Kartenverkauf bei Festspielen um fast ein Drittel eingebrochen Schwere Zeit für Kultur

Bei den Inszenierungen liegt „Aladin und die Wunderlampe“ in der Zuschauergunst vorne.

Hanau – Kultur hat’s schwer in diesen Zeiten. Auch in Hanau. Der Neustart gelingt nur holpernd. Das gilt auch und erst recht für die Brüder-Grimm-Festspiele. Die haben mit einem vergleichsweise schleppenden Kartenverkauf zu kämpfen. Beim Blick auf die bloßen Zahlen bleibt vorerst nur die Hoffnung auf Besserung bis zum Ende des Festivals Ende Juli.

Nach derzeitigem Stand wurden bisher 28 Prozent weniger Karten verkauft als in der Vor-Corona-Spielzeit 2019, so Intendant Frank-Lorenz Engel auf Anfrage. Der Rückgang um nahezu ein Drittel macht in absoluten Zahlen immerhin 15 000 Tickets aus, die weniger verkauft wurden. Selbst wenn man nur einen Durchschnittspreis von zehn Euro ansetzte, so fehlen 150 000 Euro.

Die Zurückhaltung beim Kartenverkauf sei „nicht überraschend gekommen“, sagt Intendant Engel. „Wir haben das erwartet.“ In der Tat gab es auch bei anderen im Kreativteam vor Beginn der Festspiele zumindest Unsicherheiten, was den Besucherzuspruch betrifft. Die Corona-Angst sei bei vielen offenbar noch nicht verflogen, meint Engel. Und das, obwohl die Festspiel-Spielstätte im Amphitheater gute Bedingungen bietet: überdacht und dennoch seitlich offen und mit gutem Luftaustausch. Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie hätten aber die Gewohnheiten vieler Leute geändert, sinniert Frank-Lorenz Engel. Netflix habe vielfach Einzug gehalten. Konkurrenz für Live-Kultur. „Und die Sofa-Gewohnheiten sind eben noch nicht raus“, sagt Engel, der auch auf andere Festivals und Kulturveranstaltungen verweist: „Intendanten-Kollegen berichten mir von ähnlichen Rückgängen.“

Dass die Zurückhaltung der Besucher mit den zuletzt erhöhten Eintrittspreisen bei den Grimm-Festspielen zu tun hat, glaubt Engel nicht. Selbst bei den teuersten Tickets (knapp über 40 Euro für die beste Sitzplatz-Kategorie beim Musical) liege man noch sehr weit unter dem Preisniveau anderer Festspiele. Zudem sieht sich auch der Festspiel-Betrieb mit steigenden Preisen konfrontiert: Holz sei zum Beispiel erheblich teurer geworden, die Kosten der Arbeitsstunden für Handwerker oder Tontechniker seien ebenfalls in die Höhe geschossen.

Andererseits sehen auch die Hanauer Festspiel-Macher, dass viele Menschen im Alltag mit den Kostensteigerungen zu kämpfen haben. Dann wird schnell bei der Kultur gespart.

Unter den vier Festspiel-Inszenierungen liegt derzeit „Aladin und die Wunderlampe“ in der Zuschauergunst weit vorne, gefolgt vom Musical „Drosselbart!“. Beim Familienstück „Brüderchen und Schwesterchen“ habe die Kartennachfrage immerhin nach der Premiere merklich angezogen, sagt Engel. Zahlen für die Inszenierung von Shakespeares „Sommernachtstraum“ in der Klassiker-Reihe lagen noch nicht vor.

Wie die Brüder-Grimm-Festspiele aus der 38. Saison finanziell herauskommen, sei derzeit noch nicht absehbar, heißt es. Schließlich kann sich ja noch was tun. Und auch wenn der Kartenverkauf im Vergleich zu 2019 derzeit deutlich zurückliegt, könnten die erhöhten Kartenpreise zumindest einen Teil der Einnahmeausfälle kompensieren. Ein Finanzloch kann am Ende gleichwohl drohen.
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