenselbolder Ansichten, zum großen Teil aus den 1930er Jahren, Eindrücke von seinen Jagden oder Jesus Kreuzigungsweg können an diesem Wochenende großformatig und zumeist in Öl betrachtet werden.

Der 93-Jährige hat schon immer gerne gezeichnet, aber erst spät seinen Weg zur Ölmalerei gefunden. Dennoch werden rund 120 Ölgemälde und etliche Bleistiftzeichnungen dicht an dicht an den Wänden im ersten Stock des Firmengebäudes zu sehen sein.

Er sei rastlos, wie er erzählt, denn er brauche ständig eine Beschäftigung, um seinen Körper und Geist fit zu halten und nicht alt zu werden. Doch dies sei nun seine letzte Ausstellung.

Die Bilder erzählen, was den Gründer des Herget-Imperiums bewegt: Es ist viel Natur zu sehen. Stadtansichten aus seiner Jugendzeit oder christliche Motive. „Es ist wohl ein glücklicher Umstand gewesen, ohne finanziellen Druck meinen eigenen Malstil entwickeln und festigen zu können.“ Nach einem kurzen, unbefriedigendem Ausflug in den Expressionismus fand er seinen Weg hin zum Realismus. „Es entspricht meiner Mentalität, auf das Greifbare und Natürliche ausgerichtet zu sein. Es ist die Wertschätzung der alltäglichen, lebendigen Schönheit der Heimat, Erdverbundenheit und die konservative Weltanschauung, die mich antreiben.“

Eines seiner Werke hängt bereits im Selbolder Rathaus vor dem Bürgermeisterzimmer. Es ist eine Schenkung anlässlich des Hessentags. Ansonsten falle es ihm sehr schwer, seine Bilder wegzugeben. Deshalb sei es auch seine letzte Ausstellung. Es ist in den Büroräumen auch einfach kein Platz mehr für ein weiteres Bild zu finden.

Als Vorlage für seine Malereien dienen ihm zumeist Fotos. Oft werden ihm alte Ansichten zur Verfügung gestellt. „Da muss man dann schon genau arbeiten, denn sonst kommen alte Selbolder und haben etwas daran auszusetzen.“ Aus der eigenen Fantasie fügt Herget dann Straßenszenen wie spielende Kinder oder eine Frau beim Einkaufen hinzu.

Die alten Ansichten seien ihm lieber, denn so habe er die Möglichkeit, für kommende Generationen die Vergangenheit zu bewahren. So befindet sich in der Ausstellung auch ein Blick auf den verwilderten Schlosspark aus der Ära von Bürgermeister Peter Neugebauer.

Der Künstler war schon immer der Malerei und seinem Geburtsort Langenselbold sehr verbunden. Als gelernter Maler und Lackierer konnte er gut Hobby und Beruf miteinander vereinbaren. 1944 aus der Schule entlassen, hat er auch zahlreiche Anekdoten aus der Kriegs- und Nachkriegszeit seiner Heimat auf Lager. Walter Herget wird während der Ausstellung auch persönlich anwesend sein und gerne auf Fragen und Anregungen zu seinen Werken eingehen.

Die Ausstellung ist noch geöffnet am heutigen Samstag und Sonntag, 2. April, von 10 bis 12 Uhr in den Räumen vom Herget Bau-und Fliesenzentrum Am Bahnhof 7.

 an