Theatergruppe Stückgut spielt „Woyzeck“ Diskriminierung wird beleuchtet

Gute Laune und große Vorfreude bei den Proben zu Woyzeck (von links): Julian Herget, Marion Liese, Alexander Khrapko, Johanna Nabroth, Christian Nabroth, Judith Gerner und Trudel Paech.

Hanau – Hitzewelle hin oder her – im Dachgeschoss des Schulgebäudes am Schlossplatz kamen nicht die Schüler der Karl-Rehbein-Schule ins Schwitzen, sondern die „Stückgutler“. Die Theatergruppe Stückgut probte hier ihr aktuelles Stück. Regisseur Christian Nabroth und Coach Hannah Schassner gaben dem Drama „Woyzeck“ von Georg Büchner den letzten Schliff.

Nach zwei Jahren Pandemiepause soll es endlich wieder losgehen, die Vorfreude auf die Premiere im Lokschuppen ist riesig. Zur Abwechslung wollte die Gruppe ein ernstes Stück zur Aufführung bringen. Das hatten die Mitglieder gemeinsam beschlossen und sich für das Dramenfragment „Woyzeck“ von Georg Büchner entschieden.

Obwohl nur fragmentarisch überliefert, gehört das zeitlose Stück zur Pflichtlektüre in der Oberstufe und ist ein Theaterklassiker. „Die Reihenfolge der Szenen ist nicht festgelegt“, sagte Regisseur Christian Nabroth. Das lasse viel Raum zur Interpretation und so gleiche keine Inszenierung der anderen.

Für das Hanauer Ensemble hat der Regisseur das Stück bearbeitet. Dabei hat er den Nebenrollen ein etwas größeres Gewicht verliehen. Marie, gespielt von Johanna Nabroth und ihre Nachbarin, dargestellt von Marion Liese, kommen so stärker zu Geltung. Als behandelnde Ärztin wird Judith Gerner auf der Bühne zu sehen sein. Hauptfigur des Dramas bleibt natürlich Woyzeck. Hierfür konnte die Theatergruppe Julian Herget gewinnen.

Unterstützt wird die Inszenierung der Hanauer Theatergruppe von der freiberuflichen Regisseurin Dramaturgin und Schauspielerin Hannah Schassner.

Stückgut hat sich für eine „moderne“ Darstellung entschieden. So braucht es nur wenige Requisiten, schlichte weiße Quader genügen, um die Szenen an verschiedenen Orten spielen zu lassen. Vor allem wird die Hauptfigur aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. „Woyzeck ist … Soldat. Versuchskaninchen. Barbier. Vater. Geliebter. Mensch“, heißt es in der Programmvorstellung.

Woyzeck hat mehrere Seiten, er kann alles sein – Mann, Frau, Täter, Opfer. Wo liegt die gesellschaftliche, wo die individuelle Verantwortung? Im Blick auf die Gesellschaft spielt die Frage von Hierarchien und Macht zum Verständnis von Woyzeck ebenfalls eine Rolle.

Mit der Inszenierung will Stückgut den Finger auf das Thema Diskriminierung legen. Es geht um Diskriminierung von Menschen, die im Leben kaum eine Chance haben – eine Fragestellung so aktuell wie zeitlos.

Aufführungstermine sind Samstag, 2. Juli, 19.30 Uhr, Sonntag, 3. Juli, 18.30 Uhr, Freitag, 8. Juli, 19.30 Uhr, Samstag, 9. Juli, 19.30 Uhr und Sonntag, 10. Juli, 11 Uhr. Einlass ist etwa 30 Minuten vor Spielbeginn. Die Aufführungen finden hier statt: Im Lokschuppen, Heideäcker 1 (über die Auheimer Straße). Tickets beim Buchladen am Freiheitsplatz oder per E-Mail über stueckgut[at]online[dot]de.
upo