Martin und Stefan Stein planen innovative Bühnen Theater in Shoppingzentren

Die Brüder Martin und Stefan Stein im Foyer des Rodenbacher Theaters. Stefan Stein sitzt auf einem der innovativen, komplett drehbaren und höhenverstellbaren Theaterstühlen, die er auch in seinem neuen Theater in Darmstadt einsetzt. Bild: andrea pauly

Rodenbach – Seit mehr als einem Jahrzehnt ist das „Stein’s Tivoli“ in Rodenbach für Liebhaber herzerfrischender Komödien und mitreißender Musikrevuen der Inbegriff professionell gemachter Unterhaltung mit persönlicher Note. Auch am zweiten Standort in Hanau begeisterte das Privattheater mehrere Jahre unter Leitung von Martin Stein und dessen Vater Günter unzählige Besucher weit über die Grenzen des Main-Kinzig-Kreises hinaus. Boulevardtheater und „Entertainment“ scheinen der Familie Stein einfach im Blut zu liegen, wie deren ambitionierte Projekte zeigen. Wir haben mit Martin Stein und seinem Bruder Stefan über die neuen Projekte sowie über die vergangene und aktuelle Spielsaison in Rodenbach gesprochen.

Seit 2009 ist das Stein’s Tivoli in Rodenbach eine feste Größe in der heimischen Kulturszene. Weit mehr als 50 000 Besucher sind seitdem in das kleine Boulevardtheater in der Hanauer Landstraße gekommen, das von Günter Stein und dessen Sohn Martin Stein gegründet wurde und seit dem Tod von Günter Stein im Jahr 2018 von Martin Stein allein weiterbetrieben wird. So gehört das Stein’s Tivoli zu den erfolgreichsten privat geführten Theatern im Rhein-Main-Gebiet. Doch die Covid-19-Pandemie hatte auch die Theatermacher aus Rodenbach kalt erwischt. Umfangreiche Renovierungen und die Installation einer hochmodernen Luftfilteranlage wurden in Lockdown-Zeiten durchgeführt, doch ein wirtschaftlicher Betrieb im Theater war unter dem Corona-Reglement schwierig.

Aus der Not entstand damals mit verschiedenen Freilichtaufführungen eine Tugend. Geblieben ist der äußerst erfolgreiche Open-Air-Sommer auf der Ronneburg. „Die Ronneburg ist inzwischen ein absoluter Zugewinn in jeder Hinsicht für unser Theater. Das Ambiente im Burghof ist einfach zauberhaft und auch die letzte Saison dort lief fantastisch. Wir haben dort irgendwie immer Glück mit dem Wetter und mussten noch nie eine Vorstellung absagen“, freut sich Martin Stein.

Bis auf den Beginn des vergangenen Jahres sei 2022 gut gelaufen, die Menschen seien regelrecht ausgehungert nach Unterhaltung im Allgemeinen und leichter Kost im Theater gewesen. „Dass wir unser Theater in Hanau kurz vor Pandemiebeginn geschlossen haben, merken wir nun, wo es keine Einschränkungen mehr gibt. Wir haben hier in Rodenbach inzwischen auch viele Besucher, die früher im Hanauer Tivoli zu Gast waren. Außer Freitag und Samstag wird auch die Sonntagnachmittagsvorstellung sehr gut angenommen. Die Donnerstage könnten allerdings noch etwas Zuspruch gebrauchen“, sagt der Theatermacher.

Neben mehreren neuen Stücken im Theater in den nächsten Monaten präsentiere Stein‘s Tivoli im Juli und August auf der Ronneburg wieder eine „Musical-Komödie vollgepackt mit allem, was die Musikbranche hergibt“ aus der Feder von Regisseurin, Autorin und Schauspielerin Louise Oppenländer, bei der Frank Heck Regie führe, so Martin Stein.

Bruder Stefan engagiert sich gerade für ein neues ambitioniertes Theaterbaukonzept, nachdem er schon in den 90ern in Kahl am Main ein Theater leitete und auch in Rodenbach Martin Stein zur Seite steht, wenn es nötig sein sollte. Letzterer unterstützt wiederum Stefan Stein nach Kräften bei seinen neuen Projekten.

Im Moment ist dies in erster Linie ein innovatives Theater im Shoppingcenter Loop5 bei Darmstadt, das sich gerade als Freizeitpark neu erfindet. Neben Freefall-Tower, Klettergerüst und Rutschen gehört auch ein Stein’s Tivoli Theater zu den kommenden Attraktionen. Stefan Steins neues Konzept sieht vor, eine ganze Kette an Unterhaltungsbühnen zu gründen. „Wir haben mit vielen Einkaufszentren gesprochen. Die meisten haben das Problem, dass die Einzelhandelsgeschäfte eben nicht mehr die Zugkraft haben, die sie mal hatten. Alle Einkaufszentren leiden unter Besucherschwund und orientieren sich neu, wie auch in Frankfurt das MyZeil. Die Entertainment-Bereiche sollen neues Publikum anziehen, aber auch die Attraktivität steigern für die anderen Läden“ berichtet Stefan Stein.

Das neue Stein‘s Theater-Konzept ermögliche, Musical- und Komödienproduktionen in einer völlig neuen Art und Weise zu präsentieren und damit auch die Perspektive und die Vorstellung der Zuschauer zu erweitern, so der 57-Jährige. „Wir wollen Theater stärker erlebbar machen. Unsere Zuschauer werden sich komplett in die Szenen eingebettet fühlen, ohne sich dabei viel zu bewegen oder aktiv am Geschehen teilnehmen zu müssen. Unsere Absicht ist es, die Gäste mit Elementen zu überraschen, die bisher nicht theaterüblich sind beziehungsweise bisher nie umgesetzt werden konnten“, erzählt Stefan Stein. Diesen Effekt erreiche man zum einen mit komplett drehbaren Sesseln, die in Höhe und Neigung verstellbar sind.

So könne auch das Auditorium als Spielfläche genutzt werden: „Rings um das Auditorium haben wir große Bildschirme, die immer szenisch das auffangen, was wir spielen. Zusätzlich gibt es Surround-Sound, Klang und Ton kommen immer aus der Richtung, wo sich eine Aktion abspielt oder der Zuschauer sie vermutet. Wir wollen das Publikum in die Szenerie, in der gerade gespielt wird, hineinversetzen“, erklärt der Theatermacher weiter.

Neben dem Loop5 seien bereits ein weiteres Theater im MyZeil in Frankfurt und eines in der City-Galerie in Aschaffenburg geplant. Die Spielplanung sei auch darauf ausgelegt, mehrere Häuser zu haben. „Der Plan ist es, mit einer Produktion nach drei Monaten in das nächste Theater zu gehen und dann rotieren die Spielpläne. Dann sind die Produktionskosten für jedes Stück viel geringer. Auch die Theater, die wir planen, sind alle baugleich“, sagt Stefan Stein. Allerdings warte er schon seit Monaten mit seinem fertiggestellten Theater im Loop5 bei Darmstadt darauf, endlich loszulegen, denn noch fehlt die Genehmigung für den Betrieb des Theaters. Aber die Theatermacher bleiben auch bei diesem Problem gewohnt optimistisch.
 anp