Auf der Kunststoff-Eisbahn am Freiheitsplatz gleiten Pirouetten auf Plastik

HA-Redakteurin Kerstin Biehl testet das Schlittschuhlaufen auf Kunststoff. Foto: Moritz Goebel

Hanau – Eines vorneweg: Die Landung auf dem Allerwertesten ist genauso schmerzhaft wie die auf Eis – die Hose allerdings bleibt trocken. Wir wollten wissen, wie sich eine Eisbahn aus Kunststoff ansonsten von einer klassischen aus Eis unterscheidet und haben den Selbstversuch gewagt.

Die ersten Runden auf den Kunststoffplatten der Eisarena auf dem Freiheitsplatz sind – nicht nur angesichts des Wissens um den ungewöhnlichen Untergrund – noch etwas holprig. Ich komme nicht so recht vorwärts. Geschweige denn ins Gleiten. Kurzum: es stockt. Irgendetwas scheine ich falsch zu machen, denn die jungen Mädels um mich herum gleiten mit scheinbar müheloser Leichtigkeit.

Ich schnappe mir einen der freien Walfische, die kleineren Kindern als Laufhilfe dienen sollen. Damit fühle ich mich bedeutend sicherer. Eine erste Runde meistere ich mit meinem neuen grauen Freund. Eine weitere folgt und noch eine. Langsam fängt der Spaß an. In die nächste Runde starte ich ohne Walfisch. Und plötzlich gleite ich. Das anfängliche Ruckeln ist verschwunden. Und nach ein paar weiteren Runden vergesse ich, dass sich unter mir kein Eis, sondern Kunststoff befindet. Der sogenannte Flow stellt sich ein und die 300 Quadratmeter große Eisbahn wird zur Spielwiese.

„Das ist ganz normal“, lacht Robert Seck, von der Betreiberfirma Holle. „Es dauert rund drei bis vier Minuten, bis die Kufen durch die Reibung warmgelaufen sind. Dann erst hat man das richtige Fahrgefühl.“ Das, so finde ich, sollte unbedingt kommuniziert werden, manch einer mag sonst vielleicht allzuschnell die Lust verlieren. Die Stammkunden wissen freilich um das nötige Warmfahren, anderen werde es vorher gesagt oder spätestens dann, wenn sie klagend ihre Schuhe zurückgeben wollen. „Dran bleiben, nicht gleich aufgeben, ermuntern wir dann und schon ein paar Minuten später schauen wir in strahlende Gesichter“, so Seck. Laut der Stadt Hanau haben seit der Eröffnung vor rund zwei Wochen schon 1400 Kufenfans die Eisbahn besucht, vor allem an den Wochenenden und in den frühen Abendstunden. Besonders viel Platz habe man derzeit zwischen 12 und 16 Uhr. Hier halte sich der Andrang noch in Grenzen.

Nach der Erfahrung von Betreiber Christian Holle leihen sich etwa 60 Prozent der Besucher die Schlittschuhe, die in allen Größen verfügbar sind, direkt an der Station, die übrigen Gäste bringen eigene Schuhe mit.

Auch auf den zwei Eisstockbahnen ist die Auslastung am Wochenende und in den Abendstunden am besten. Dennoch gibt es noch viele freie Spielzeiten, heißt es vonseiten der Stadt. Um einen Anreiz für Spielgruppen in der weniger nachgefragten Zeit zu schaffen, will der Betreiber Holle eine Happy Hour einführen. Unter der Woche sollen Spielgruppen in der Zeit von 16.30 bis 18.30 Uhr dann nur den halben Tarif zahlen müssen.

Ganz wichtig fürs mühelose Gleiten sind scharfe Kufen. Diese garantieren optimale Reibung und müheloses Gleiten. Deshalb sind die Leihschuhe ohnehin stets frisch geschliffen; diejenigen Kunden, die ihre Schlittschuhe selbst mitbringen, können sie für vier Euro vor Ort schleifen lassen. Die scharfen Kannten sorgen für einen feinen Abrieb der Kunststoffschicht. Kann das umweltfreundlich sein? „Ja“, sagt der Hersteller der Eisbahn, die Firma Gleis. Denn es handle sich hierbei nicht um umweltschädliche Stoffe oder gar Mikroplastik. „Wir haben eine Technik entwickelt, die weniger Abrieb produziert als alle anderen Kunststoff-Eisbahnen und der im Vergleich deutlich geringer ausfällt als der Abrieb bei einer normalen Schuhsohle.

Der Abrieb fliegt nicht durch die Luft und lässt sich einfach zusammenkehren und dann in der Gelben Tonne entsorgen, womit er dann wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt wird“, erläutert die Schweizer Firma, die überdies betont, dass der Abrieb keinerlei gesundheitliche Gefahren mit sich bringe, was auch durch eine lebensmittelrechtliche Bescheinigung belegt werde.

Einmal in der Woche wird die Kunststoffeisbahn mit dem „Kärcher“ gereinigt und mit einer frischen Gleitschicht versehen. Abends saugt ein großer Industrie-sauger die Kunststoffpartikel ein. „Es ist sehr wenig Pflegearbeit nötig, gar kein Vergleich zu einer herkömmlichen Eisbahn“, sagt der Betreiber.

Die Stadtwerke-Eisarena hat täglich von 12 bis 21 Uhr bis einschließlich Sonntag, 24. Oktober geöffnet. An den Wochenenden sowie während der Herbstferien öffnen Eis- und Eisstockbahnen bereits ab 10 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene fünf Euro, Kinder bis 16 Jahren zahlen vier Euro. Das Eisstockschießen wird für sechs Personen und eine Stunde Spielzeit pauschal für 49 Euro angeboten. Weitere Informationen gibt es unter herbst-in-hanau.de.
 kb