Besucheransturm in Obertshausen stimmt hoffnungsvoll Europafest lässt Menschen enger zusammenrücken

Die Freunde aus Frankreich und der Obertshausener Partnerschaftsfreundeskreis stimmten auf der Bühne die Europahymne an und forderten die Besucher zum Mitsingen auf. Foto: Prochnow

Obertshausen (m) – Größer, schöner, wichtiger. Ideales Festwetter verhalf Europa am Sonntag zu einem prächtigen Fest. Weit über 1.000 Besucher bewiesen, dass immer mehr Menschen Bedeutung und Attraktivität der Gemeinschaft verstehen.

Der offenbar unerwartete Ansturm stellte vor allem die Spezialitäten-Stände der Vereine vor neue Herausforderungen. Die meisten Speisen waren bereits am Nachmittag ausverkauft. Beim HK Croatia, beim spanischen Elternverein und bei der Feuerwehr aus Meiningen war alles weg. Auch die Souflaki-Spieße des griechischen Vereins Megas Alexandros reichten kaum länger. Unerschöpflich schienen die Vorräte der türkischen Vereine. Männer bereiteten neun Stunden lang Spieße, Frauen genauso lang gefüllte Börek-Taschen. Die Teutonia brutzelte Pommes und Leberkäse, die Meister-Tänzerinnen des Turnvereins schenkten Getränke aus, die Landfrauen aus Laakirchen buken pausenlos Krapfen und Kaiserschmarrn.

Auswahl an Leckereien

Angebote zur Kaffeezeit trugen die Rainbow Riders und die jungen Berufsschüler der Kerschensteiner-Schule bei. Mit wachsender Begeisterung berieten die Jugendlichen ihre Kunden über Inhaltsstoffe der selbst gemachten Kuchen. Sie sorgten auch für die geschmackvolle Dekoration im Bürgerhaus-Foyer. Crêpes bereiteten Kinder- und Jugendfeuerwehr, bei der Flüchtlingshilfe zahlte jeder Kunde für orientalische Köstlichen „was es Ihnen wert ist“. Die Kleingärtner wiesen mit dem Stöffche’ auf ihre Station auf der Apfelweinroute hin. Terre des hommes lockte mit Losen, die Jugendförderung mit einem ausgedehnten Spiel- und Bastelpark.

Das Programm begann mit einem Generationswechsel. Die junge Band „A Tip To Accordance“ aus den Reihen der Musikschule verlieh der Feier zum Auftakt einen besonders entspannten Akzent. „Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium“, schmetterte der Freundeskreis der Partnerstadt Ste. Geneviève, „alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt“. Eingehüllt in die Europafahne rief ein Mitglied der Gruppe das Publikum auf, die „Ode an die Freude“, die Europhymne, mitzusingen.

Landrat Oliver Quilling

„Wenn man die Nachrichten verfolgt, könnte man verzweifeln“, kommentierte Landrat Oliver Quilling Brexit, Trump und Le Pen bei der Eröffnung. „Europa ist eine Bürgerbewegung, und die fängt an der Basis an“, erklärte der Kreis-Chef und verneigte sich vor den vielen Vereinen und Verbänden auf der Bühne und an den Ständen am Bürgerhaus. Tänze repräsentierten sieben Nationen. Dazu bereicherten Kreis- und Stadt-Ausländerbeirat mit Informationen das Europafest. Seit sieben Jahrzehnten bemühe sich die Europa-Union um die Gemeinschaft, lobte der Landrat. Sie und die Sparkasse Langen-Seligenstadt unterstützten das Fest auch finanziell. Doch, „ohne Obertshausen wäre das Europafest nicht vorstellbar“, dankte Quilling den Helfern aus der „Europastadt“, wie ein Zuschauer meinte. Verbunden ist es mit dem internationalen Freundschaftsfest des Ausländerbeirats.

Der Kreis-Chef freute sich besonders über die Singing Group, den Chor aus der israelischen Partnerstadt Kiryat Ono. Der ehrenamtliche Stadtrat Jil Michel begleitete die Formation, die auch einige Werke mit Aktiven des Jugendchors 2000 einstudiert hatte. „Es läuft wie geschnitten Brot“, jubelte Bürgermeister Roger Winter und freute sich, dass auch viele Lokalpolitiker hinter dem Treffen stehen. „Das Große lebt nur im Kleinen“, betonte der Rathauschef. Er begrüßte vor allem die Gruppen aus den Partnerstädten.

Rechtsextremismus auf dem Vormarsch

Wie Winter warnte auch Olga Lucas Fernandez, Vorsitzende des Kreis-Ausländerbeirats, Rechtsextremismus und -populismus seien nicht gebannt, sondern auf dem Vormarsch. Auch Yüksel Düsgün vom Ausländerbeirat genoss es, „unter Freunden verschiedener Nationen zu feiern, er empfahl, „Atmosphäre und Angebote zu erleben“. Das bunte Programm begeisterte und baute weitere Brücken zwischen den Nationen.