Im Plauderton verbessern Frauen im Lernforum ihr Deutsch Café International

Mit Spaß und gutem Gefühl: Angela Wurzel und Zeynep Bozdag vom Lernforum tauschen sich beim Sprachcafé mit Teilnehmerin Mounira Guizani (Mitte) aus.

Obertshausen – Der Tisch ist gedeckt: Es gibt Weintrauben und Schokolade, Laugenbrezeln und -croissants, dazu Kaffee oder Tee. Außerdem steht ein kleines Blumensträußchen dabei und als Mounira Guizani ankommt, bildet ihr mitgebrachter roter Erdbeerkuchen den Blickfang im Raum.

„Es kommt immer wieder vor, dass die Frauen etwas kochen oder backen und dann zum Sprachcafé mitbringen“, berichtet Angela Wurzel.

Sie ist die Leiterin des Lernforums in der Heusenstammer Straße und hat das Sprachcafé mitten in der Corona-Pandemie ins Leben gerufen.

Immer mittwochs treffen sich Frauen in den Räumen des Lernforums, um in einem geschützten Umfeld ihr Deutsch zu verbessern.

Bei den Treffen geht es allerdings nicht um klassischen Deutschunterricht, der im Lernforum auch angeboten wird, sondern um den Austausch, das Kontakteknüpfen und nebenbei ungezwungen Deutsch zu sprechen und zu hören. „Ich falle niemandem ins Wort, um sie zu korrigieren. Hier sollen sich die Frauen wohlfühlen“, sagt Wurzel. Das Ganze erinnert an ein internationales Kaffeehaus, wenn Speisen und Sprachen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenkommen.

Mounira Guizani ist in Tunesien geboren und dort mit französisch und arabisch zweisprachig aufgewachsen. Seit 1999 lebt sie mit ihrer Familie in Deutschland. „Frau Guizani ist seit dem ersten Treffen dabei“, sagt Zeynep Bozdag, die im Lernforum hauptsächlich für die Nachhilfe von Jugendlichen zuständig ist.

Wenn es zeitlich passt, ist sie aber auch gerne beim Sprachcafé dabei.

Guizani ist eine offene, kommunikative Frau, die den Austausch im Sprachcafé schätzt. Sie hat dieses Mal eine Nachbarin mit ihrem kleinen Sohn mitgebracht, die zum ersten Mal da ist. Esmaa Aboubaker kommt aus Syrien, hat dort zwei Jahre lang Wirtschaft studiert. Um ihr Studium in Deutschland weiterführen zu können, muss sie ihr Deutsch verbessern. Das Sprachcafé ist dafür ein erster Schritt.

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Bis ihr Sohn in den Kindergarten kommt, muss die 22-Jährige wissen, wo er in der Zeit bleiben kann, in der sie Deutsch lernt. Sofort bietet sich Mounira Guizani an, auf ihn aufzupassen. Auch solche Themen werden im Sprachcafé besprochen. Ebenso wie finanzielle Probleme, das Wetter oder neue Geschäfte.

„Wir müssen offen sein“, sagt Guizani, die in ihrer Nachbarschaft viele zugezogene Familien bemerkt, die sich eher zurückziehen.

Esmaa Aboubaker kennt noch kaum jemanden in ihrer neuen Heimat Obertshausen und da sie noch kaum Deutsch spricht, fällt es ihr schwer, ins Gespräch zu kommen: „Auf dem Spielplatz sagt man sich nur Hallo und Tschüss.“ Im Sprachcafé traut sie sich, mehr auszuprobieren.

Angela Wurzel würde sich wünschen, dass die Gruppe im Sprachcafé wieder größer wird. Beim ersten Treffen nach einer Pause zum Ramadan sind nur zwei Frauen vorbeigekommen. Wurzel: „Das Angebot ist speziell für Frauen gedacht, denn sie müssen mal unter sich sein. Vielleicht kommt demnächst eine Frau aus der Ukraine. Gerne kann auch eine Russin kommen. Wir klammern nicht aus, sondern wir integrieren. Wir sind offen für Vielfalt.“

Anmeldungen zum Sprachcafé sind unter info[at]lernforum-obertshausen[dot]de möglich. Eine Einheit kostet zehn Euro.

Von Theresa Ricke