Gutachten zeigt: Supermarkt in Oberrodenbach nicht umsetzbar „Teo“ ist letzte Option

So könnte die zukünftige Einkaufsmöglichkeit in dem Ortsteil aussehen. archiv

Rodenbach – Die fehlende ärztliche Versorgung und die fehlende Nahversorgung in Oberrodenbach beschäftigen die Gemeinde und vor allem die Oberrodenbacher schon seit Jahren. „Der Wunsch nach einem Nahversorger in Oberrodenbach ist da, aber es gestaltet sich schwierig. Wir haben immer wieder Gespräche geführt und erhielten stets eine Absage“, leitet Bürgermeister Klaus Schejna das Thema auf der Sitzung des Bauausschusses ein. Dass das Thema bewegt, zeigte auch die im Vergleich hohe Zahl an Bürgern, die der Einladung des Ausschusses zur Sitzung gefolgt sind.

Vorschläge und Diskussionen gab es in der Vergangenheit viele. Aus diesem Grund wurde die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mit Sitz in Ludwigsburg beauftragt, ein Gutachten zu erstellen und zu prüfen, ob es die Möglichkeit überhaupt gibt, einen zeitgemäßen Lebensmittelmarkt in Oberrodenbach anzusiedeln. Im Ausschuss stellte Monika Kollmar von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung die Analyse und das Ergebnis vor – was für manchen Anwesenden ernüchternd gewesen sein dürfte.

„Einziger Versorger in Oberrodenbach ist ein Bäcker mit einem ergänzenden Lebensmittelangebot“, fasst Kollmar die aktuelle Situation zusammen. In Niederodenbach hingegen sei das Angebot von Discountern und Supermärkten vielfältig.

Ein Nahversorger, so Kollmar, benötige Fläche. Daher war es der erste Schritt in der Analyse, Potenzialflächen zu finden. Zwei kamen in Betracht: an der Somborner Straße und an der Wiesenstraße. Doch Discounter und Supermärkte, erklärte Kollmar, müssten gewisse Voraussetzungen vorliegen haben, um den Bau einer Filiale in Betracht zu ziehen. „Oberrodenbach hat knapp 2400 Einwohner. Ein Discounter startet seine Überlegungen für eine Filiale erst ab 3000 Einwohnern, ein Supermarkt ab 4000 Einwohnern. Da wird es schon schwierig in Oberrodenbach.“

Weiterer Faktor ist der Standort. Das Unternehmen verglich die beiden möglichen Potenzialflächen und kam zu dem Ergebnis, dass an der Somborner Straße der geeignetere Standort wäre. „Es liegt direkt an einer Durchfahrtsstraße und wäre für Kunden sowie Anlieferung gut erreichbar, aber auch zu Fuß. Außerdem ist es eine große Fläche und der Lärmschutz wäre gewährleistet“, fasst die Expertin zusammen. Ein Standort an der Wiesenstraße wäre unattraktiv, da er von außen kaum wahrnehmbar wäre, es ein höheres Konfliktpotenzial mit Anwohnern geben könnte und die Fläche kleiner sei.

Ein möglicher Standort wäre also gefunden, dennoch bleibt Oberrodenbach für die klassischen Nahversorger unattraktiv, wie die Analyse von Köllmer zeigt. „Da es in Niederrodenbach und Umgebung viele Nahversorger gibt, wäre in Oberrodenbach eine Kaufkraft aus anderen Orten nicht gegeben. Der Markt wäre daher ein reiner Nahversorger für Oberrodenbach.“ Dementsprechend bildet sich das in der Umsatzerwartung ab. „Die Kaufkraft in Oberrodenbach liegt bei 6,1 Millionen Euro pro Jahr“, erläutert Kollmar die Zahlen. Für einen Nahversorger an der Somborner Straße prognostiziert die Analyse einen jährlichen Gesamtumsatz von rund 2,6 Millionen Euro, an der Wiesenstraße von gesamt 1,9 Millionen Euro. Das Ergebnis der Analyse ist eindeutig: „Die Anwohner-Kaufkraft und der verhinderte Kundenzufluss durch die starke Abdeckung an Versorgern in Niederrodenbach bietet kein ausreichendes Potenzial in Oberrodenbach für einen klassischen Supermarkt oder Discounter.“ Daher empfehle das Unternehmen alternative Konzepte wie mobile Lebensmittelangebote, Kleinflächenkonzepte oder Integrationsmärkte.

Für Bürgermeister Schejna kam das Fazit nicht überraschend. „Wünschen tun wir uns das alle, aber die Praxis, die vielen Absagen und das Gutachten zeigen eindeutig, dass es nicht funktionieren wird.“

Doch eine Möglichkeit gibt es noch, die Bauamtsleiterin Susanne Petz-Hohmann im Anschluss vorstellte. „Wir haben sechs Unternehmen mit alternativen Konzepten angeschrieben“, spinnt sie den Faden mit der Empfehlung der Analyse weiter. Nur das Handelsunternehmen Tegut, das mit „Teo“ ein Mini-Markt-Konzept anbietet, bekundete Interesse. „Teo“ ist ein modular aufgebauter Supermarkt mit einem Vollsortiment über 950 Artikel auf 50 Quadratmetern Fläche. Der Zugang sowie die Bezahlung erfolgt per EC-, Kreditkarte oder App. Geöffnet ist der Mini-Markt rund um die Uhr.

Der Standort ist schon gefunden: am Ortseingang auf dem Parkplatz beim FC Eintracht Oberrodenbach. Ein Schwertransporter käme aber nicht um die Kurve, daher müsse das Modul auf seinen Platz gehoben werden – ein Aufwand mit zusätzlichen Kosten, die von der Gemeinde mitgetragen werden müssten. „Das ist unsere einzige Möglichkeit für Oberrodenbach“, fasst Pelz-Hohmann zusammen.

Auch Schejna sieht das so: „Wir wären bereit, uns zu beteiligen. Die Bauaufsicht hat grünes Licht gegeben und eine Umsetzung wäre Anfang 2023 möglich. Eine andere Chance haben wir nicht.“ Es bleibe jetzt nur zu hoffen, dass das Unternehmen sich für Oberrodenbach als „Teo“-Standort entscheidet.
 par

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