Bruchköbeler Geschichtsverein gestaltet die Räume im Spielhaus neu Heimatmuseum im neuen Domizil

Die Herwigs sind die treibenden Kräfte im Geschichtsverein: Vater Hans-Jürgen fungiert als Museumsdirektor, Sohn Frank ist der Vorsitzende. Bild: holger weber-stoppacher

Bruchköbel – Geschichte wird besonders spannend, wenn man sie einordnet und strukturiert. Getreu dieser Devise hat der Bruchköbeler Geschichtsverein sein Domizil im Spielhaus nun deutlich erweitert und neu gestaltet.

Hinter dem Vorsitzenden Frank Herwig und seinem Vater Hans-Jürgen, der die Rolle des Museumsdirektors begleitet und ihrem Team liegen arbeitsreiche Monate. Der Umbau im Spielhaus war eigentlich eine Zusammenführung zweier Museen: des Landwirtschaftsmuseums, das schon immer im Erdgeschoss des Altstadthauses beheimatet war, sowie des eigentlichen Heimatmuseums, dessen Exponate viele Jahre lang im Alten Rathaus am Freien Platz zu sehen waren. Als dann die städtische Entscheidung fiel, das Rathaus wieder gastronomischen Zwecken zuzuführen, musste der Geschichtsverein den Platz räumen. Was anfänglich einigen Mitgliedern sauer aufstieß, hat sich nun jedoch in Wohlgefallen gewandelt. Der Umzug habe sich wirklich gelohnt, betonen Frank und Hans-Jürgen Herwig. Die Stadtverwaltung habe Wort gehalten und ein ansprechendes und attraktives Umfeld für das historische Gedächtnis Bruchköbels geschaffen, meint Frank Herwig. Die Ausstellungsfläche ist nicht nur größer, sondern auch attraktiver geworden. Boden, Beleuchtung und die Wände wurden neu gestaltet. Auch ein Mitarbeiter-WC wurde hergerichtet. Räume, die vormals vom Akkordeonorchester sowie dem Kulturring als Lager genutzt wurden, sind dem Museum zugeschlagen worden. Um wie viele Quadratmeter sich das Heimatmuseum nun vergrößert hat, kann Herwig gar nicht genau beziffern. Doch böten die neuen Räumlichkeiten den Lokalhistorikern ganz neue Möglichkeiten.

Über mehr als 3000 Exponate verfügt der Bruchköbeler Geschichtsverein mittlerweile, nur ein Bruchteil davon findet man in der Ausstellung. Der Rest ist eingelagert im Archiv. Unten im Erdgeschoss befindet sich die alte Geschichte der Stadt, im Obergeschoss dokumentiert der Verein spätere Epochen. Dort kann der Besucher beispielsweise Einblick in eine Werkstatt der Diamantschleifer bekommen oder in der guten Stube sehen, wie die Bruchköbeler zur Jahrhundertwende lebten und sich einrichteten. Eigentlich sollte das Heimatmuseum schon viel früher eröffnet werden, doch die Coronakrise brachte auch die Expansionspläne des Geschichtsvereins zunächst zum Erliegen. „Jetzt sind wir froh und erleichtert, dass wir endlich starten können“, so der Vorsitzende, dessen Wunsch es ist, irgendwann auch ein Museumscafé zu eröffnen, für das es in anderen Kommunen bereits Vorbilder gibt. Dabei gehe es den Besuchern ja gar nicht unbedingt um die Ausstellung an sich. Im Vordergrund stünde das gemeinsame Erinnern an frühere Zeiten, weiß Hans-Jürgen Herwig.

Eine Besonderheit ist der Zeitstrahl, der auf vier Metern die wichtigsten Ereignisse der Stadt zwischen den Jahren 900 bis 2000 dokumentiert, aber diese auch in ihre Zeit einordnet. So wird der Besucher beispielsweise erfahren, dass der Bau des Wehrturms, heute der Kirchturm der Jakobuskirche, mit der Veröffentlichung von Shakespeares „Romeo und Julia“ einherging. „Struktur in die Geschichte zu bringen, statt ein Kuddelmuddel zu zeigen, das ist der Anspruch, dem wir gerecht werden wollen“, so Frank Herwig.
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