Bernd Förter und Heinz Ross haben eine riesige Blühwiese geschaffen Auch Wiedehopfe schauen vorbei

Schauen nach dem Rechten: Der Ostheimer Landwirt Bernd Förter (links) und Jagdpächter Heinz Ross in der mehrjährigen Blühwiese in den Nidderwiesen. Foto: jürgen w. niehoff

Nidderau – Ein bunt leuchtendes und im Winde wogendes Blumenfeld am Rande von Eichen, rund 11 000 Quadratmeter groß – für die Insekten ein willkommenes Nahrungsangebot und für den Menschen eine wahre Augenweide. Die Rede ist von den drei Blühwiesen, die der Ostheimer Landwirt Bernd Förter am Rande seiner Felder in den Nidderwiesen in diesem Frühjahr angelegt hat.

Geholfen, zumindest finanziell mit einer Spende von 150 Euro für die Wildblumensamen, hat dabei der Ost-heimer Jagdpächter Heinz Ross. „Ich habe bereits im vergangenen Jahr mehrere Blühwiesen angelegt, doch da waren die Flächen wesentlich kleiner“, berichtet Förter. Wer den Anstoß zu den Blühwiesen gegeben hat, ob ihm selber die Idee gekommen ist oder aber dem Jagdpächter Ross, einem passionierten Vogelschützer, wie er selbst von sich behauptet, das wissen beide heute nicht mehr. „Aber das ist letztendlich auch egal. Entscheidend ist doch der Erfolg. Und den kann man hier deutlich sehen und hören“, sagt Ross und deutet auf die unzähligen Insekten, die die Blüten umkreisen und deren Summen deutlich zu hören ist.

Und dann zählt er einzelne Vogelarten auf, die wegen der Blühwiesen wieder Einzug gehalten haben. Beispielsweise Fasane, Rebhühner, Wiedehopfe und Feldsperlinge, nicht zu vergessen die vielen Insekten und Käfer, die diese Blühwiesen zur Nahrungsaufnahme immer wieder anfliegen. „Natürlich gibt es mittlerweile schon an vielen Stellen Blühwiesen. Die werden mit zahlreichen Förderprogrammen vom Bund, Land und Kreis ja auch tatkräftig unterstützt. Doch gerade die in der Feldflur angelegten Biotope zeigen immer mehr ihre Wirkung als ‘Trittsteine’ in die unberührte Natur“, fährt Ross fort und erhält umgehend Unterstützung von Förter. „Ich lasse verblühte Pflanzen im Herbst und Winter einfach stehen, anstatt sie zu mulchen oder die Reste unterzupflügen. So finden Niederwild und Vögel auch in den dunklen Wintermonaten Deckung und Nahrung.“

Förter hatte bereits vor zwei Jahren mit der Anlage von Blühwiesen begonnen. Allerdings auf einer wesentlich kleineren Fläche, es waren damals nur etwa 4000 Quadratmeter. „Mit der Rückkehr der seltenen Vogel- und Insektenarten hat sich gezeigt, dass wir alles richtig gemacht haben“, zeigen sich Förter und Ross zufrieden.

Während die meisten Blühwiesen an den Wegerandstreifen angelegt werden und deshalb wegen der vielen Störungen durch Wanderer und Hunde nicht immer ideal für Niederwild, Bodenbrüter und Insekten sind, hat Förter seine Blühwiesen weitab von den Wegen gepflanzt. „Ich habe meine Blühwiesen auf drei Jahre angelegt und muss deshalb immer nur noch sporadisch nachsähen“, berichtet der Ostheimer Landwirt.

Mittlerweile erhalten Förter und Ross Unterstützung von der Bürgerstiftung Nidderau. Die hatte zunächst im Frühjahr unter dem Motto „Werden Sie Blühpate und helfen Sie mit, Nidderau erblühen zu lassen“ zu einer Spendenaktion für Blühwiesen aufgerufen.

Mehr als 40 Bürger hatten sich gemeldet und konnten mit einem Euro je Quadratmeter Blühflächen in Nidderau fördern. So entstand in Erbstadt auf einer Fläche von 650 Quadratmetern genauso eine Blühwiese wie am Wartbaum, wo auf einer Fläche von immerhin 3500 Quadratmetern Blühmischungen ausgesät werden konnten. Auch der Main-Kinzig-Kreis setzt sich mittlerweile für mehr Biodiversität im Kreisgebiet ein. Im Rahmen eines Projektes, mit dem er den anhaltenden Insektenrückgang entgegenwirken will und deshalb ein Netz aus artenreichen Wildpflanzenflächen durch den gesamten Main-Kinzig-Kreis zu ziehen versucht, hat bereits 500 Flächen in insektenfreundlichen Lebensraum umwandeln lassen. Zusätzlich bietet er den Personen an, die geeignete Flächen besitzen, verwalten oder bewirtschaften, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Zurück zu den Ostheimer Blühwiesenfreunden: Beim Blick über die große Blühwiese, die sich – vom Feldweg nicht einsehbar – zwischen einem sehr großen Maisfeld und der Nidder in die Landschaft einschmiegt, verraten beide dann auch den Ursprung ihrer Liebe zu der bunten Fläche: „41 Prozent der weltweiten Insektenarten sind vom Aussterben bedroht – mit gravierenden Folgen für die Ökosysteme. In den vergangenen Jahrzehnten ist ihre Zahl sogar um bis zu 75 Prozent zurückgegangen. Es ist deshalb höchste Zeit, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen.“
 jwn