Kanadagänse bevölkern die Wiese und hinterlassen überall ihren Kot Plagegeister nerven Badegäste

Die Kanadagänse fühlen sich auf der Liegewiese sehr wohl. Alle Versuche, sie loszuwerden, sind bisher gescheitert.

Großkrotzenburg – Christoph Heimberger und Renate Lehr-Bracker aus Kesselstadt sind seit rund 25 Jahren Stammgäste im Strandbad Spessartblick. Nun schlagen sie Alarm: „Es ist unerträglich“, erklärt Heimberger im Gespräch mit unserer Zeitung. Damit meint er die Kanadagänse, die sich am Großkrotzenburger See immer wohler fühlen.

Diskussionen über invasive Vögel wie Grau-, Nil- und Kanadagänse gibt es vor allem in Süddeutschland seit Jahren. In Großkrotzenburg scheinen sich mittlerweile die Kanadagänse durchgesetzt zu haben, die ursprünglich aus Nordamerika stammen. „Sie haben immer weniger Angst vor den Menschen“, beobachtet Lehr-Bracker. Dabei gilt nach wie vor: Je mehr Menschen sich am See aufhalten, desto weniger Gänse sind zu sehen.

Wie viele tierische Besucher regelmäßig einfliegen, lässt sich deshalb schwer beziffern. Während manche Gäste von „ein paar Dutzend“ berichten, hätten andere schon „mehr als 200 gezählt“. Worüber sich Heimberger besonders ärgert: „Manche füttern die Gänse sogar – zum Beispiel mit Pommes.“

„Das geht überhaupt nicht. Wir bitten unsere Gäste ausdrücklich, die Gänse nicht zu füttern“, stellt Cihan Virit klar, Objektleiter der Betreiberfirma Bäderservice Deutschland (BSD). Er habe bereits mehrere Versuche unternommen, die Tiere zu vergrämen. „Zuletzt hatten wir einen Falkner mit seinem Raubvogel auf dem Gelände.“ Diese Versuche seien aber „nur vereinzelt“ unternommen worden und hätten keinen Erfolg gebracht.

So leicht lassen sich die Gänse nicht vom Strandbad vertreiben. In erster Linie lockt sie das teilweise saftige Grün der Liegewiese sowie der freie Blick über ein weitläufiges Gelände, auf dem sie sich vor Feinden sicher fühlen. Aus Sicht der Tiere ist das Strandbad eine erstklassige Futterstelle. Hier stellt sich die Frage, ob die Menschen die Beschaffenheit ihrer Liegeflächen überdenken sollten.

Andere Bäder in Deutschland sind bereits dazu übergegangen, ihre Rasenflächen weniger zu düngen und Blumenkübel aufzustellen, die den Tieren den freien Blick verbauen. Zudem gibt es Versuche, die Eier in ihren Gelegen durch unterschiedliche Methoden teilweise unfruchtbar zu machen und ihre Population so einzudämmen. Für diese und weitere passive Maßnahmen, die Vögel zu verdrängen, plädieren beispielsweise Experten des Naturschutzbundes.

Mehrere am See beheimatete Vereine, wie der Wassersportverein oder der Ortsverband der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, versperren den Gänsen mit einem mobilen Zaun am Ufer den Zugang zu ihrem Gelände. Beide Vereine haben damit nach eigenen Angaben „sehr gute“ Erfahrungen gemacht. Das Ufer des Strandbades ist mit rund 300 Metern jedoch deutlich länger, was das Aufstellen eines Zaunes schwieriger macht.

Eine weitere Möglichkeit, auf die Naturschützer hinweisen: Weniger mähen. Das könne nicht nur Gänse abhalten, die lange Grashalme nicht mögen, es schütze den Rasen zudem vor Trockenheit. Diese passiven Methoden scheinen in Großkrotzenburg bisher nicht ausgeschöpft worden zu sein. Dennoch ist die Forderung, die Tiere auf dem Gelände zu bejagen, immer häufiger zu hören.

„Wir sehen derzeit keine andere Möglichkeit als die Jagd“, erklären auch Heimberger und Lehr-Bracker, die auf eine entsprechende Ausnahmegenehmigung verweisen, die beispielsweise 2018 in Darmstadt erwirkt wurde. Auf eine „Sondergenehmigung zur Jagd auf dem Gelände“ hofft auch der Betreiber.

Bisher hätten die zuständigen Behörden diesen Vorstoß jedoch im Keim erstickt, so Virit. Die Begründung laute, „dass der Bereich um das Strandbad für die Jagd weiträumig abgesperrt werden müsste“. Die Gemeinde sei „bemüht, zusammen mit dem Pächter eine Lösung zu finden“, erklärt Bürgermeisterin Theresa Neumann auf Nachfrage. „Auch wir haben ein Interesse daran, dass die Menschen sich in unserem Strandbad wohlfühlen.“

Zuständig für die Sauberkeit auf dem Gelände ist jedoch zunächst der Betreiber. Virit versichert, dass das Gelände jeden Morgen per Hand vom Kot der Tiere befreit werde.

Zusätzliches Reinigungspersonal anzustellen, sei aus Sicht von BSD „zu teuer“ und würde „das Problem auf Dauer nicht lösen“. Schon jetzt mache die Beseitigung des Gänsekots einen Großteil des Reinigungsaufwandes aus. Der gewinnbringende Betrieb eines Strandbades sei ohnehin schwierig genug. „Die Pandemie, der Klimawandel“, verweist Virit auf Probleme, mit denen die Branche neben den Gänsen zu kämpfen habe.
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