Stadt will den Erwerb des Kaufhof-Gebäudes am Marktplatz forcieren In der Immobilie ist alles möglich

Die Galeria-Kaufhof-Filiale in Hanau soll Anfang 2024 geschlossen werden. Die Stadt will einen langen Leerstand der Immobile in prominenter Lage verhindern. Bild: pm

Hanau – Die Stadt forciert ihre Bemühungen, das Kaufhof-Gebäude am Marktplatz zu erwerben. Hintergrund ist die Ankündigung des Galeria-Kaufhof-Karstadt-Konzerns mehrere Kaufhäuser in Deutschland zu schließen. Die Kaufhof-Filiale am Hanauer Marktplatz soll zum 31. Januar 2024 dichtgemacht werden.

„Der Plan der Stadt heißt, das Haus zu übernehmen. Einen langen Leerstand können und werden wir an dieser Stelle nicht akzeptieren“, hatte Oberbürgermeister Claus Kaminsky nach Bekanntwerden der Schließungspläne erklärt. Mittlerweile hat ein Experten-Team unter Leitung von Stadtentwickler Martin Bieberle die Voraussetzungen für einen Kauf geprüft. Geprüft wurde unter anderem der technische Status des Gebäudes. Die Bausubstanz der 1957 gebauten Immobilie sei grundsätzlich in Ordnung, es bestehe aber Sanierungsbedarf insbesondere in energetischer Hinsicht.

Die Fachgruppe kommt zu der Bewertung, dass das Gebäude Optionen für unterschiedliche Nutzungen bietet – von Büroräumen bis Wohnen, von Gastronomie bis Fitnessstudio oder auch als Gesundheitszentrum. Das Erdgeschoss soll, so die Empfehlung, „für frequenzorientierte Nutzungen zur Verfügung stehen“, etwa für Geschäfte. Im Untergeschoss mit seiner Anbindung an die Tiefgarage könnten beispielsweise ein Club, weitere Kulturangebote oder ein Supermarkt etabliert werden, meldet der städtische Pressedienst. „Wir werden alles erwägen. Diese Immobilie kann alles“, meint Kaminsky.

Die Stadt hat auch im Falle des Kaufhofs ein Vorkaufsrecht. „Niemand kann ohne unser Zutun kaufen oder die Immobilie mit von der Stadt nicht gewollten Nutzungen füllen“, so der Rathauschef weiter. „Unser Ziel ist natürlich eine zeitnahe Entwicklung.“ Der Kaufhof ist mit 16 000 Quadratmetern Bruttogrundfläche nach dem Forum Hanau die zweitgrößte Immobile in der Innenstadt. Darum soll ein langer Leerstand auf jeden Fall vermieden werden. Denn das würde die Anstrengungen konterkarieren, die Innenstadt zu stärken. Umgekehrt biete das Kaufhof-Gebäude, so Kaminsky, „die historische Chance, das Ringen um eine lebenswerte Innenstadt nachhaltig zu befördern.“

Das Fachteam beschäftigte sich in den vergangenen Wochen ebenfalls mit anderen Städten, insbesondere mit Standorten, die Kaufhäuser des Essener Galeria-Konzerns hatten oder noch haben. Die Entwicklungen in anderen Städten zeigten, dass Leerstand von Schlüsselimmobilien im Herzen der Stadt das gesamte Umfeld nach unten ziehe.

Auch mit dem möglichen Kaufpreis plus der notwendigen Sanierungskosten und möglicher Finanzierungen der Immobilie haben sich die Experten befasst. Die Herausforderung sei nun, mit dem Eigentümer, einem Immobilienfonds mit Sitz in Luxemburg, „einen zeitnahen Einzelverkauf der Immobilie an die Stadt zu erreichen“ – zu einem Preis, der wirtschaftlich vertretbar sei. Eine Summe wurde bisher nicht genannt. Der Kaufpreis, so ist zu hören, dürfte aber höher sein als das, was die Stadt in den vergangenen Jahren insgesamt für Immobilienankäufe in der City aufgewendet hat. Das waren 20 Millionen Euro.

Nach einem Erwerb will die Stadt die Kaufhof-Immobilie zusammen mit privaten Partnern entwickeln: sei es als Mitinvestoren oder Mieter. cs.