Mehr als 500 Pilger nahmen am Festgottesdienst in der St. Thomas Morus Kirche teil Eine besondere Atmosphäre erfüllt das Gotteshaus

Die Zeugnisse der Heiligen Bernadette Soubirous luden in Obertshausen zum Gebet ein. Viele Pilger aus ganz Hessen nahmen am Festgottesdienst teil und bestaunten den Schrein aus Lourdes. Foto: m

Obertshausen (m) – Manche sammeln Autogramme ihres Idols oder verschwitzte Trikots. Andere verehren Haut und Knochen der Bernadette Soubirous. „Reliquien gehören zur katholischen Glaubenswelt“, klärte Prälat Dr. Peter Hilger im Angesicht des Schreins aus Lourdes auf. Er zelebrierte am Dienstagabend mit mehr als 500 Pilgern einen Festgottesdienst in St. Thomas Morus. Gläubige kamen aus der näheren und weiteren Umgebung in die Pfarrkirche. Obertshausen war der einzige Ort in der gesamten Diözese Mainz, in dem die Zeugnisse der Heiligen zum Gebet einluden. Eine besondere Atmosphäre erfüllte das Gotteshaus an der Berliner Straße. Die ansteckende Begeisterung von Pfarrer Norbert Hofmann und das beispiellose Engagement des Helferteams unter Leitung von Carmen Lehmann aus dem Pfarrgemeinderat verbreitete eine kräftige Brise des Geistes aus Lourdes. Malteser aus Mainz, Viernheim und Obertshausen begleiteten die Reliquie, fast alle Gruppierungen der Gemeinde zeigten Flagge, postierten sich mit ihren Bannern um den Altar. Domkapitular Hilger erklärte zur Reliquienverehrung, „Menschsein im christlichen Verständnis bedeutet immer auch, körperlich verfasst sein, als Mensch da zu sein, mit Leib und Seele“. Reliquien seien „Erinnerungen an die Zukunft“, an die leibliche Auferstehung. Der Gast dankte dem Mainzer Bistumspfarrer Klaus Holzamer, dem deutschsprachigen Pilgerseelsorger in Mainz, für die Vermittlung des Schreins. Mit Holzamer fuhr Hilger 1983 erstmals nach Lourdes. „Man ist da und reiht sich ein, berührt den Felsen, spricht sein Ave Maria.“ Damals nahm der Prädikant nach schwerer Krankheit Trost und die Zuversicht mit, seinen eingeschlagenen Weg weiter zu beschreiten und in Rom zu studieren. Der einstige Hausener Kaplan und Seelsorger für die Heimatvertriebenen Dr. Wolfgang Stingl gewann den heutigen Offizial des Bistums für einen weiteren Besuch des Wallfahrtsorts. 18 Mal sei dort zwischen Februar und Juli 1858 der 14-jährigen Bernadette die Gottesmutter erschienen. Die junge Französin trat in ein Kloster der Schwestern der Nächstenliebe ein. Sie starb mit 35, Papst Pius X. sprach sie 1933 heilig. Allerdings nicht wegen der Erscheinungen, sondern aufgrund ihres tiefen Glaubens und ihres frommen Lebens in der Nachfolge Christi, hieß es. „Wir wissen, es sind nur ganz wenige, die nach Lourdes fahren und vollkommen von ihrem Leiden geheilt werden“, sagte Peter Hilger. „Das eigentlich Wunderbare ist der Trost, den Lourdes schenkt.“ Und auf Gottes Gnade, die dem Teenager zuteil wurde: „Wer so glaubt wie Bernadette, für den reißt Gott die Trennlinien der sichtbaren, raumzeitlichen Welt auf und lässt ihn für Augenblicke in die schon vollendete Welt schauen.“ Das Mädchen fand in der Grotte Wasser, das der Theologe als Erinnerung an die Taufe deutete. Das Graben Bernadettes im Schlamm „ist nichts anderes als der Hinweis auf das Leiden Christi, an das wir uns mit unserem eigenen Leiden anschließen dürfen“. Die Heilige lade ein, „mehr zu sehen unser Herz für das Wesentliche zu öffnen, für das bleibend Schöne, die Wahrheit, für Christus“, wiederholte der Prälat zum Kommunionsempfang. Wie in der französischen Kleinstadt zogen die Gläubigen in Obertshausen mit Kerzen um Schrein und Mutter-Gottes-Statue, um die Pilgerkirche, das Ave Maria singend. Unter dem Caravaca-Kreuz erteilte der Domkapitular den Teilnehmern an der Prozession den Segen.