Zwei Vorstandswahlen sind gescheitert Verein Allerlei Kultur löst sich auf

Immer wieder neue Ideen: Der Verein Allerlei Kultur ließ sich auch von der Pandemie nicht stoppen und brachte mit einem Traktor seine besonderen Kulturaktionen zu den Menschen. archiv

Erlensee – „Es gab keinen Krach oder einen bestimmten Auslöser. Es ist eine Entwicklung gewesen, wie sie bei vielen Vereinen stattfindet“, antwortet Jürgen Weiß auf die Frage, warum sich der Verein Allerlei Kultur auflöst.

„Allerlei ist Geschichte“, sagt Weiß unumwunden. Der Verein, der in den vergangenen elf Jahren in Erlensee über 50 Veranstaltungen organisiert hat, die auch Besucher aus der ganzen Region angelockt haben, hat keinen neuen Kandidaten für den Vereinsvorsitz gefunden.

Schon Ende vergangenen Jahres, als der Verein sein zehnjähriges Bestehen gefeiert hatte, hatte Jürgen Weiß kundgetan, dass er für das Amt des Vereinsvorsitzenden nicht mehr zu Verfügung stehen werde. „Das hat private und andere Gründe und hat nichts mit Allerlei zu tun“, betont der Perkussionist und Texter, der künstlerisch bei vielen Projekten aktiv ist.

Im Juli fand – bedingt durch die Corona-Pandemie – nach vier Jahren endlich wieder eine Mitgliederversammlung statt. Schon vorher hatte der achtköpfige Vorstand laut Weiß viele Gespräche mit Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern geführt, um einen Kandidaten zu finden – leider ohne Erfolg. „Es gab großes Bedauern überall“, berichtet Weiß, „aber keiner wollte es machen.“ Bei der Mitgliederversammlung stellte sich tatsächlich für das Amt des Vorsitzenden niemand zur Wahl.

Für einen gemeinnütziger Verein sei die Besetzung dieses Postens jedoch ausschlaggebend. Satzungsgemäß sei darum eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen worden, so Weiß. Diese zweite Versammlung fand am 31. August statt, aber auch bei diesem Treffen fand sich keine Person, die die Verantwortung übernehmen wollte und für den Vereinsvorsitz kandidiert hat. „Wir mussten daraufhin beschließen, dass wir den Verein auflösen.“ Das sei nicht nur in der eigenen Vereinssatzung so geregelt, sondern auch im allgemeinen Vereinsrecht. Es wurden zwei sogenannte Liquidatoren ernannt, die sich um die Vereinsauflösung kümmern: Dr. Axel Friedrich und Jürgen Weiß. Zu diesem Zeitpunkt sei klar gewesen, so Weiß: „Der Verein war nicht mehr zu retten.“

„Wir alle bedauern das. Es ist uns allen bewusst, das es ein Verlust ist“, sagt der 68-Jährige, der seit Beginn der Kulturinitiative angehört hat und am Ende das jüngste Mitglied im Vereinsvorstand war. Die Vereinsauflösung hätte bei vielen in Erlensee großes Bedauern ausgelöst. „Der Verein ist zwar weg, aber die Menschen, die darin aktiv waren, die gibt es ja noch“, blickt Weiß positiv gestimmt in die Zukunft.

Die Allerlei-Mitglieder und -Freunde wollen sich weiterhin regelmäßig treffen und weiterhin zum kulturellen Leben beitragen. Allerdings könnten die beliebten Veranstaltungen, wie Allerlei offene Gärten oder die Ess- und Schwätzabende vorerst nicht mehr angeboten werden .

Die Idee von Allerlei Kultur, kulturelle Veranstaltungen mit einem besonderen Dreh und abseits des Mainstreams zu gestalten und anzubieten, sterbe nicht mit dem Verein, sagt Weiß. „Aber jemand muss das machen und in die Verantwortung gehen.“
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