Senioren feiern Fastnacht bei viel Musik Fest verwurzelt in Hausen

Gute Unterhaltung: Zur karnevalistischen Version des Seniorennachmittags hat es viel Musik gegeben.

Obertshausen – „In Hausen geboren, da gehör’ ich hin, wie schön, dass ich en echte Häuser bin!“, schmettert Josef Mayer mit lauter Stimme und Klavierbegleitung. Schließlich ist der Organist und Kantor der katholischen Kirchengemeinde ein waschechtes Kind seines Wohnortes, wenn auch mit Wurzeln in Obertshausen. Einmal im Monat begleitet er den Seniorennachmittag im Pfarrer-Schwahn-Haus, so auch die karnevalistische Version.

Der Mann am Klavier kann mehr als Tusch und Narhalla-Marsch, die Hausener Nationalhymne und Trinklieder. Er begleitet spontan andere Talente aus der Runde oder bringt die Gesellschaft im großen Saal mit Schlagern und Fastnachtshits in Schwung. Am liebsten begleitet er seine Ehefrau Monika, die als „erfahrene Flugbegleiterin“ nun als Gast im Seniorenheim die Aufgaben der „Saftschubse“ übernahm.

Die Mayers begeisterten ihr Publikum an den Tischen auch mit einem schnellen, zweistimmigen Bänkelgesang. Keine musikalische Untermalung braucht Waltraud Komo, die aus dem Schlumberland stammt. Trotzdem zählt die gebürtige Seligenstädterin und ehemalige Landwirtin zu den Künstlerinnen im alten Ort, hat stets einen Vers parat oder auch ein altes Lied auf den Lippen. Zu den Ur-Hausenern gehören auch die Brüder Norbert und Peter Zahn. Sie trugen eine bewährte Büttenrede vom Lattenzaun vor oder gaben Kalauer mit treffsicheren Pointen zum Besten.

Für „die etwas andere Diät“ warb Martha Volpert, ihres Zeichens Vorsitzende des Kirchenchors Jubilate St. Josef Hausen. Wortreich skizzierte sie, welche Nahrungsmittel sie in sich hineinstopfte, weil doch heuer beleibte Damen beliebt seien. Zusammen mit Altmeister Hans Otto Vetter, der in Reimform vom Äppelwoi schwärmte, erinnerte sie an die Ära der Fastnachtssitzungen des Kirchenchors.

Jahrzehntelang waren die abwechslungsreichen Programme ein Muss für jeden echten Hausener. Die Altersstruktur führte vor einigen Jahren dazu, dass die alte Tradition eingestellt wurde. Dafür gibt’s jetzt den Tanzsport- und Karnevalsverein „Die elf Babbscher“, der seine Tollitäten schickte: Comtesse Bridget I. und Lederbaron Edward I. verzichteten auf eine Rede in deutsch-englischem Kauderwelsch und begrüßten die Gäste auf Hessisch.

Die Runde im Pfarrzentrum ging hervor aus dem Zusammenschluss von Katholischer Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und Seniorenkreis. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, trotz aller Tragödien und Katastrophen fröhlich zu feiern“, betonte Leiterin Lioba Picard. Die Betroffenen von Krieg und Erdbeben wollen sie dabei nicht aus dem Blick verlieren: Die Besucher spendeten fast 300 Euro.

Ein Teil der Einnahmen, jährlich rund 1000 Euro, fließt in ein Brunnenprojekt in Ruanda, das die kfd-Frauen fördern. Auch für ihren Treffpunkt, das Pfarrer-Schwahn-Haus, geben die älteren Christen, sowie für Menschen, die nicht krankenversichert sind, Kolpingfamilien in der Ukraine und ein Kinderkrankenhaus in Indien.

„An Helferinnen und Helfer für den Nachmittag fehlt es uns nicht“, sagt die Gemeinderätin, „aber keiner will den Hut aufsetzen und die Leitung übernehmen“. Zur Hand gehen Lioba Picard Rita Fornauf und Edith Fucik, außerdem ein großes Team in der Küche.

Von Michael Prochnow