„Ich bin keine Gegnerin der S-Bahn“, stellt Daniela Schloß klar. Auch ihre zehn Nachbarn, die am Mittwochmorgen zu dem Treffen erscheinen, sehen die große Bedeutung für die Stadt, dass sie an das S-Bahn-Netz angeschlossen ist. Je nach Geschwindigkeit, Länge und Auslastung der Bahnen würde der Lärm variieren, doch still sei es bei einer Taktung von 15 bis 30 Minuten nie. „Wir erwarten nicht, dass Stille herrschen soll. Die Ankündigung sehen wir als Fortschritt“, sagt Anwohnerin Schloß.
Seit sechs Jahren versucht Schloß zu bewirken, dass die Lärmbelästigung durch die Züge abnimmt. Auf Höhe des Parkplatzes Badstraße, etwa zwei Meter hinter der Rettungswache, entsteht das Geräusch. Schloß weiß von mehreren Kontaktaufnahmen mit der Deutschen Bahn, dass eine abgenutzte Weiche die Ursache der Geräusche sei. „Wenn das Rad der S-Bahn das Herzstück der Weiche passiert, schwebt es kurz in der Luft“, erklärt Kerem-Deniz Cebeloglu, Arbeitsgebietsleiter Oberbau bei der DB Netz AG und 1. Bezirksleiter Fahrbahn 2 (Hanau I, Hanau II, Gießen, Aschaffenburg, Friedberg). Eine Weiche ohne Geräusch gebe es nicht. Das Versprechen der Bahn an Schloß sei im Sommer 2022 gewesen, dass bis Weihnachten das Problem behoben sein sollte. Beim Treffen stellt sich heraus, dass Cebeloglu zwei Isolierstöße als lauter empfindet als das Klackern durch die Weichen. Ein Isolierstoß ist laut dem Lexikon der Eisenbahn ein elektrisch isolierter Schienenstoß – also zwischen der Verbindung zweier Schienenenden. Auch das könnte durch die Bauarbeiten (kurzzeitig) behoben werden. Doch die Bahn stellt auch eine langfristige Verbesserung in Aussicht: 2028 stehe eine Erneuerung der gesamten Gleise und Schienen im Bahnhofsbereich in Obertshausen an, verkündet Cebeloglu. Doch da sich bei den bestehenden Gleise die Lärmbelästigung im Laufe der Jahre verstärkt hätte, bleibt bei den Anwohnern die Sorge, dass sich in fünf Jahren bloß für kurze Zeit etwas bessert. Trotzdem ist Schloß dankbar für das Bemühen der Bahn: „Herr Cebelogluhat hat sich sehr für unser Anliegen eingesetzt.“
Ein Lösungsvorschlag abseits dessen, etwas an den Gleisen zu verändern, ist eine Schallschutzmauer. Die Bahn zeigt Bereitschaft, sich mit der Stadt darüber auszutauschen, sollte sie eine solche Mauer mit städtischen Mitteln bauen wollen. Dieses Thema sowie den Hinweis, dass wenigstens ein Zaun zwischen dem Parkplatz und den Gleisen zum Schutz von spielenden Kindern benötigt werde, nimmt Erster Stadtrat Michael Möser zur Besprechung mit ins Rathaus.
Von Theresa Ricke