Ab 2023 wird das große Musik-Picknick an einem neuen Standort gefeiert Sommernacht künftig am Main

Ab sofort ein Bild aus alten Zeiten: die Sommernacht im Staatspark Wilhelmsbad. archiv

Hanau – Die Wilhelmsbader Sommernacht zieht auf die Mainwiesen. Die Entscheidung ist keine leichtfertige und wohl überlegt. Schon seit einigen Jahren sind die Stadt Hanau und die Staatlichen Schlösser und Gärten, die den Staatspark Wilhelmsbad für das Land Hessen verwalten, im Gespräch. Der zuletzt sehr trockene Sommer 2022 hat die Entscheidung gegen Wilhelmsbad unumgänglich gemacht. Kranke Bäume. Die Gefahr von herabstürzenden Ästen. „Dafür will und kann keiner die Verantwortung übernehmen“, sagt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky beim Gespräch mit unserer Zeitung. „Wenn wir es auf den Punkt bringen, ist der Wechsel des Standorts letztlich den für uns alle spürbaren klimatischen Veränderungen geschuldet.“ Nach den heißen, wasserarmen Sommern mussten im Staatspark Wilhelmsbad in den vergangenen beiden Jahren rund 300 vor allem alte Bäume gefällt werden.

Die Sommernacht selbst hat mit rund 7000 bis 8000 Besucherinnen und Besuchern zu einer unerwünschten Verdichtung des Bodens beigetragen, die dazu führt, dass Regenwasser nicht mehr versickert, sondern oberflächlich abläuft. Selbst das Aufstellen von rund 1000 Metern Absperrgitter hat es nicht geschafft, das gefährdete Wurzelwerk nachhaltig zu schützen, weil zu viele Menschen sich trotz der Hinweise in diesen Bereichen niedergelassen hatten.

Am 5. August 2023 wird die Neue Philharmonie Frankfurt erstmals an den Mainwiesen unterhalb von Schloss Philippsruhe spielen. Hier, unweit des Amphitheaters, wird die Bühne aufgebaut, Richtung Schloss stehen die Stuhlreihen und dahinter ist reichlich Platz für Picknickdecken. „Es wird anders, aber es wird genauso schön“, ist sich Kaminsky sicher. „Die Sicht ist hier auf jeden Fall frei“, ergänzt er und schmunzelt.

Bernd Michel, Leiter des Veranstaltungsbüros, und Dieter Zuth, Amtsleiter für den Bereich Umwelt, Natur und Klimaschutz bei der Stadt, hatten auch den Schlosspark zwischen Amphitheater und Schloss Philippsruhe als neuen Standort geprüft, „aber fachlich hätte man das nicht erklären können“, so Zuth, denn die Bäume im Schlosspark seien im gleichen Stress-Zustand wie die in Wilhelmsbad. 91 Altbäume sind bisher abgestorben; bei den verbliebenen Bäumen ist laut Zuth eine erhöhte Totholzbildung zu beobachten. Der Rückschnitt von Ästen, die Bewässerung der Bäume, regelmäßige Kontrollen – all das wäre nötig gewesen, um hier bedenkenlos eine Sommernacht feiern zu können. „Das macht keinen Sinn“, sagt Bernd Michel in seiner offenen Art und schüttelt den Kopf. Dass er diesen Umzug – nach 25 Jahren Open-Air an verschiedenen Standorten in Wilhelmsbad – in seinem letzten Jahr als Chef des Veranstaltungsbüros noch über die Bühne bringen muss, nein, das hätte er nicht gedacht.

„Aber die Geschichte geht weiter und sie wird gut“, so Michel. Dirk Eisermann, Geschäftsführer der Neuen Philharmonie Frankfurt mit Sitz in Hanau, sieht das genauso. „Die Sommernacht ist in dem Genre eine der erfolgreichsten Veranstaltungen in ganz Hessen und die Wiese am Main ein idealer neuer Standort.“

Musikalisch wird’s 2023 rockig und sportlich. „Schneller. Höher. Heiter“ lautet das Motto der ersten Sommernacht am Main. „Wir sind“, räumt Eisermann ein, „inspiriert von unserem Konzert mit Robbie Williams in der Elbphilharmonie vor drei Wochen.“

Die unmittelbar an den Schlosspark angrenzenden Mainwiesen sind nach Ansicht aller Beteiligten in vielerlei Hinsicht hervorragend geeignet, die Nachfolge des Staatsparks anzutreten. Der vorhandene Baumbestand entlang des Radweges sei in einem erheblich besseren Vitalitätszustand, so Zuth. Die Belastungen durch Bestuhlung und Decken seien zu verantworten.

Zudem gibt es einen guten Erfahrungsschatz für die Fläche, auf der seit 1988 das Hanauer Bürgerfest stattfindet; sowohl Infrastruktur als auch Logistik sind bereits vorhanden.

Damit der Musikgenuss ohne Sichtbehinderung möglich ist, „sind mitgebrachte Pavillons nur entlang der Baumreihe am Mainufer zugelassen“, ergänzt Bernd Michel. Der Eintritt für die Hanauer Sommernacht bleibt frei. Die Sitzplätze kosten zwischen 15 und 19 Euro. Der Vorverkauf für den Kultursommer 2023 und damit auch für die Sommernacht startet diese Woche. Die Veranstaltungen des Kultursommers finden weiterhin hinter dem Comoedienhaus in Wilhelmsbad statt. Auch das Chorfestival wird hier über die Bühne gehen. Am Main gibt es analog zum Bürgerfest zwei Fahrradwachen, eine am Schloss, eine am Amphitheater. Der Zugang ist nur von diesen beiden Seiten aus möglich, denn der Park wird abgesperrt.

Dass die Nachricht vom Umzug der traditionsreichen Wilhelmsbader Sommernacht an den Main sicher von einer gewissen Skepsis begleitet werde, könne er nachvollziehen, so Kaminsky, „aber wir wollten die Veranstaltung erhalten und den Menschen in Hanau und der Region damit Freude schenken“.

Einen festen neuen Platz hat die Hanauer Sommernacht auch im Kalender gefunden: Sie wird künftig immer am ersten Samstag im August stattfinden. „Die Verschiebung um eine Woche sorgt dafür, dass es keine Überschneidungen mit den Brüder-Grimm-Festspielen geben wird und das Amphitheater damit als Backstage-Raum für die Neue Philharmonie Frankfurt zur Verfügung steht“, begründet Michel das neue Datum.

Die Hanauer Straßenbahn wird Sonderbusse einsetzen. Parkmöglichkeiten für Autos stehen einseitig an der Karlsbader Straße zur Verfügung, die an diesem Tag zur Einbahnstraße gemacht wird.

Bernd Michel ist überzeugt von der Entscheidung für den neuen Standort. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl“, sagt der Veranstaltungsmann.

Karten für den bestuhlten Bereich vor der Bühne kosten zwischen 15 und 19 Euro. Reservierungen sind möglich unter frankfurt-ticket.de oder direkt im Hanau Laden.
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