Karneval funktioniert eben auch ohne aufwändige Aufbauten, beweisen die Kolpinger mit jeder Kampagne aufs Neue. Ohne Talente und Spaß an der Freud’ aber läuft’s nicht. Darum hatten die Gastgeber den Musiker Heiner Krommer mit seinem Akkordeon verpflichtet, Iris Grab spielte dazu am Keyboard. Sie stimmten die familiäre Runde mit Gesängen auf die Fünfte Jahreszeit ein.
Dann präsentierten Kolpingbrüder und -schwestern einige Büttenreden und eigene musikalische Auftritte. Einen bemitleidenswerten Eindruck verbreitete „der eingebildete Kranke“, den Marita Döbert verkörperte. Nach kaum zwölf Bier sei „ihm“ schon schlecht, lamentierte „er“. Die beste Medizin sei da ein Kreppelkaffee nach Vorbild des Treffens im Saal.
Mit Trillerpfeife, Plakat und „Kind“ im Wagen marschierte die „Gelbweste“ Jürgen Grab in den Saal. So protestierte er gegen die Fastnacht, bekundete Spaß an der gemeinsamen Demonstration. Da sei’s gar nicht so wichtig zu wissen, worum es eigentlich geht! Versöhnlich stellte er schließlich fest, „man kann alles übertreiben“ „Den letzten beißen die Hunde“, lautete der Refrain der Renate Kretschmer. Sie hielt einen nachdenklichen Vortrag über Verlierer in der Gesellschaft. Doch auch diese Form der Vortragskunst sei Teil der Fastnachtsbräuche, erinnerte sie.
Musikalisch frönten die Christen an der Kirchstraße danach wieder der vergnügten Narretei: Während Sabrina Grab-Achard mit den bekannten Gassenhauern für die Mainzer Fastnacht warb, gewann ihre Schwester Iris das Publikum für Lieder vom Kölner Karneval.