Das Karl-Mayer-Haus feierte kürzlich sein 25-jähriges Bestehen und ebenso lange arbeiten der Heimatverein und die Spitzengilde eng zusammen. Im Obergeschoss des Museums können Besucher der Dauerausstellung etwas über die verschiedenen Herstellungsweisen von Spitze erfahren, nun reihen sich unter dem Motto „Von der Hand- bis zur Maschinenspitze“ die feinen Arbeiten von Doris Bloes ein. „Am Anfang war das kein Traumjob, ich musste wegen der Maschine so geradeaus denken“, erzählt Bloes in der Eröffnungsrede zur Ausstellung. „In der Handarbeit kann man sich selbst einbringen, wie in einem Kunstwerk“, sagt Borck, die die Spitzengilde im Heimatverein vertritt. Dennoch solle man die Maschinenspitze nicht unterschätzen, da für ihre Herstellung ebenso viel Können und Wissen erforderlich sei, betont sie weiter.
Werkstattmuseum in Obertshausen
Welche Schritte von der Idee bis zur fertigen Stoffbahn nötig sind, lässt sich in Bloes‘ Ausstellung nachvollziehen: Zunächst wird ein sogenannter Brief erstellt, der das gewünschte Muster in vielfacher Vergrößerung darstellt. Damit die Raschelwirkmaschine die Fäden und verschiedenen Garnarten richtig zusammenwebt, muss das Muster in Form unzähliger Zahlenkolonnen in die Maschine eingegeben werden, die einzelnen Fäden werden per Hand eingespannt.
Die 75-Jährige ist froh, sich in ihrem Ruhestand wieder ihrer kreativen Ader hingeben zu können. Neben ihren Spitzenarbeiten zeigt sie im Heimatmuseum auch Patchwork und Aquarelle von sich. Auf einem Kreativmarkt haben sich Bloes und Borck schließlich kennengelernt. „Doris ist viel unterwegs, sie besucht Malkurse, während ich Urlaub mache“, erzählt Ehemann Uwe und lächelt seine Frau an. Das nächste Ziel sei Venedig. Uwe Bloes unterstützte seine Frau schon früher, als diese mit Heimarbeit beschäftigt war. Sie nahm Aufträge mit nach Hause und bearbeitete die Stoffe, wenn Mann und Kinder im Bett waren.
Das Lebenswerk der ehemaligen Designerin ist die 37. Ausstellung, die die Deutsche Spitzengilde im Karl-Mayer-Haus veranstaltet. „Das Textilhandwerk ist für Obertshausen von großer Bedeutung und darf nicht in Vergessenheit geraten“, erklärt die Vertreterin Borck. Der Erste Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Armin Paul, betont: „Frau Borck gilt hierfür ein besonderer Dank und ich hoffe auf viele weitere Jahre der Zusammenarbeit.“