Schwarzbieranstich der CDU Obertshausen mit Gastredner Friedrich Merz Eine gelebte und beliebte Tradition

Mit dem zünftigen Schwarzbier wurde auf der Bühne im Bürgerhaus-Saal kräftig angestoßen. Foto: bw

Obertshausen (bw) – Der Schwarzbieranstich der CDU Obertshausen ist eine gelebte und sehr beliebte Tradition. Bereits eine halbe Stunde vor der offiziellen Eröffnung, platzt der Saal des Bürgerhauses aus allen Nähten, so groß ist heute der Andrang. Die wenigen Eintrittskarten, die aus Angst vor dem kursierenden Corona-Virus zurückgegeben wurden, finden dankenswerte Nachrücker. „Die Warteliste war sehr lang und wir konnten die freigewordenen Karten schnell weitergeben“, sagt Björn Simon, Vorsitzender der CDU-Obertshausen, bei der Begrüßung der mehr als 650 Gäste.

Längst ist der heutige Termin auch für Mitglieder und Anhänger anderer Parteien ein Muss, verspricht er doch in der Regel hochkarätige Politprominenz. Diesmal konnte der Ortsverein mit Friedrich Merz einen der bekanntesten Mitstreiter aus der Berliner Politikszene nach Obertshausen holen. Nach dem Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Parteivorsitzende, ist der Kampf um das Amt und um die Aussicht Kanzlerkandidat der Unionsparteien zu werden, entbrannt. Merz genießt eine hohe Zustimmung unter den CDU-Mitgliedern in Obertshausen: „Vor dem letzten Parteitag im Hamburg haben sich 80 Prozent für Friedrich Merz ausgesprochen“, sagt Simon. Für ihn ist der heutige Ehrengast ein Mensch, der die Partei in der aktuell schwierigen Zeit wieder ein starkes und markantes Gesicht verleihen wird und in die Spur zurückführen kann. In seiner Begrüßungsrede dankt Simon den vielen ehrenamtlichen Helfern, die zum Gelingen des heutigen Abends beigetragen haben, sowie dem Blasorchester der Turngesellschaft (TGS) für ihre musikalische Unterstützung. Grußworte sendet der CDU-Bürgermeisterkandidat Manfred Schmutzer, der neun Tage vor der Wahl die Gelegenheit aufgreift und alle zum Urnengang aufruft. „Ich möchte ihr Bürgermeister werden“, sagt er und verspricht „Ich werde ein Bürgermeister zum Anfassen sein und mich nicht hinter den Mauern des Rathauses verstecken.“ Offenheit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit sind seine Grundsätze. „Jeder der mich fragt, wird eine ehrliche Antwort erhalten und ich stehe zu meinem Wort.“ In Obertshausen stehen für ihn die Schaffung neuer Betreuungsplätze und die Lösung der Verkehrsproblematik ganz oben auf der Agenda. „Das Bild Obertshausen wird sich im Laufe der nächsten Jahre weiter verändern und ich möchte unsere Stadt zukunftsstark machen.“

Traditionsgemäß folgt im Anschluss der Schwarzbieranstich, den der Hauptgast Merz gerne vornimmt. Nur drei kurze Schläge sind notwendig, bevor der schwarze Gerstensaft die Krüge füllt.

Dann betritt Friedrich Merz unter langanhaltendem und tosenden Applaus das Rednerpult. Seine Rede wird mit großer Spannung erwartet, denn spätestens seit der Landtagswahl in Thüringen steht die CDU vor der Frage, wie ein Zerreißen zwischen den Flügeln aufzuhalten ist. Viele erhoffen sich, dass er das politische Berliner Machtvakuum wieder füllt und die CDU wieder „in die Spur bringt.“

In seiner Rede stellt Merz schnell klar, dass er linken und rechten Extremismus bekämpft. Ohne Namen zu nennen, macht er das politische Klima und die verrohte Sprache in der Politik für Anschläge wie die in Hanau verantwortlich. „Wer diese Sprache führt, macht sich verantwortlich, was daraus im Alltag wird.“ Und er gesteht ein, dass auch er überrascht wurde. „Wir haben es unterschätzt. Gerade wenn es um solche Formen geht, schaut die Welt auf Deutschland“, sagt er. Gaulands „Vogelschiss“ nennt er unverantwortlich: „Der Zweite Weltkrieg war der moralische Tiefpunkt, der die ganze Welt in den Abgrund gerissen hat.“ Mit Blick auf Thüringen findet er klare Worte: „Das ist nicht eure Privatangelegenheit.“ Er plädiert für Neuwahlen und mahnt: „Die Freunde aus Thüringen werden die Verantwortung tragen bei der nächsten Wahl, aber wir werden dafür kämpfen, dass die politischen Gegner einen Denkzettel bekommen“, fordert er. Mit Blick auf die kommende Bundestagswahl sieht er eine „Grün-Rot-Rote Mehrheit“, die verhindert werden muss.

Außenpolitisch sieht er die wichtige Themen für Deutschland, auf die die richtigen Antworten gefunden werden müssen: „Die Wiederwahl Donald Trumps wird kommen“, sagt er. „Glauben sie nicht, dass Trump altersmüde wird, nach der Wiederwahl wird Amerika First dreimal mehr auf Agenda stehen, er wird härter werden.“ Der Syrienkonflikt zeigt, dass die USA kein Interesse mehr an dieser Region habe. „Die Machtzentren verschieben sich fundamental.“ China drücke mit ungeheurem politischem und militärischem Machtanspruch, Russland bombt sich zurück an den Tisch der Weltgeschichte. Der Brexit wird das Machtgefüge innerhalb der Europäischen Union in Richtung der Südländer verschieben. Doch obgleich Europa mit über 440 Millionen Bürgern zu den drei großen Wirtschaftsräumen zählt, sei die Länderunion nicht in der Lage Antworten auf die dringenden Fragen zu liefern: „Europa antwortet mit routinemäßiger Ratlosigkeit.“ Seine Hauptaufgabe sieht er zunächst in der innenpolitischen Stabilisierung Deutschlands. „Wir müssen wieder miteinander streiten.“ Natürlich streift er die Themen Energie- und Umweltpolitik und bezieht eindeutig Stellung. Der Klimawandel ist ein sehr ernsthaftes Problem, aber er sucht immer den goldenen Mittelweg zwischen Ökonomie und Ökologie. So hat er den Verbrennungsmotor nicht begraben, sondern sieht sogar große Chancen darin. „Wir haben keinen Dieselskandal, sondern einen Betrugsskandal seitens einiger Autobauer, die ihre Kunden, Ämter und Behörden betrogen haben.“ Merz überzeugt mit seiner Rede und die Gäste quittieren seinen klaren Worte mit stehenden Ovationen und sehr lange anhaltendem Applaus.