Ab Oktober geht’s im Waldpark los Awo Obertshausen informiert Eltern über neue Waldkindergarten-Gruppe

Die zukünftige Leiterin der neuen Gruppe, Ulrike Gunne (stehend), erläuterte den Eltern, welche Themen sie mit den Kindern angehen möchte. Foto: m

Obertshausen (m) – Im Oktober startet ein weiterer Waldkindergarten der Arbeiterwohlfahrt Obertshausen. Sein Standort wird am alten Waldfestplatz an der verlängerten Lindenstraße im Waldpark Ste. Genevieve des Bois sein. Die Fachbereichsleiterinnen Bianca Weinert und Ute Hemme-Unger stellten im Gesellschaftsraum des Bürgerhauses das Konzept vor.

Rund 30 Mütter und Väter zeigten am Mittwoch vergangener Woche reges Interesse an dem Angebot. „Wir arbeiten viel mit den Händen“, erläuterte Sprecherin Weinert. Es sei wichtig, dass die Kleinen selbstständig aktiv sind, darum gebe es keine vorgefertigten Spielsachen, sondern Bastelmaterial aus der Natur und viel freie Zeit zum Experimentieren. „Die Impulse kommen von den Kindern, und der Wald bietet alles, was sie brauchen.“ Die Schützlinge seien nie alleine, immer in einer Gemeinschaft, betonte die Pädagogin.

In Heusenstamm haben sie Speisen und Malfarben aus Brombeeren bereitet, haben sich religiöse Gedanken über den Tod eines jungen Vogels gemacht. „Wir erleben die Dürre hautnah“, schilderte Ulrike Gunne, die schon seit einigen Jahren für die Awo tätig ist und den neuen Kindergarten in Hausen leiten wird.

„Die Kinder arbeiten viel mit Seilen, die sind sehr schonend für die Natur und wecken die Fantasie, Spielgeräte selbst zu bauen“, erzählte die Erzieherin. Die Natur gebe den Rhythmus vor, was wann gemacht wird. „Man kann die komplette Bildungsarbeit im Wald machen, die Stille hören, alle Sinne, die Grobmotorik und Bewegung anregen“.

Die Leiterin wird unterstützt durch eine weitere Fachkraft und eine pädagogische Hilfskraft. „Die Gruppe hat einen Tages- und einen Wochenrhythmus, die Kinder begrüßen sich mit Liedern im Morgenkreis und verabschieden sich ebenso im Abschlusskreis“, schilderte die Leiterin. „Um dem Nachwuchs Orientierung zu geben, sind eine Struktur, Wiederholungen und ein fester Tagesablauf nötig.“ So gebe es in der Gruppe in der Schlossstadt einen Schnippeltag mit Rohkost, einen Ausflugs- oder Bachtag. Auch die Sprachförderung mit Liedern, Büchern, Spielen und Märchen sei Bestandteil der Erziehung.

Diesem Element komme eine wachsende Bedeutung zu, weil auch immer mehr Migranten ihren Nachwuchs zu den „wilden Erdbären“ & Co. schicken wollen. Der Druck bei der Suche nach einem Kindergartenplatz sei mittlerweile so stark, dass manche Sprösslinge schon gleich nach der Geburt angemeldet werden, berichtete Awo-Vorsitzender Rudolf Schulz. Diese Situation habe auch das Interesse am Waldkindergarten gesteigert.

Für den Start liegt rund ein Dutzend Voranmeldungen vor, maximal 20 Mädchen und Jungen können aufgenommen werden. Die Betreuung findet wie in allen Awo-Einrichtungen von acht bis 13 Uhr statt, mit Mittagstisch (ab Januar fünf Euro pro Tag) mit vegetarischen und biologisch angebauten Zutaten geht’s bis 14 Uhr. In der zweiten Hälfte der Schulsommerferien ist geschlossen, das Angebot von Notgruppen sei im Aufbau. Im Winter pausieren die Kindergärten vom 23. Dezember bis zum 13. Januar.

Die Gebühr ist zwar abgeschafft, die Awo verlangt jedoch 250 Euro Aufnahmegebühr, die in keinem Fall zurückerstattet wird. 150 Euro müssen pro Elternteil und Jahr für den Förderverein gezahlt werden. „Bei uns laufen Projekte, die nicht von jeder Stadt gefördert werden“, informierte Schulz. Das Geld fließe auch in die Aus- und Fortbildung, jede Gruppe werde zudem von Auszubildenden begleitet.

„Wilde Wackelzähne“ heißen im Waldkindergarten die Schulanfänger, die im Herbst drei Tage auf einem Reiterhof verbringen. Mit den Pferden und einer heilpädagogischen Kraft tanken sie viel Selbstvertrauen. Daneben vermittelt eine Künstlerin das freie Malen auf einer großen Staffelei.

Über die Winterzeit brauchen sich Eltern keine Gedanken machen. „Der Organismus kann sich gut auf Kälte einstellen“, informierten die Erzieherinnen, und „Kinder haben weniger Probleme mit dem Winter als Erwachsene“. Die Runde bereite dann ein Feuerfrühstück zu. „Manche Kinder tragen eine Wollschicht mehr, andere brauchen keine Handschuhe“, beobachteten die Frauen. Der Zwiebel-Look sei das Beste, man hat immer noch eine Schicht zum Ablegen oder Drüberziehen.

Schlechter sei ein nasskalter Dauerregen, aber auch solche ganz seltenen Tage könne man gut aushalten, meinte Bianca Weinert, und für alle Fälle stehe ein Bauwagen bereit.