Nach Sanierung wieder da: Rathaus-Adventskalender feiert Jubiläum 24 Fenster werden illuminiert

Noch sind die Fenster des Rathauses unverhüllt. Bald werden die Märchenmotive Hessens größten Adventskalender schmücken. Entworfen hat sie der Hanauer Künstler Joerg Eyfferth.

Hanau – Man muss schon genau hinschauen, um die kleinen gelben Einlassungen im Sandstein des Neustädter Rathauses zu entdecken. So unscheinbar sie sein mögen, so bedeutend ist ihre Funktion – zumindest im Advent. Denn an den in den Außenmauern der Fenster eingelassenen Gewinden wird der Rathaus-Adventskalender angebracht. Acht Schrauben pro Fensterbild. „Daran wird der Metallrahmen mit dem Kalendermotiv befestigt“, erklärt Künstler Joerg Eyfferth. Seinem Stift entstammen seit nunmehr 25 Jahren die Motive von Hessens größtem Adventskalender.

Eyfferth und die verantwortlichen Mitarbeiter der Stadt begeben sich damit auf technisches Neuland. Denn nach der Sanierung des Gebäudes hat das Rathaus wieder historisch korrekte Sprossenfenster erhalten, die natürlich bei den Darstellungen stören würden. Aus diesem Grund werden vor die Fenster Rahmen gesetzt, die individuell eingepasst wurden. „Das ist alles bereits bei der Sanierung berücksichtigt und von Anfang an geplant worden“, so Eyfferth.

Nach der mehrjährigen Sanierung des Neustädter Rathauses musste der Kalender in den vergangenen drei Jahren pausieren. „Um so glücklicher sind wir, dass er nach abgeschlossener Umbauphase in diesem Jahr mit seinen 24 Fenstern wieder die Innenstadt schmückt“, sagt Eyfferth.

Zum Adventskalender-Jubiläum stellt die Brüder-Grimm-Stadt das Thema Festspiele in den Mittelpunkt. Der Adventskalender zeigt in diesem Jahr Motivkunstwerke zu den drei Hauptstücken der bevorstehenden Brüder-Grimm-Festspiel-Saison, nämlich aus den Märchen „Hase & Igel“, „Hans im Glück“ und „Aschenputtel“.

Eyfferth blickt zurück: „Hanaus damaliger Kulturdezernent Klaus Remer hatte mich als Künstler vorgeschlagen“, erinnert er sich. „Die Idee zum Kalender hatte die damalige Oberbürgermeisterin Margret Härtel. Im September 1997 war das. Viel Zeit zum Malen blieb mir im ersten Jahr nicht“, schmunzelt er.

Christliche Motive aus der Weihnachtsgeschichte seien es damals gewesen, die das Rathaus erleuchteten. „Das kam gut an, auch wenn wir noch viel improvisiert haben.“

Beim Vor-Ort-Termin im Rathaus erläutert Eyfferth, dass die Motivrahmen nach der Sanierung nun viel leichter als früher eingehängt werden können. „Im Oberfenster hängt die Zahl, im unteren Fenster das Motiv, das jeden Abend aufs Neue enthüllt wird. Früher, so erinnert er sich, musste ich noch klettern und kleben. Das ist mittlerweile viel komfortabler.“

Standen einst Leuchtstoffröhren hinter den Fenstern, um die Motive zu beleuchten, sorgen heute moderne und vor allem energiesparende LEDs für das entsprechende Licht.

Die von Eyfferth mit Buntstiften auf Papier gemalten Märchenmotive werden auf Folie transferiert und in Alurahmen eingefügt: neunmal Aschenputtel, sechsmal Hase und Igel, neunmal Hans im Glück. Im Juli standen die Märchen fest, von da an hat der 65-Jährige eifrig an den Bildern gearbeitet. „Zunächst habe ich mich mit den Geschichten vertraut gemacht, jede gelesen. Da kommen dann schon die ersten Ideen auf, entstehen erste Bilder vor dem inneren Auge“, schildert der freischaffende Künstler und Fachoberschullehrer seine Herangehensweise. Über Skizzen finde er nach und nach zum endgültigen Motiv. „Dann kommen die Details wie Blickrichtung, Mimik und Gestik. Zum Schluss die Farbgebung.“

Bei den Darstellungen hat Joerg Eyfferth sich vor allem auf Porträtmalerei konzentriert. Auf kleine Elemente verzichtet er. „Man darf nicht vergessen, dass es zwischen Zuschauern und den Bildern doch einen gehörigen Abstand gibt“, so Eyfferth. Winzige Details würde man zum Beispiel an der Spitze der Fassade gar nicht erkennen können.

Begonnen hat der Wahl-Hanauer, der seit 1994 im Kinzdorf lebt, mit den Motiven für „Hase und Igel“, denn da seien die Eckpunkte deutlich zu erkennen. Den Adventskalender versteht der Künstler als Bildergeschichte, wobei die Türchen mit den Motiven bunt über die Rathausfenster verteilt sind.

Am Montag sollen alle Fenster verhüllt sein. Pünktlich zum Weihnachtsmarktauftakt. Von da an wird der Kalender täglich ab 16 Uhr illuminiert sein. Die Kalendermotive werden ab 1. Dezember auch täglich in unserer Zeitung abgebildet.

Zur Öffnung des ersten Fensters wird am Donnerstag, 1. Dezember, 18 Uhr, Hanaus Märchenbotschafterin Marie-Luise Marjan ebenso wie Festspielintendant Frank-Lorenz Engel zu Gast sein. Auch Künstler Joerg Eyfferth wird auf der Bühne stehen. Die Märchenbotschafterin wird im Anschluss zu einer Märchenlesung einladen.
 kb

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