Marion Duchardt verabschiedet sich nach fast 49 Jahren in die Rente Ein echtes „Häuser Mädsche“ und Eigengewächs der Stadtverwaltung

Der letzte Arbeitstag ist geschafft. Zum 31. Mai 2020 ist Marion Duchardt endgültig aus dem Dienst im Rathaus an der Schubertstraße ausgeschieden und verabschiedet sich damit vom Arbeitsleben. Foto: p

Obertshausen (red) – „Juhuu Leute, ich bin dann mal weg!“ – Mit diesen Worten hat sich Marion Duchardt am 7. Mai nach nunmehr fast 49 Dienstjahren von ihren Kolleginnen und Kollegen bei der Stadtverwaltung Obertshausen in den letzten Urlaub vor ihrem wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Sie lässt den Tag ab sofort entspannter starten: Ohne den Blick auf die Uhr werfen zu müssen, um pünktlich am Schreibtisch zu sitzen. Zum 31. Mai 2020 schied sie endgültig aus dem Dienst aus. Ihre Gefühle sind gemischt. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die vielseitige Arbeit mit den Bürgern hat mir immer sehr viel Spaß gemacht – bis zum letzten Tag“, betont Marion Duchardt zum Abschied. Statt Umarmungen der Kolleginnen und Kollegen gab es am letzten Arbeitstag - coronabedingt - leider nur einen Abschied mit Abstand, diesen aber in einem von Kollegen mit vielen Luftballons dekorierten Büro. Ihre Vorgesetzten sowie Kolleginnen und Kollegen hatten Marion Duchardt in all den Jahren zuverlässig an ihrer Seite. So betonte bereits der frühere Fachbereichsleiter Oskar Mürell anlässlich ihres 40-jährigen Dienstjubiläums in 2011, dass auf Marion Duchardt immer Verlass sei. Alt-Bürgermeister Bernd Roth lobte damals ihre ruhige und ausgeglichene Art. Ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft hat sich Marion Duchardt auch in Stresssituationen immer bewahrt. Es war vor allem der Umgang mit den Menschen, der ihr den Beruf so reizvoll gemacht hat. „Ich wollte immer mit Publikum zu tun haben“, erklärt Marion Duchardt.

Als langjährige Mitarbeiterin im Einwohnermeldeamt und spätere Standesbeamtin ist Marion Duchardt für viele Bürgerinnen und Bürger ein bekanntes Gesicht in der Stadt. Auch wenn sie mittlerweile in Offenbach wohnt, ist sie als ehemalige Hausgeburt ein echtes „Häuser Mädsche“ geblieben.

In ihrem langen Berufsleben hat Marion Duchardt unter sechs Bürgermeistern gearbeitet: Valentin Mahr, Kurt Müller, Robert Roth, Josef Seib, Bernd Roth und Roger Winter. Sie ist sozusagen ein „Eigengewächs“ der Stadtverwaltung Obertshausen, wie Bernd Roth seinerzeit ausführte. Ihre Ausbildung hat sie am 1. September 1971 bei der damals noch selbstständigen Gemeinde Hausen begonnen. Als fertige Verwaltungsangestellte ist sie dann auch dort geblieben. Ihr erstes Arbeitsgebiet nach der Ausbildung war zunächst das Einwohnermeldeamt. Am 18. April 1989 erhielt sie dann mit ihrer Bestellung zur Standesbeamtin ein neues Aufgabengebiet und hatte damit ihre neue Berufung im Rathaus gefunden.

Die Aufgaben im Standesamt waren und sind vielfältig. „Gesetzesmäßig hat sich in den Jahren meiner Tätigkeit als Standesbeamtin insbesondere im Personenstandswesen sehr viel geändert. Weiterbildung und stetige Anpassung an neue gesetzliche Vorgaben waren daher für mich in der Folgezeit das A und O im Standesamt.“

Neben der rein standesamtlichen Tätigkeit gehörten zusätzlich auch noch die Friedhofsverwaltung, die Führung der Geschäftsstelle des Ortsgerichts Obertshausen I sowie umfangreiche Beratungen und Vorbereitungen in Einbürgerungsangelegenheiten ebenfalls zu ihrem Aufgabenfeld. So war Marion Duchardt bei ihren Tätigkeiten oftmals hautnah mit schwierigen Familien-Schicksalen konfrontiert. „In solchen Situationen erfährt man viel Persönliches, aber die absolute Verschwiegenheit ist dabei für mich natürlich immer selbstverständlich gewesen“, sagt die kompetente Verwaltungsangestellte.

Zur Klärung und Abstimmung von oftmals schwierigen Einzelfällen in Personenstands-angelegenheiten gehört dann natürlich auch immer eine gute Vernetzung zu Mitarbeitern anderer Standesämter: „Hierbei konnte ich mich während meiner Tätigkeit glücklicher Weise immer hilfreich an Kolleginnen und Kollegen aus Stadt und Kreis Offenbach wenden.“ Im April 2019 konnte Marion Duchardt bereits ihr 30. Jubiläum als Standesbeamtin feiern. Damals waren es insgesamt 360 Paare, die sie bis dahin getraut hatte. Vor ihrem Renteneintritt hat sie dann sogar noch die 400. Eheschließung vollzogen. Kurz vor der coronabedingten Rathausschließung für die Bürger durfte Marion Duchardt intern noch eine liebe Rathaus-Kollegin im größeren Rahmen trauen. Die letzten beiden Trauungen nahm sie sogar noch in ihrer letzten Arbeitswoche vor. Natürlich geschah dies dann nur noch unter Einhaltung des coronabedingt erforderlichen Abstandes zum Brautpaar. Statt sonst vieler Gäste wurde hier ohnehin auch nur noch ein sehr kleiner Besucherkreis zugelassen. Den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen sowie zu den Bürgerinnen und Bürgern wird sie sehr vermissen. Dafür bleibt nun mehr Zeit für ihre beiden Enkel, die mit zwei und vier Jahren bereits ganz schön „gewitzt“ sind und ihr einiges abverlangen. Auch kann sie nun spontan reisen - und, sobald dies wieder möglich ist, - sich aufs Rad setzen, um eine Runde zu drehen, oder aber auch ihrer Leidenschaft fürs Tanzen und Lesen zu frönen.