Dutzende Kerzen erleuchten an Heiligabend den Weg zu den Gräbern Für den Erhalt des Alten Friedhofs

Die Kerzen am alten Friedhof machten an Heiligabend durch den Förderverein darauf aufmerksam, dass dieser zur Geschichte der Stadt gehört. Foto: m

Obertshausen (m) – Den Weg zu den Gräbern erleuchteten Dutzende Kerzen. Die kleinen Flammen loderten in roten Bechern, die wiederum in schweren Einmachgläsern geschützt vorm Wind an den Wegrändern standen. Sie erleuchteten den Weg vorbei an den Urnenwänden, den Doppelgräbern und am alten Unterstand für die Wagen am Mahnmal der Gefallenen. Mit der Lichterkette mahnte der Förderverein an Heiligabend erneut den Erhalt des Alten Friedhofs an.

Vorsitzende Hildegard Ott und mehrere Mitglieder hatten in der Dämmerung die Dochte mit langen Feuerzeugen entzündet und die Gläser im gleichmäßigen Abstand verteilt. Zum Glück regnet es diesmal nicht, auch kein Sturm löschte die Flammen. Vor einem Grabstein nahmen einige Musikanten Aufstellung, spielten einem der ihren und für die anwesenden Familienmitglieder Weihnachtslieder. So halten sie es seit Jahren zum Fest.

500 Bürger fordern mit ihrer Unterschrift von der Kommunalpolitik den Erhalt des Friedhofs am Rembrücker Weg auch über 2050 hinaus. Fast 100 Obertshausener haben sich auch dem zu diesem Zweck gegründeten Verein angeschlossen. 1977 beschloss die Mehrheit der Abgeordneten der gerade gebildeten Großgemeinde den, auf dem Gräberfeld in Nachbarschaft der Sonnentauschule und begehrter Wohnviertel keine Toten mehr zu bestatten. So könnte die Fläche in bester Lage ab 2050 anders genutzt werden.

„Der Friedhof gehört zur Geschichte der Stadt“, erklärt Hildegard Ott, die den Förderverein zusammen mit Pfarrer Norbert Hofmann ins Leben gerufen hat. „In unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig, Werte zu erhalten und der nächsten Generation zu vermitteln“, betonten sie bei der Gründung vor einem Jahr. Zudem dürfen dem Kriegsgräbergesetz entsprechend die Mahnmale, die an die Gefallenen der beiden Weltkriege erinnern, grundsätzlich nicht beseitigt werden, informiert die Vorsitzende.

In den Augen der Aktiven sei es „pietät- und würdelos, das Areal in einen Park zu verwandeln oder für den Wohnungsbau zu entweihen“. Zudem koste auch die Pflege einer Grünanlage Geld, entkräften sie das Spar-Argument. Stattdessen könne die Trauerhalle als Veranstaltungsort für angemessene Kulturveranstaltungen genutzt werden. Mit Musik und Lesungen demonstrierte der Förderverein bereits, dass die Halle als Ort der Muse taugt.

„Es ist ein wunderschöner Ort, man fühlt sich wohl“, sagten die Künstler damals. Mit Aktivitäten dieser Form möchte die junge Gemeinschaft ihr Anliegen weiterhin ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Mitglieder boten sich auch an, am Erhalt von Denkmälern mitzuwirken. Wie der VdK Lämmerspiel könnte die Gruppe das Gedenken an die Opfer der Kriege pflegen, aber auch Grabstätten, die von Hinterbliebenen nicht mehr gehegt werden können.

Das Lichterband an Heiligabend wuchs weiter, viele Besucher brachten Kerzen mit. „Wir werden diesen Weg weiter gehen“, bekräftigt Hildegard Ott den Willen zum Erhalt des Friedhofs. Ein Beschluss, den Entscheid von 1977 rückgängig zu machen, ist noch immer nicht gefällt.