Ohne Handkäs’ – aber mit Musik Big Band und Werksorchester von Karl Mayer spielen auf

Nach der Pause standen beim Konzert des durch Mitglieder der Big Band verstärkten Werksorchesters Polka und Operette im Mittelpunkt. Foto: man

Obertshausen (man) – Mancher hatte beim ersten Stück sicherlich das Gefühl „Irgendwoher kenne ich die Nummer, aus irgendeinem Film“. Richtig. „Gonna fly now“, die Filmmelodie von Bill Conti aus „Rocky“.

 Der Streifen, in dem ein Boxer zwar gegen einen überlegenen Gegner alles aus sich herausholt, aber am Ende dennoch arg lädiert verliert. Es entspricht normalerweise nicht der Dramaturgie amerikanischer Drehbücher, den Helden nicht gewinnen zu lassen. Am Sonntag spielte erst die Big Band Karl Mayer und nach der Pause das Werksorchester der Firma im großen Saal des Unternehmens in der Brühlstraße zum Herbstkonzert auf. Der Titel: „Hessischer Nachmittag. Ohne Handkäs’ – aber mit Musik!“

Wie immer steht Dietmar Schrod am Pult, der Mitgründer und langjährige Leiter der Musikschule Obertshausen. Dessen präzise Schlagtechnik sorgt dafür, dass die Musiker eine verlässliche Orientierung bekommen. Besonders hilfreich ist das bei den Synkopen, durch die sich etwa Thomas Krampol während „Theme from Spider Man“ bei seinem Solo am Basssaxophon spielt. Ebenfalls eine Filmmusik, genauso wie „Children of Sachez“ aus den 60er Jahren, als die amerikanischen Streifen noch nicht so genormt über die Kinoleinwände liefen und die Filmmusik nach überraschenden Modulationen klang.

Arrangements mit Soli

Fast in jeder Nummer stehen Soli in den Arrangements. Das hilft, das Niveau zu heben, weil es die überwiegend jungen Hobbymusiker motiviert, zu üben. Zwischendurch geht mehrfach Rainer Weisbecker mit Gitarre und Mundharmonika auf die Bühne. Die Texte und Songs des aus dem Hessischen Rundfunk bekannten Frankfurter Mundartdichters und Liedermachers tragen zwar immer den Blues in sich, aber niemals die Depression. Der Dialekt schafft die Distanz zu Ungemach und Einsamkeit. Und warum soll der Apfel die Frau, die ihn hält, nicht bitten, sie möge ihn zu Äppler verarbeiten, statt zu essen, „dann komm‘ ich ins Paradies“.

Anschließend spielt die Big Band mit viel Pfiff „Soul Bossa Nova“. Auch so eine Nummer, die jeder kennt, und auch hier dürften sich manche fragen: Woher nur? Das Stück wird gerne als Hintergrundmusik für humorige Filmszenen hinterlegt, wenn den Protagonisten harmlose Missgeschicke passieren.

Mit vielen Musikern aus der Big Band

Nach der Pause schreitet das Werksorchester von Karl Mayer auf die Bühne. Wobei in dem Klangkörper auch viele Musiker aus der Big Band mitspielen. Elke Fengler, ansonsten als Sängern des Duos Metronom über Obertshausen hinaus bekannt, liest vor, was als nächstes auf dem Programm steht. Etwa Gräfin Mariza von Emmerich Kálmán, dem Meister der Balkanoperette, die den Treuebegriff nicht übertrieben dogmatisch nimmt und mit dem Wechsel der Identitäten spielt.

Die Freunde des böhmischen Rundtanzes im Halbe-Takt können sich anschließend über die Chebska-Polka oder die Guten-Morgen-Polka freuen. Zwischendurch singt Rainer Weisbecker von der Unzufriedenheit des Single-Mannes, der sich nach dem Zustand zurücksehnt, als er doch noch eine Frau für sich findet.