Der Nidderauer Künstler Axel Flitsch malt für ein soziales Musik-Kunst-Projekt Kunst trifft auf Musikinstrumente

Kunstvoll bemalt wurde auch diese Klarinette – eine echte Herausforderung für den Künstler Axel Flitsch, der das Projekt mit dem Osnabrücker Musiker Dirk Poggenpohl umsetzt. Foto: privat

Nidderau – Begonnen hat alles vor ungefähr 15 Jahren, als Dirk Poggenpohl und Axel Flitsch sich in Nürnberg kennenlernten. Beide sind im offenen Kultur Netzwerk aktiv und stellten schnell fest: „Unsere Grundeinstellung ist ziemlich identisch.“ Über die Jahre ist eine enge Freundschaft entstanden. „Es gibt Phasen, da telefonieren wir täglich, philosophieren mehrere Stunden“, sagten die beiden Künstler im Video-Chat.

Viele gemeinsame Projekte, die Musik, Literatur und Kunst zusammenbringen, haben die beiden realisiert. Immer sind es soziale Projekte, wie die Kinderhilfe Harambee, die Axel Flitsch in Windecken und Dirk Poggenpohl in Osnabrück zu neuen Aktionen motivieren. Die beiden Künstler wollen Menschen berühren, bewegen und dazu beitragen, dass die Welt ein klein wenig besser wird. „Wir gehören zu den Bekloppten“, sagen sie. Soll heißen, viele Projekte haben einen großen sozialen, aber keinen ökonomischen Gewinn.

Die Zusammenarbeit über Genregrenzen hinweg begann, als Dirk Poggenpohl, selbstständiger Musiklehrer, Leader und Bassgitarrist der Cover-Rockband „Die Barone“, die Bauteile einer Gitarre in das Atelier von Maler Axel Flitsch brachte. Es sollte die ultimative Bassgitarre des Profimusikers und inspiriert von den 1960er-Jahren bemalt werden, im Malstil von Axel Flitsch.

Das war in mehrfacher Hinsicht eine echte Herausforderung für den Maler. Er arbeitete nicht auf einer Leinwand, sondern im dreidimensionalen Raum an einem Körper. Der durfte sich nicht verformen. Flitsch musste „leise malen“, er trug Farbe auf, ließ sie trocknen und zeichnete dann mit einer Tuschefeder die Konturen. 700 Arbeitsstunden und acht Wochen später war ein einzigartiges Werk entstanden. Dirk Poggenpohl war schwer begeistert. Das Ergebnis hatte seine Erwartungen mehr als erfüllt. Bandmitglieder und weitere Musiker wollten so ein Instrument erhalten und damit ein Zeichen setzen für die Kinderhilfe Harambee, der die Kunstwerke gewidmet sind.

Natürlich standen die beiden Künstler bei diesem und bei weiteren Projekten, die folgen sollten, in ständigem Austausch. Die Musiker gaben ein Thema vor, erklärten, wie sie sich ihr Instrument vorstellten, ließen Axel Flitsch aber letztlich freie Hand. Das bereitete dem Maler hin und wieder Kopfzerbrechen. Flitsch erinnert sich daran, als er zum ersten Mal die Klarinette von Alexandra Weber in den Händen hielt. „Was ist das hier, darf ich das anmalen?“, fragte er Musiker Poggenpohl um Rat. Für dessen Band ist vor ein paar Tagen ganz neu das Trommelfell für die Bass-Drum zu einem wahren Kunstwerk avisiert. „Es ist so schön geworden, mir standen die Tränen in den Augen.“ Weiß sollte der Bandname „Die Barone“ bei Konzerten aufleuchten, das war die Vorgabe.

Kann man ein vibrierendes Trommelfell überhaupt bemalen? „Man kann es bedrucken“, erklärte Axel Flitsch. Nach dem ersten Entwurf war er im „Flow“, hat eine ganze Nacht lang einfach durchgearbeitet.

Seit 2001 verwendet Axel Flitsch leuchtende Gouache-farben und arbeitet die farbigen Figuren mit Tusche nach. Manchmal dauert es Wo-chen, manchmal nur wenige Stunden, bis ein Werk fertig-gestellt ist.

Seine Bilder sind nicht nur schön, sie wollen wachrütteln. Axel Flitsch verschließt nicht die Augen vor Menschenrechtsverletzungen oder Kriegen, er setzt sich ein für Frieden und Menschlichkeit. Seine Bilder sind in vielen nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen, hängen in öffentlichen Räumen. 2011 wurde Axel Flitsch unter anderen mit dem Internationalen Award „Best Artist 2011“ des Kultur-Netzwerkes ausgezeichnet.

Dieser Erfolg ist für den Maler insofern von Bedeutung, weil immer mehr Menschen auf die sozialen Projekte aufmerksam werden und mithelfen. An erster Stelle natürlich Dirk Poggenpohl und „Die Barone“. Ihre farbenprächtigen Instrumente verbreiten die Botschaft bei jedem Konzert, das sie im norddeutschen Raum geben.

Bei vielen Bühnenauftritten wird das selbst komponierte Stück „Harambee“ von Dirk Poggenpohl gespielt. Ein Teil der Einnahmen aus den Konzerten und aus dem Verkauf der Bilder geht direkt an den Verein. „Es ist uns wichtig, dass die Hilfe unmittelbar dort ankommt“, sagen die beiden Künstler. Seit sieben Jahren unterstützen sie mit ihrem Kunstprojekt Kinder in Nairobi. Jetzt planen Flitsch und Poggenpohl ein gemeinsames Konzert mit den gestalteten Instrumenten. Die Planungen für September 2022 laufen bereits – und weil neben den Baronen international bekannte Rockgrößen auf der Bühne stehen werden, wird noch nicht mehr verraten.

Weitere Informationen im Internet unter axel-flitsch.de/harambee.
 upo