Wie Einzelhändler mit Lieferengpässen im Weihnachtsgeschäft umgehen Frühzeitig Geschenke einkaufen

Mehmet Kandemir, Vorsitzender des Hanauer Marketing Vereins und Inhaber eines Modegeschäfts, hat früh genug bestellt, um beliebte Artikel wie UGG-Boots im Weihnachtsgeschäft anbieten zu können. Foto: MORITZ GOEBEL/SCHEIBER

Hanau – Schon ohne Pandemie kann die Suche nach Weihnachtsgeschenken schnell zu Stress werden. Wenn auf der Wunschliste beispielsweise ein ganz bestimmtes Lego-Set steht, muss es genau das sein. Wer sich keine Alternativen zu den Wünschen der Lieben ausdenken will, sollte dieses Jahr nicht zu spät dran sein. In den vergangenen Wochen häuften sich in den Medien Berichte über Lieferengpässe. Betroffen sind unter anderem Elektronik, Haushaltsgeräte, Spielwaren, aber auch Sportartikel und Kleidung. Was ist dran an den Berichten? Wie wirkt sich das auf den Hanauer Handel aus? Wir haben nachgefragt.

„Unsere Kunden kaufen jetzt schon Weihnachtsgeschenke“, sagt Mehmet Kandemir, Inhaber vom Modegeschäft Glam Luxury Style in der Hanauer Innenstadt und Vorsitzender des Hanauer Marketing Vereins. Er habe schon im vergangenen Jahr damit gerechnet, dass es Lieferengpässe geben wird und entsprechend früh bestellt. So gleicht er Lieferzeiten von mehreren Wochen aus. Auch würden 20 bis 30 Prozent weniger Ware geliefert. Betroffen seien alle Bereiche der Textilindustrie. Dank einer guten Planung kann Kandemir seinen Kunden trotzdem beliebte Winterartikel anbieten. Als Vorsitzender des Marketing Vereins freut sich Kandemir für den Einzelhandel, dass er im Gegensatz zu Anfang des Jahres im Weihnachtsgeschäft geöffnet haben darf. Er sieht positiv in die Zukunft, auch wenn er mit anhaltenden Lieferproblemen bis in den Sommer 2022 rechnet. Er denkt nicht, dass die Kunden durch Meldungen von fehlender Ware abgeschreckt werden und online einkaufen: „Ich sehe, wie groß der Wunsch ist, die Ware anzufassen, beraten zu werden.“

Einen von den Kunden geschätzten Service bietet auch das Team von Radio Schröder in Steinheim. Wer hier etwa eine Waschmaschine kauft, bekommt sie geliefert, eingebaut und geprüft. Doch die sogenannte Weiße Ware ist auch im Steinheimer Geschäft am stärksten von Engpässen betroffen. Kurzfristige Bestellungen kann Geschäftsführer Rainer Schröder deshalb nicht bieten: „Was ich jetzt bestelle, kommt wahrscheinlich zwischen Februar und April.“ Damit er weiterhin alle Elektro-Geräte anbieten kann, bestellt er bei drei bis vier Großhändlern die Geräte, die gerade vorrätig sind. Ob Liebherr, Siemens oder Bosch: Ich bestelle das, was da ist.“

Gründe für die Verzögerungen seien laut Händler Lieferrückstände aus China. Container kämen nicht oder nur stark verspätet. Schröder betont, dass davon auch der Onlinehandel betroffen ist. Dort würden mitunter Waren angeboten, die gar nicht vorliegen würden. Der Familienbetrieb indes sei bemüht, seinen Kunden so schnell wie möglich zu helfen – wenn die Ware da ist.

Weihnachtsgeschenke für Kinder bietet Spielwaren Brachmann in der Innenstadt an. Von Kuscheltieren über Brettspiele bis zu Babyartikeln reicht das Sortiment im Geschäft von Marina Lülow -- und alle Bereiche von Spielwaren seien von Lieferengpässen betroffen. Auch Lego und Playmobil. „Bei Merlin, die Zubehör für Modeleisenbahnen herstellen, kommen zu den Lieferverzögerungen noch fehlende Halbleiter für die Lokomotiven.“ Lülow hofft, dass sich die Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft in Grenzen halten. Sie habe frühzeitig bestellt und die Ware komme jetzt nach und nach an. Ob das bis Weihnachten so bleibt, weiß sie aber nicht.

Sport Fink in Hanau Innenstadt hat bisher keine Probleme, Waren zu bekommen, teilt Verkaufsleiter Heiko Messer mit. Das betreffe auch Sportschuhe, bei denen es in Medienberichten hieß, dass es dort Engpässe gebe.
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