Rettungsmedaille des Landes für beherzte Tat 21-Jähriger verdankt Tom Knoche und Gabriel Eckhardt sein Leben

Die Rettungsmedaille des Landes Hessen überreichte Staatssekretär Michael Bußer (Zweiter von links) an Gabriel Eckhardt und Tom Knoche, die durch ihr Eingreifen Marco Bernau (Zweiter von rechts) vor zwei Jahren das Leben retteten. Zur Auszeichnung gratulierten auch Erster Stadtrat Hubert Gerhards und Bürgermeister Roger Winter. Foto: pro

Obertshausen (pro) – Ihr Beispiel soll Schule machen, darum verlieh ihnen die Landesregierung nun die Rettungsmedaille. Staatssekretär Michael Bußer ehrte jüngst die Studenten Tom Knoche und Gabriel Eckhardt. Sie haben vor zwei Jahren einem jungen Mann das Leben gerettet, der im S-Bahnhof Ledermuseum in Offenbach in das Gleisbett der gestürzt war.

Die Helfer erinnerten sich im kleinen Sitzungssaal des Hausener Rathaus an den 23. August 2014. Die beiden Freunde waren einem Aufruf gefolgt und wollten Blutplasma spenden. Tom wohnte damals noch am Bürgerhaus, Gabriel in der Friedhofstraße. Sie trafen sich am Bahnhof Obertshausen und fuhren mit dem Zug in die Lederstadt. Als sie ausstiegen, bemerkten sie einen Jungen, der benommen über den Bahnsteig wankte und in das Gleisbett gegenüber stürzte.

Die beiden Studenten überlegten nicht lange und liefen sofort zum Unglücksort. Tom sah noch über die Schulter seines Freundes auf der Anzeige, dass ihnen noch ein paar Minuten bis zur Einfahrt der nächsten S-Bahn blieben. Sie sprangen auf den Schotter, einer griff den Gestürzten an den Schultern, der andere an den Füßen. Doch so schafften sie es nicht, den leblos wirkenden Körper zurück auf den Bahnsteig zu hieven. Sie riefen um Hilfe, vier Frauen eilten herbei, gemeinsam schafften sie es.

Erinnerung fehlt

Marco Bernau war das Opfer, ist heute 21 Jahre alt und beendet gerade in Frankfurt-Eckenheim seine Ausbildung zum Altenpfleger. Bis heute konnte ihm kein Arzt sagen, warum er das Bewusstsein verloren hatte. „Ich wurde 14-mal operiert, der erste Eingriff dauerte neun Stunden”, haben die Mediziner ihm erzählt. Er hatte rechts das Gehör und dazu einige Zähne verloren, musste aber nur zehn Tage im Krankenhaus bleiben.

An das Geschehen selbst habe er keine Erinnerungen, berichtete er bei der Begegnung im Rathaus Schubertstraße. „Die Ärzte glauben, wenn ich mich erinnern würde, könnte ich nicht mehr unbedarft S-Bahn fahren.” Tom und Gabriel stehen seit dem Unglück in Kontakt zu Marco. Der schlug seine Retter über die Internetseite des Landes Hessen für die Auszeichnung vor.

Kontakt seit dem Unfall

„Sie können den 23. 8. als zweiten Geburtstag feiern”, schlug Regierungssprecher Michael Bußer vor. Der frühere Schutzpolizist stellte fest, es sei oft „einfach zu helfen”, aber „je mehr Leute da sind und je einfacher die Situation ist, desto weniger wird geholfen”. Im Namen des Ministerpräsidenten dankte er Knoche und Eckhardt für ihre Zivilcourage. Sie sollten als Vorbilder im Mittelpunkt stehen und „Menschen Mut machen, ebenfalls beherzt einzuschreiten”. Auch Bürgermeister Roger Winter dankte den „stillen Helden” und hoffte, dass Zeugen häufiger zupacken.

Tom Knoche ist 20 Jahre jung, wohnt mittlerweile in Frankfurt, studiert BWL mit Schwerpunkt Wirtschaftsprüfung. „Ich würde das in jedem Fall wieder machen”, betonte er. „Es ist optimal gelaufen”, resümierte Gabriel Eckhardt. „Es ging alles so schnell, du handelst da instinktiv.” Er würde aber „keinen verurteilen, der erst überlegt”. Der 23-jährige ist Student der Sportwissenschaften, Er erklärte, „ich bin echt froh, dass ich’s gemacht hab’”.