So bewertet Kelterer Ralf Walther die Apfelernte Die Qualität wird gut

Zum Ende der Woche nimmt die Apfelmenge immer ab. Montags, wenn die Leute am Wochenende Zeit zum Ernten hatten, ist laut Ralf Walther an der Presse in Bruchköbel am meisten los.

Bruchköbel – Der silberfarbene Mercedes ist prall gefüllt. Sieben Fässer hat Willi Kempel an diesem Morgen in sein Fahrzeug gepackt. Es ist die Ernte von einem einzigen Apfelbaum. „Goldener Delicius“, heißt die die Frucht, die Kempel schon seit nunmehr 40 Jahren in jedem Herbst zur Kelterei Walther fährt. Es gab Zeiten, da habe der Baum rund zehn Zentner abgeworfen. In diesem Jahr ist seine Ernte mit fünf Zentnern recht spärlich ausgefallen. Es sind viele kleine Äpfel darunter, sagt er.

In etwa deckt sich die Bilanz des Hobbygärtners mit der von Ralf Walther, dem Chef der Bruchköbeler Traditions-Kelterei, wo sich die Apfelsaison jetzt schon langsam dem Ende zuneigt. Jeden Tag werden dort seit dem 5. September zwischen zehn und 15 Tonnen Äpfel aus der gesamten Region abgeladen. Sammelstellen unterhält das Unternehmen zudem auch in Büdingen, Selters und in Birstein.

Ralf Walther gibt die Antwort bereits, bevor der Reporter die Frage gestellt hat. „Ja , es gibt Äpfel, auch trotz des Dürresommers“, sagt er und greift in den Berg von Äpfeln, die an diesem Morgen von Streuobstwiesen angeliefert worden sind.

Dieses Jahr seien die Früchte in der Tat wesentlich kleiner als sonst. Viele der Bäume hätten ihre Äpfel auch schon vor der eigentlichen Ernte abgeworfen. Bis zu zwei Drittel der Ernte seien verloren gegangen. Dafür aber haben die Äpfel aufgrund der Wärme einen hohen Zuckergehalt, was zu einer hohen Qualität des Apfelweins und auch der Säfte beitragen werde.

Bis zu 2000 Tonnen Äpfel braucht der Unternehmer im Jahr, damit er seine Tankkapazität von rund 1,8 Millionen Liter gut ausschöpfen kann. Wenn es dieses Jahr 1800 werden, wäre er auch zufrieden. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld bekommt auch der Unternehmer bereits zu spüren. Vor allem in der Materialbeschaffung. Es sei schwierig, derzeit Flaschen zu bekommen. Und wenn, dann nur zu sehr hohen Preisen, sagt er.

Die Herstellung von Glas wird wegen der hohen Gaspreise teurer. Mit Blick auf die Energieversorgung zahlt sich aus, dass Walther vor rund zehn Jahren in Photovoltaik investiert hat. Damit könne er 80 Prozent seines Energiebedarfs abdecken.

Zukaufen muss er jedoch Öl für die Heizungsanlage, mit der auch der Saft erwärmt wird. Insgesamt seien die Produktionskosten um etwa zehn bis 15 Prozent gestiegen. Das Geld lässt sich nur schwer wieder hereinholen, sagt er. Vor allem die Lebensmittelmärkte ließen kaum mit sich reden.

Walther geht davon aus, dass die Zeiten noch härter werden. Die Krise sei bei den Konsumenten derzeit noch gar nicht angekommen, glaubt er. Das wiederum habe dann auch Auswirkungen auf das Ausgabenverhalten der Menschen. Der Verkauf bei Festen und in Gaststätten, immerhin 35 Prozent seines Geschäfts, werde darunter leiden. Der Krise kann der Kelterer nur einen positiven Aspekt abgewinnen. Vielleicht führe der Sparzwang dazu, dass sich die Menschen wieder mehr um die Streuobstwiesen kümmerten. Denn noch immer würden viele Bäume in der Region nicht abgeerntet.
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