„Die Nachricht“ von Doris Knecht wird im September gelesen „Hanau liest ein Buch“ 2022

Doris Knecht

Hanau – Die Entscheidung steht: Vom 23. bis 30. September 2022 findet wieder die Aktion „Hanau liest ein Buch“ statt und im Mittelpunkt steht der Roman „Die Nachricht“ von Doris Knecht.

Die Jury, in der Vertreter vom Buchladen am Freiheitsplatz, der Buchhandlung „Bücher bei Dausien“ und der Stadtbibliothek Hanau vertreten sind, hat die Vorschläge der Leser gesichtet, eigene Vorschläge gemacht und sich für den aktuellen Roman „Die Nachricht“ der österreichischen Autorin Doris Knecht entschieden, der in diesem Jahr im Hanser Verlag erschienen ist. Doris Knecht wird ihr Buch beim „Anlesen“ am 17. Februar um 19.30 Uhr im Kulturforum Hanau vorstellen. Das Veranstaltungsformat richtet sich nach der dann herrschenden pandemischen Lage.

In ihrem Roman schreibt die Autorin über familiäre Geheimnisse und die fatalen Folgen von Frauenverachtung und digitaler Gewalt: Vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes lebt Ruth allein in dem Haus auf dem Land, wo die Familie einst glücklich war. Die Kinder haben längst ihr eigenes Leben, während Ruth das Alleinsein zu schätzen lernt. Bis sie eines Tages eine anonyme Messenger-Nachricht bekommt, von einer Person, die mehr über ihre Vergangenheit zu wissen scheint als Ruth selbst. Über die Hassbotschaften ist sie zunächst nicht irritiert. Als Journalistin, die in der Öffentlichkeit steht und rund 7000 Follower hat, musste sie sich daran gewöhnen, für ihre Meinung angegriffen zu werden. Doch dann hat sie zunehmend den Eindruck, dass der Absender sie beobachtet, dass er Dinge über sie weiß, die nicht jeder wissen kann. Dass er möglicherweise aus ihrer direkten Umgebung kommt.

„Angst zu verbreiten, ist ein gutes Mittel, um Macht über jemanden zu bekommen“, erläutert Doris Knecht. In Ruths Fall schickt der anonyme Absender seine Nachrichten auch an ihre Freunde, an den Arbeitgeber und an ihre Kinder. Es wird ein regelrechtes Netz um sie herum gespannt und Ruth verliert zunehmend die Fassung. Schafft sie es, sich dem Zersetzungsprozess der anonymen Nachrichten zu entziehen? Bekommt sie ihr Leben zurück?

Doris Knecht versteht es, Spannung aufzubauen und zu halten. Ihr Stil ist leichthändig und raffiniert, der Roman bleibt nicht nur wegen seines allgegenwärtigen Themas – Cybermobbing und Patriarchat – lange im Gedächtnis, sondern weil die literarische Virtuosität der Autorin die Protagonistin den Lesern so nahebringt. „Eine hervorragende Literaturauswahl für ‚Hanau liest ein Buch 2022!’“, befindet Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Er freue sich darauf, das Buch zu lesen, insbesondere da ihm – als Person der Öffentlichkeit – Hassmails leider nicht fremd seien und er verstehe, was sie bei Menschen auslösen können. Der OB fordert alle Hanauerinnen und Hanauer auf, das Buch zu lesen und sich an der Aktion zu beteiligen.

„Egal ob wir im Jahr 2022 das Buch wieder vor Live-Publikum lesen und diskutieren können oder es umständehalber per Videokonferenz machen müssen. Es ist wichtig, dass wir dranbleiben, weitermachen und unser Leben nicht komplett von der Pandemie bestimmen lassen. Darum sollten wir die Dinge, die möglich sind, auch weiterhin tun. Lesen gehört mit Sicherheit dazu!“, so Kaminsky.

Doris Knecht, geboren in Vorarlberg, ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Ihr erster Roman, „Gruber geht“ (2011), war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde fürs Kino verfilmt.  
 kb

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