Norbert Peter ist der neue Rodenbacher Förster und stellt seine Pläne vor Aufbau des Waldinnenrandes

Silke Fees, Umweltberaterin Gemeinde, und Bürgermeister Klaus Schejna freuen sich auf die gute Zusammenarbeit mit Rodenbachs neuem Förster Norbert Peter (Mitte).

Rodenbach – Nur ein inhaltliches Thema stand auf der Tagesordnung des Umwelt- und Verkehrsausschusses: Es ging um die künftige Beförsterung des Gemeindewaldes. Zum ersten Mal stellte Diplom-Forstingenieur Norbert Peter aus Somborn das Konzept für die Waldentwicklung vor. Vorab sagte Bürgermeister Klaus Schejna, die Gemeinde habe im Zuge der veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen den Vertrag mit Hessen Forst gekündigt. Mit ungefähr 173 Hektar Wald sei Rodenbach ein kleiner Player auf dem Holzmarkt. Auch deshalb habe sich die Gemeinde entschlossen, den Wald weitgehend aus der Bewirtschaftung zur Holznutzung zu nehmen und den Funktionen „Wald als Erholungs- und Naturraum“ Priorität einzuräumen.

Das größte zusammenhängende Gebiet des Gemeindewaldes liegt südlich von Niederrodenbach. Hier prägen Kiefern das Erscheinungsbild. Mit 58 Prozent ist die Kiefer die häufigste Baumartgruppe, gefolgt von der Buche mit 28 Prozent und der Eiche mit elf Prozent.

Norbert Peter stellte fest, dass aus naturschutzfachlicher Sicht der Rodenbacher Wald sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre positiv verändert habe. Mit dem Wald als Naturschutzgut habe man in Rodenbach ein Alleinstellungsmerkmal, sagte Peter, der als freier Gutachter für Forstwirtschaft, Ökologie und Naturschutz tätig ist.

Aspekte der Verkehrssicherungspflicht an öffentlichen Wegen und Plätzen, an Bänken oder Spielplätzen müsse die Gemeinde selbstverständlich beachten. Zweimal jährlich sind die Bäume zu kontrollieren. „Die Maßnahmen zur Verkehrssicherung können teuer werden“, sagte Peter und hatte vielleicht alte, abgängige Bäume im Kopf, die nur mit großem Aufwand zurückgeschnitten oder entfernt werden können.

Der Forstingenieur und Dozent an der Goethe-Universität Frankfurt sieht erhebliche Herausforderungen durch den Klimawandel, durch das Alter der Bäume und die bestehenden Waldstrukturen. „Die Waldbilder werden sich ändern. Bei einem freien Lauf der Sukzession haben wir Zeithorizonte von mehreren Generationen vor uns“, sagte Peter. Als Beispiel zeigte er das Bild einer „Windwurffläche“ von 2012, die inzwischen zu 100 Prozent bestockt ist. Hier könnte man im Sinne einer gelenkten Sukzession einige Bäume freischneiden und deren Entwicklung fördern. Perspektivisch soll im Rodenbacher Gemeindewald der Anteil an klimatoleranten Laubhölzern erhöht werden.

Im Einzelnen schlug Peter drei Maßnahmen auf jeweils ein Hektar großen Flächen vor. So könnten an verschiedenen Stellen Küstentannen, Kiefern und Douglasien entnommen werden. Angepflanzt würden Laubhölzer wie Traubeneiche oder Winterlinde. Im Kiefernbestand, im Schatten der Nadelbäume empfahl Peter einen Voranbau mit Buche. Alle Neupflanzungen müssen vor Wildverbiss geschützt werden. Die Entnahme der Bäume erfolge mit Maschineneinsatz, erläuterte der Forstingenieur. Das Holz werde verkauft und bringe einen Erlös von ungefähr 12 000 Euro. Die Anpflanzung klimatoleranter Baumarten wiederum werde bis zu 80 Prozent gefördert.

Zu den Maßnahmen für 2023 zählt der Aufbau des Waldinnenrandes auf einer Länge von 100 Metern. Bereits kommende Woche werden „in der Wingerte“ trockene Äste aus älteren Buchen entfernt. Der Bestand sei hochgradig wertvoll, sagte der Forstingenieur, weshalb er den Erhalt empfehle. Nach Windereignissen sei überall im Wald Vorsicht geboten. Man müsse den Bestand genau beobachten und erst dann eingreifen, wenn es nötig sei. Die Anregung aus der Gemeinde, ein Arboretum anzulegen, nahm Norbert Peter sehr positiv auf. Pläne und Vortrag wurden im Ausschuss sehr wohlwollend aufgenommen. Bürgermeister Schejna wies auf den hohen Erholungsdruck durch Spaziergänger, Mountain-Biker und Reiter hin. Nicht zuletzt wolle auch der Jagdpächter zu seinem Recht kommen. Hier müsse man einen Ausgleich finden.

Peter begrüßte den Vorschlag aus dem Ausschuss, die Tradition der Waldbegehung fortzusetzen. „Unbedingt machen wir das“, sagte er. „Sie haben jetzt einen direkten Kontakt zu ihrem Förster. Wenden Sie sich bei Fragen gerne an mich.“
 upo