Theaterprojekt thematisiert das Zusammenfinden nach dem 19. Februar 2020 Märchen soll die Welt verändern

Die Initiatorinnen von „Der goldene Siebenmeilenstiefel“: Marina Beermann, Annabel Calzado-Leckert und Eva Bollandt-Ditzen (von links). Bild: DETLEF SUNDERMANN

Hanau – Mit einem Theaterstück die Welt verändern, das haben schon viele Autoren versucht – mit unterschiedlichem Erfolg. Gleiches haben nun die Lehrerinnen Marina Beermann, Annabel Calzado-Leckert (beide Otto-Hahn-Schule) und Eva Bollandt-Ditzen (Paul-Gerhardt-Schule) vor. Das Trio wäre jedoch auch schon zufrieden, wenn der Inhalt des Stücks, das im November von der Musical-AG „Stage Fever“ der Otto-Hahn-Schule aufgeführt wird, positiv auf die Hanauer Stadtgesellschaft abfärben würde. Vorlage für das Projekt ist das Kunstmärchen „Der goldene Siebenmeilenstiefel“, das Bollandt-Ditzen unter dem Eindruck der Nacht vom 19. Februar 2020 und den Geschehnissen in den Wochen und Monaten danach geschrieben hat.

In der Geschichte aus dem fiktiven Königreich „Pastellan“ geht es um das Aufeinanderzugehen, darum, andere Meinungen zuzulassen und Menschen nicht pauschal zu verurteilen. „Ich habe beobachtet, dass nach der Tat nach einer Weile die Solidarität in der Bevölkerung zu kippen begann“, sagt Bollandt-Ditzen, die die Idee zur Bühnenumsetzung hatte. Die Ursache sei vielschichtig. Bei den einen seien es womöglich Forderungen der Überlebenden und Hinterbliebenen, für die anderen, dass Deutschen per se Rassismus unterstellt werde. „Empathie kann nicht einseitig daherkommen, sie entsteht, wenn man aufeinander zugeht“, sagt die Pädagogin.

In dem Stück müssen die Bewohner der Stadt, die Pastellaner, einen Weg finden, um Zukunft gemeinsam zu gestalten. Schreckliche Geschehnisse wie am 19. Februar 2020 können überwunden werden, „indem jeder offen, vertrauensvoll und unvoreingenommen dem anderen begegnet“, sagt Bollandt-Ditzen zur Botschaft ihres Märchens.

„Für die 120 Jugendlichen und fünf Lehrkräfte der Musical-AG wird die Inszenierung eine neue Erfahrung mit sich bringen“, sagt Beermann, die mit ihrer Kollegin Calzado-Leckert als Produzentin des Stücks fungiert. Die Märchenform biete eine abstrakte Ebene, um Integration und Multikulturalität sowie die Tat von Hanau und deren Folgen zu thematisieren. Allerdings wird die Geschichte nicht eins zu eins umgesetzt. „Der Anschlag wird herausgenommen“, den Bollandt-Ditzen zu Beginn nur mit den ersten Reaktionen nach der Tat schemenhaft dargestellt hat. Das Skript zur Bühnenfassung hat Beermanns Schwester Bianca Rumenjak verfasst. Die Jugendsachbearbeiterin bei der Polizei wird auch die Kulissen gestalten.

Laut Beermann sollte die Produktion kein schulinternes Ereignis sein, das nach drei Aufführungen in der Schulaula abgehakt wird. Das Material zu dem Stück wie auch das Aufführungsskript sollen so aufbereitet werden, dass sie von anderen Schulen etwa für Rollenspiele oder szenische Darstellungen genutzt werden können.

Zurzeit steht das Projekt in der Umsetzung am Anfang. „Die Stadt Hanau hat uns jedoch schon ihre Unterstützung zugesichert“, sagt Beermann. Geld, das übrig bleibt, soll gespendet werden, wie auch der Erlös aus der öffentlichen Aufführung. Als Begünstigte werden die Heraeus-Bildungsstiftung und die Polizeiseelsorge genannt. Das Casting für die Rollenbesetzungen soll ab Mai laufen, kündigt Annabel Calzado-Leckert an.

Weitere Informationen im Internet unter otto-hahn-schule.eu und sprachsalon. com.
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