Unterstützt von den Tollitäten aus Mühlheim und Lämmerspiel erobern Matthias I. und Jutta I. den Obertshäuser Thron Die Babbscher stürmen das Rathaus

Mit einer Polonaise ging es für Lederbaron Matthias I. und Comtesse Jutta I. direkt in den großen Sitzungssaal ins Rathaus, wo der Thron erobert wurde. Foto: m

Obertshausen (m) – Die Elf Babbscher lenken zwei Tollitäten, lassen die Garden tanzen und die Nodebabbscher spielen. Sie feiern spektakuläre Fastnachtssitzungen und stürmten am vergangenen Samstag bereits im fünften Jahr das Rathaus. Dieser Brauch erfreut sich eines enormen Zuspruchs, Hunderte begleiteten den Tanzsport- und Karnevalverein zur Verwaltungshochburg an der Schubertstraße, um Bürgermeister Roger Winter und den Magistrat zu entmachten.

Unter der Wintersonne vom blauen Himmel erwarteten viele Hausener in Gruppen am Straßenrand den Zug. Er wird jedes Jahr um eine oder zwei Gruppen länger und entwickelt sich prächtig zum närrischen Lindwurm. Mit viel Helau und Musik der Icebreakers von der Offenbacher Stadtgarde und aus den eigenen Reihen setzten sich die Truppen an der Sporthalle Rodaustraße in Bewegung.

Der Weg führte durch Bach-, Herrn- und Schumacherstraße auf die Seligenstädter. Sechs Mitglieder des Freiwilligen Polizeidienstes aus Mühlheim, Heusenstamm und Obertshausen sicherten die Frohsinn-Demo mit Blaulicht und Warnwesten. Auch die schweren Feuerwehrfahrzeuge am Rathaus galten der Sicherheit. Sie dienten als Bollwerke gegen terroristische Angriffe, seien laut Gesetz vorgeschrieben.

Die Attacken närrischer Heerscharen konnten sie freilich nicht aufhalten. Prinzenpaare aus Mühlheim und Lämmerspiel begleiteten Lederbaron Matthias I. und Comtesse Jutta I., außerdem der Sonnau-Ritter und der Zugmarschall des Mühlheimer Karnevalvereins, starke Fußtruppen in Gardekostümen, Kinder der Kita St. Josef mit riesigen Spielkarten, passend zu „Babbscher’s Eleven“, dem Motto im närrischen Jubiläumsjahr.

Kleine Babbscher schwenken die größten Fahnen, Schellennarren, „Blumen“ und Schürzenträger sind dabei, insgesamt 320 Zug-Teilnehmer. Babbschers Organ Sebastian Leinweber begrüßte jede Gruppe, die im Ziel einlief. Auf der Bühne zeigten die jungen Blue Magic Kids lächelnd Hebefiguren, „Tanzfloh“ Florentina Kniel begeisterte mit ihrer artistischen Choreografien, ebenso die Blue Butterflies in Affen- und Schülergewändern. Später zauberten noch drei Black Fairies, die „Schwarzen Feen“ von der Offenbacher Stadtgarde, flotte Fastnachtslaune.

„Unser Bürgermeister will wohl für immer Winter-Zeit“, so Babbscher-Chef und Protokoller Andreas Murmann. Seine Erkenntnis lautete, „der letzte Sommer war zu heiß“ und beschrieb das Klima im Land: „In Chemnitz war nicht nur der Rasen braun“, verurteilte er „dumpfe, hohle Parolen“ wie Gewalt, gleich von welcher Seite sie kommt. Ausgerechnet aus der Schweiz habe die AfD „schwarze Koffer“ erhalten. Wähler fühlen sich von der Politik im Stich gelassen, analysierte Andreas und kritisierte das Gezänk um Diesel, Feinstaub und Postengeschacher der Parteien, „die Welt lacht über Deutschland“. Obertshausen setze aber nicht auf Fahrverbote, hier gelte das Winter-System, Rathauschef Roger fahre Rad. Andreas griff noch den Fall Bundeswehr auf, der mit Umstandskleidung offenbar darauf baut, den Nachwuchs intern zu produzieren. Er beklagte die „heiße Luft“ des Herrn Seehofer, die „durchgeknallten“ Engländer mit ihrem Brexit und fürchtete die protestierenden französischen Gelbwesten.

„Die drögen Beamten vertreiben“ wollten Matthias I. und Jutta I.: „Selbst die EU-Kommission aus Brüssel, die Debbe’, habbe’ erkannt, die Winter-Zeit, die wird’s net mer gebbe’“ - „Kommt doch am Mittwoch zur Sprechstund’ vorbei“, lud der Bürgermeister ein, „da rede’ mer dann und trinke’ e Gläsie oder auch zwei.“ Viel zu verteidigen gab es offenbar nicht: „Den marode’ Lade’ hier, des sag’ ich euch immer, den will doch keiner, und’s werd auch jedes Jahr schlimmer. Mittlerweile sieht jeder Löcher in dieser Kasse und vor allem auch auf unsere’ Gasse’.“

Der Baron überredete den versammelten Magistrat auf der Rathaustreppe zum Würfeln. Doch dem nutzte weder die Fesselung des Ersten Stadtrats Michael Möser, der im letzten Jahr zu den Angreifern übergelaufen war, noch die sechs Augen auf dem Würfel. Die Regenten warfen zweimal die „1“: „So kommt ihr net in mei Spielhölle rei’“, prahlte der Politiker. Doch die „11“ sei ein Pasch, „und der zählt gewiss mehr, jetzt geb’ die Schlüssel zum Beamte’-Casino her“, forderte Matthias. Und sein „Joker“ Jutta erkannte, „des ist en Elver, quasi Babbscher’s Eleven, auf geht’s, enoi in den Amtsstuben Heaven“.

Von Wegen „Himmel“, Winter glaubte, „es bleibt in Grenzen der Frust, am Aschermittwoch ist ja alles vorbei, und dann ziehen wir hier ganz schnell wieder ei’!“.

Erst mal aber schlängelte sich eine Polonaise mit Narren aller Vereine bis in den großen Sitzungssaal. Draußen wurden die Karnevalisten bei herrlichem Wintersonnenwetter versorgt mit Kaffee und Kuchen von Garde-Eltern, Getränken vom Vereinsring und leckeren Sandwiches von der Familie Volpe. Am 9. Februar laden die Elf Babbscher zur Gala-Sitzung im 11. Jubiläumsjahr.

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