Flüchtlingshilfe erteilt Deutschkurs-Teilnehmerinnen eine sportliche Sonderlektion Fünf Frauen lernen Radfahren

Das Radfahren macht schon große Freunde. Die Frauen fühlen sich immer sicherer. Foto: Schäfer/Stadt Obertshausen

Obertshausen (red) – Da ist echte Konzentration gefragt: Rote und gelbe Markierungen auf dem Sportplatz der evangelischen Waldkirche symbolisieren einen Weg. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten haben die fünf Frauen schnell wieder den richtigen Dreh raus, um sich mit dem Fahrrad fortzubewegen, und fahren den Parcours ab. Seit Januar üben die Frauen, die aus ihren Heimatländern geflüchtet sind, das Radfahren. Was die meisten in Deutschland in jungen Jahren lernen, ist für diese Frauen früher nicht selbstverständlich gewesen. Sie müssen sich die Geschicke des Fahrradfahrens jetzt mühsam erarbeiten. Dabei bekommen sie tatkräftige Unterstützung aus den Reihen der Flüchtlingshilfe.

Eine Einheit zu „Verkehrszeichen und Straßenverkehr“ weckte bei den Frauen des wöchentlichen Deutschkurses in der Waldkirche die Lust, sich mit dem Fahrradfahren zu beschäftigen. Einige der geflüchteten Frauen hatten in ihren Heimatländern bisher keine Gelegenheit gehabt, das Fahrrad-Fahren zu erlernen. Andere Frauen waren zwar irgendwann mal gefahren, aber fühlten sich für den Straßenverkehr noch zu unsicher. Ihre Frage an das Team der Flüchtlingshilfe war: „Könnt ihr uns nicht das Fahrradfahren beibringen?“

Dieser Wunsch der Frauen kam von Herzen, und wurde von den Organisatorinnen des Deutschkurses durchdacht und schließlich im Winter des vergangenen Jahres auch praktisch umgesetzt. Kathrin Schäfer, Ehrenamtliche im Bereich „Sprache“, und Annegret Kraus, städtische Integrationsfachkraft, entwickelten zusammen mit Robert Bedner, Sportcoach der Flüchtlingshilfe, ein Konzept aus Theorie- und Praxisstunden. Im Deutschkurs wurden Regeln und Verhaltensweisen im Verkehr besprochen. Im Freien wagten die Frauen dann im Januar mit gespendeten Fahrrädern erste Fahrversuche.

Wöchentlich lernen und üben so bis heute mindestens acht Frauen das Fahrradfahren. Und sie werden immer sicherer im Straßenverkehr. Damit gewinnen sie auch ein Stück Unabhängigkeit und Mobilität. Von den Kenntnissen und der Freude beim Radfahren, die diese Frauen entwickeln, überzeugte sich jüngst auch Bürgermeister Roger Winter vor Ort. Die Frauen führten ihm stolz vor, wie frei und sicher sie sich mittlerweile beim Fahren fühlen. „Es ist schön, zu sehen, mit welchem Eifer diese Frauen hier bei der Sache sind. So können die Frauen zum Beispiel mit dem Rad die Stadt erkunden, Freundinnen besuchen oder zum Einkaufen fahren. Mit dem Fahrrad sind sie flexibel unterwegs“, sagt Roger Winter. „Und das Radfahren ist ja prinzipiell auch eine tolle Fortbewegungsmöglichkeit.“

Beim Training unterstützt neben Robert Bedner auch Karin Thomas die fahrenden Frauen und steht bereit, falls doch das Gleichgewicht noch etwas verloren geht.

Leider wurden im Juli einige Fahrräder vom Gelände der evangelischen Waldkirche gestohlen und mutwillig zerstört, sodass nun nur noch wenige fahrtüchtige Räder zum Training bereitstehen. Die Gruppe würde sich deshalb sehr über Spenden von funktionstüchtigen Damen-Rädern freuen. Wer ein Rad abzugeben hat, meldet sich bei Annegret Kraus von der Stadt Obertshausen unter Telefon 06104 7036102 oder per E-Mail an annegret.kraus[at]obertshausen[dot]de. Das Spendenangebot wird dann entsprechend an das Team der Flüchtlingshilfe Obertshausen weitergeleitet.