Faschingsgottesdienst in der St. Pius Kirche Fastnacht in der Kirche

Die St. Pius Kirche war gut gefüllt, als Lederbaron Matthias I. und Comtesse Jutta I. in der ersten Reihe Platz nahmen. Pfarrer Christoph Schneider begrüßte die Tollitäten aus Obertshausen. Foto: m

Obertshausen (m) – Das wäre noch vor einigen Jahren nicht denkbar gewesen: Närrische Tollitäten, Garden und Würdenträger ziehen mit Fahnen und Schlagwerk lautstark in St. Pius ein. Und selbst Gottesdienstbesucher, die nicht den „Elf Babbschern“ angehören, kommen bunt maskiert zur Eucharistiefeier. Und das liegt nicht allein an der Existenz des Tanzsport- und Karnevalsvereins, sondern auch an der Erkenntnis, dass die Fastnacht eng verbunden ist mit christlichen Glauben und Bräuchen.

Also zogen die Regenten, Lederbaron Matthias I. und Comtesse Jutta I., eingerahmt von Tänzerinnen und Hofstaat in die erste Bank. Eine eigens gegründete Band mit Babbschern und Freunden begleitete die Messe. „Vielfalt und Buntheit“ seien gottgewollt, begrüßte Pfarrer Christoph Schneider die Narren und alle Gläubigen. Im Vergleich zu einer Fastnachtssitzung müssen die Besucher den „Sitzungspräsidenten“ nicht eigens „hereinlasse’ - er ist schon da“.

Der Seelsorger zog zu seiner Predigt eine Narrenkappe auf und erinnerte, dass „Fastnacht in Hausen nicht nur Humor“ bedeute. Mit der „Fünften Jahreszeit“ seien auch große Namen wie die von Hans Otto Vetter, Karl-Heinz Buhro, Maria und Werner Massoth verbunden, die viel Zeit und Mühe in die Feierlichkeiten gesteckt haben. So sei das auch heute, Comtesse Jutta schunkle täglich mit ihren Kindern in der Pfarrei-Kita St. Josef, lade Eltern zum Prosecco ein.

Matthias sitze mit an der Spitze des Pfarrgemeinderats, engagiere sich „klasse, auf ihn kann man sich verlasse’“, reimte der Pfarrer. Er rief ins Bewusstsein, dass die Fastnachtssitzungen unter der Regie des Kirchenchors im Schatten von St. Josef liefen. Auch die Entwicklung der Babbscher skizzierte er in Versform, von der Idee im Bistro der Katholischen Jugend Hausen im Pfarrer-Schwahn-Haus über die Gründung bei der Turngesellschaft, von den Kappenabenden in kleinen Räumen bis zu den grandiosen Kappenabenden im Bürgerhaus.

„Die Fastnacht muss jung und dynamisch bleiben“, appellierte der Theologe zur elften Kampagne des jungen, aber überaus erfolgreichen Vereins. „Auch die Christen haben ganz klein angefangen“, verglich Schneider. Und auch die Kirche brauche immer wieder „mutige Menschen“, die sie erneuern – gerade in Zeiten, in denen manche Themen die Gemeinschaft erschüttern. Man dürfe „nicht Wasser predigen und Wein saufe’“, dann sei es „kein Wunder, dass die Leut’ weglaufe’!“.

Und Christoph Schneider sprach konkret den Zölibat und die Rolle der Frau in der Kirche an, da bewege sich der Vatikan zu langsam. „Darum lasst uns Kirche in Hausen gestalten, durch Menschen mit Visionen wird der Glaube nie monoton.“ Kleine und große Babbscher formulierten Fürbitten, der Pfarrer trug auch das Wandlungsgebet in Reimen vor und erteilte den Segen, der „Hausen und Obertshausen verbindet“.

Zum Auszug sang die Band mit Texter und Babbscher-Sprecher Sebastian Leinweber „In Obertshausen, ja da simmer daheim, und Gott Jokus singt mit uns ein Helauluja“, auf dem Kirchplatz begleiteten die Nodebabbscher einen geselligen Umtrunk, bevor die Karnevalisten zum Finale der Kampagne zu den Umzügen aufbrachen.