Diakonie-Projekt „Jugend ohne Schulden“ an der GKS Augen auf vor dem Kauf

Georg-Kerschensteiner-Schüler haben unlängst von Experten des Diakonie-Projekts „Jugend ohne Schulden“ erfahren, wie Schulden vermieden werden können.

Obertshausen – Eine schwarze Jeans, Länge 32, Bundweite 34 Inch, für 39,90 und für 29,90 Euro, die erste für 4,90 Euro Versandkosten, die zweite für acht – oder für 15 Euro, versichert ... Es gibt noch viel mehr Unterschiede zwischen den Angeboten im Internet, da heißt es Augen auf vor dem Kauf, mahnten Engelbert Van De Loo und Rüdiger Frenk. Die beiden Experten beraten ehrenamtlich im Diakonie-Projekt „Jugend ohne Schulden“, das jetzt an der Georg-Kerschensteiner-Schule lief. Ziel sei es, Teenager und junge Erwachsene davor zu bewahren, in eine Schuldenfalle zu tappen. Dazu sollen sie zunächst lernen, ihre Bedürfnisse und ihr Konsumverhalten einzuschätzen und Werbestrategien zu durchschauen, erläuterte Studiendirektorin Martina Wenzel. Wichtig sei auch, Haushalts- und Budgetpläne zu erstellen, Kostenfallen zu erkennen und zu vermeiden.

Sie unterrichtet künftige Steuerfachangestellte sowie Fachleute für Büromanagement und Lagerlogistik. „Sie verfügen im dritten Ausbildungsjahr über 900 Euro netto, schließen Handyverträge ab, shoppen im Internet, weil sie ja erst in drei Monaten bezahlen müssen, oder buchen ihren Urlaub auf Pump“, schildert die Abteilungsleiterin bekannte Szenarien. Müssen dann mehrere Rechnungen und Raten gleichzeitig bedient werden, steigt der Benzinpreis exorbitant, werde es oft eng. Immer vertrauen sich Schülerinnen und Schüler der Klassenlehrerin an und beichten, dass sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können, berichtet die Pädagogin.

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Eine Privatinsolvenz könne zwar innerhalb von drei Jahren abgewickelt werden, aber dazu müssen die vereinbarten monatlichen Abschläge zwingend geleistet werden, betont Lehrkraft Wenzel.

Die Azubis im Lager vergleichen die Angebote im Netz: Die eine Hose kann über ein sicheres Bezahlsystem geordert werden, die Ware befindet sich in Darmstadt und ist neu. Die scheinbar günstigere Alternative liege in Basel, also außerhalb der EU, erfordert Vorkasse per Überweisung, hat eine längere Lieferzeit und ist nur B-Ware. „Vorsicht!“, mahnt Frenk. Wer selbst Geld versendet, anstatt es abbuchen zu lassen, könne es im Zweifel bei der Bank nicht zurückfordern. „Und die Anbieter sitzen mit eurem Geld längst auf den Bahmas ...“

Die beiden Gruppen sprachen auch, was zu tun ist, wenn man krank oder arbeitslos wird oder eine saftige Mieterhöhung erhält. Die beiden Kursleiter in den beruflichen Schulen bringen Erfahrung als Fachanwalt für Steuerrecht und als Computer-Spezialist mit. Sie rechnen Lebenshaltungskosten vor, vermitteln Finanzkompetenz und machen ihre Zuhörerschaft stark gegen Spielsucht.

Von Michael Prochnow