Integrationslotsen für Flüchtlinge bei den Maltesern Für Orientierung sorgen

Die Integrationslotsen versuchen, den Zuwanderern mehr Orientierung in Deutschland zu bieten. Foto: pro

Obertshausen (pro) - Woher kommen die Flüchtlinge und wohin wollen sie? Wie kann man sie auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, nach Wohnraum und nach einem selbstbestimmten Leben unterstützen? Diese und viele weitere Fragen können sieben Besucher des Malteser Hilfsdienstes (MHD) an der Bieberer Straße nun besser beantworten. Sie haben sich in einem Kurs auf den Einsatz als Integrationslotsen vorbereitet.

Demiana Ycoub ist Koordinatorin der Arbeit mit Flüchtlingen im Dienste-Haus. „Wenn in den Sammelunterkünften ankommen, steht oft eine große Zahl hilfsbereiter Bürger bereit“, erinnert sie. Hauptamtliche Mitarbeiter von Kommunen und sozialen Einrichtungen sowie Freiwillige stehen den Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten zur Seite und betreuen sie. Wie aber sieht die Unterstützung aus, wenn die Migranten als Asylbewerber anerkannt sind, einen Aufenthaltstitel und eine Wohnung erhalten haben?

Demiana Yacoub sucht Freiwillige, um die neuen Bewohner „gezielt integrieren zu können“. Sie brauchen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis wie bei vielen Engagements, teilt die Leiterin mit. Sie sollen da sein, um das Formular fürs Kindergeld auszufüllen, eine Arbeitsstelle zu suchen und ein Bewerbungsschreiben zu formulieren, die Sprachkenntnisse der „Neuen“ erweitern, ein Gespräch mit Lehrkräften in der Schule führen oder die ersten Schritte in den Sportverein, in Chor und Theatergruppe begleiten.

Das sollten nicht allein Senioren sein, sondern auch junge Leute aus der Generation der meisten Geflohenen und solche mit Migrationshintergrund, betont Demiana Yacoub. So wie sie selbst: In Obertshausen aufgewachsen besuchte die Tochter koptischer Christen aus Ägypten Wald- und Hermann-Hesse-Schule, wo sie die Mittlere Reife ablegte. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin, begann ihre Berufslaufbahn bei einem Kreditkartenunternehmen und bei einer Fluggesellschaft.

„Mein Wunsch war es, mit Flüchtlingen zu arbeiten“, sagt Demiana. Sie wirkte bereits bei der Betreuung von koptischen Flüchtlingen mit, arbeitet mit Kindern in der orthodoxen Gemeinde bei Wetzlar. Seit Dezember ist sie mit einer halben Stelle bei den Maltesern tätig. Dabei werden ihre arabischen Sprachkenntnisse förderlich sein.

Sie pflege enge Kontakte zu Daniel Kettler und Annegret Kraus von der Flüchtlingshilfe der Stadt und möchte dort ansetzen, wo deren Zuständigkeit aufhört. Die sieben Interessierten lernten zunächst die Organisationsstruktur der Malteser kennen, die verschiedenen Aufenthaltstitel für Immigranten und deren rechtliche Situation. Die Ehrenamtlichen sollen auch wissen, wo es professionelle Hilfe gibt. Ein 18-jähriger Brasilianer, der selbst erst seit einem Jahr in Obertshausen lebt, meint, „Deutschland ist ein Treffpunkt“. Er möchte Kontakte knüpfen und seine Erfahrungen weitergeben.

Der örtliche Vorstand mit dem Geschäftsführer und Kreisbeauftragten Rainer Faust an der Spitze hat die Stelle für den ehrenamtlichen Integrationsdienst in eigener Regie geschaffen. Bislang gab es das Angebot nur in Mainz. Im Maltester-Haus sind 145 Mitarbeiter beschäftigt, in der Betreuung in Schulen über Hausnotruf und Menüservice bis zur Ausbildung in Erster Hilfe.