Hausener feiern zwei Tage lang Kerb/Mehr auch auf Seite 3 Ein Fest der Vielfalt und der Freundschaft

Bürgermeister Roger Winter (links) stach mit einem gezielten Schlag das Bierfass an. Foto: m

Obertshausen (m) – Für Vielfalt und Integration, Freude und freundschaftliche Begegnungen stehe die Hausener Kerb. Pfarrer Christoph Schneider stellte es im Festgottesdienst zur Hausener Kerb klar: Der Brauch, den der Vereinsring vor St. Pius feiert, basiert auf der Weihe des Gotteshauses. Und damit auf Begegnungen von Menschen und mit Gott.

Während in Chemnitz mit Schildern „Ausländer raus“ gefordert werde, zeigen die Tafeln, die den Kerbborsch begleiteten, die Logos der beteiligten Vereine. Der Seelsorger sah in ihnen ein „wunderbares Zeichen“ gegen Volksverhetzer. „Hier herrscht nicht Einfältigkeit“, stellte der Hausherr klar, „die Kerb ist ein Fest der Vielfältigkeit, ein kleines Europafest“. Mit dem Beispiel des Fußball-Bundestrainers Jogi Löw demonstrierte Schneider, „Analysen dienen der Zukunft, auch die Vergangenheit bestimmt die Zukunft“. Der Mensch müsse fähig sein zu Analyse und Selbstkritik, aber auch dazu, Wünsche zu äußern und Mut zu haben, Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie bitter sind, „Haltung einzunehmen. Das gilt auch für die Verantwortlichen in Chemnitz und Sachsen“, unterstrich der Pfarrer. Bürgermeister Roger Winter dankte für die Predigt und schlug das Bierfass mit einem einzigen gezielten Schlag an. Mit ein paar Spritzern floss der Gerstensaft. Der Rathauschef lobte den Vorstand des Vereinsrings, der einen „sehr, sehr guten Job“ mache und für eine „wirkliche Bereicherung“ der Stadtkultur sorge.

Für das „schäumende Fest“ sorgte zunächst das Blasorchester, das zusammen mit Vertretern der beteiligten Vereine, dem Kerbborsch in einer großen Runde durch Adenauer-, Dreieich- und Schillerstraße an seinen Thron auf der Bühne begleitet hatte. Von dem „wunderschönen Platz“ hieß Vereinsring-Vorsitzender Luis Galvez unter vielen Besuchern auch Bundes-, Landes- und weitere Stadt-Politiker willkommen. Die Familien Traber, Klein und Heinrich hatten Mini-Schiffsschaukel und -Kettenkarussell sowie Buden mit Spielen und Süßigkeiten aufgestellt. Bei den Anwohnern warb er um Verständnis für den Trubel und lud ein, „feiert die zwei Tage bei uns!“.

Michael Jentzsch von der Jugendförderung der Stadt startete mit Tourenleitern des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, ADFC, das Stadtradeln. 13 Fahrer brachen zu einer Tour rund um Obertshausen auf. Für den Wettbewerb, der bis zur Obertshäuser Kerb läuft, können sich noch Teams anmelden. Auf dem Kirchplatz und der Wiese daneben schenkte die Turngesellschaft Hausen Bier und Limo aus, die Kolpingfamilie Hausen Wein. Der Zentralverein für Bürowirtschaft verkaufte Crêpes, Kaffee und Tee, der Event-Kulturklub Gyros, Fischbrötchen, dunkle Biere und Cocktails. Die Bundeswehr-Reservisten hatten ihre Suppenküche mitgebracht, boten Apfelwein und Reservistentrunk an, die Sängerlust Hausen brutzelte Steaks, Hackbraten und Pommes. Der Vorstand der Teutonia Hausen gewann Wirt Ferhat Karalik vom Kebab-Restaurant an der St. Josefskirche. Damit gelang nicht nur eine kulinarische Bereicherung, die Sportler demonstrierten auch die von Pfarrer Schneider geforderte Solidarität und Begegnung. Der Familienverein Tausendfüßler bastelte am Sonntag mit den Kindern Anstecker, Mitarbeiter der Jugendförderung schminkten die jüngsten Gäste. Eine großartige Stimmung erfüllte das Gelände am Samstag, die Band Roxone gewann mit Hits und Oldies Gäste zum ausgelassenen Tanzen.