„Buntes Picknick“ im Freizeitpark Beethovenstraße In gemütlicher Atmosphäre das Zusammenleben stärken

Das internationale Picknick im Freizeitpark Beethovenstraße wurde trotz der Hitze sehr gut

Obertshausen (m) – Bei einem „bunten Picknick“ im öffentlichen Raum des Freizeitparks Beethovenstraße sollte es gelingen, neue Verbindungen zu knüpfen zwischen Migranten und Menschen, die schon länger in Obertshausen leben. Diesmal war’s nicht der Regen, der den Einheimischen Zurückhaltung gebot - die unbändige Hitze darf als Grund angeführt werden.

Sogar die Frauen aus Ostafrika, die extreme Temperaturen aus ihrer Heimat gewohnt sind, folgten mit ihren Decken dem Schatten der Bäume auf der Wiese. Einige der sieben Gruppierungen, die sich um die Integration von Zugereisten bemühen, hatten Pavillons oder Sonnenschirme aufgestellt. Und alle haben neben süßen und deftigen Leckereien Mineralwasser in allen Variationen gekühlt.

Eine Eriträerin bereitete Kaffee nach einer festlichen Prozedur, lud ein, Popcorn und ein Gebäck aus Mehl, Salz und Wasser zu kosten. Günter Seib, bei dem mehrere Geflohene leben, wollte Cevapcici grillen, was im Park verboten wurde. Also briet das Mitglied der katholischen Kirchengemeinde Hausen die pikanten Röllchen zu Hause und servierte sie beim Picknick.

Thomas Picard und Mitglieder Kolpingfamilie am Tisch der Pfarrei begleiten und betreuen Geflohene, suchen Wohnungen, stellen den Kontakt zu Pro Arbeit her, vermitteln Praktika und Arbeitsstellen. Picard nutzt seine vielfältigen Kontakte, doch selbst der erfahrene Unternehmer schüttelt den Kopf über die Flut von Formularen, die von einem Paar ausgefüllt werden muss, um heiraten zu können. Bozica Bilobrk kennt diese Seite aus eigener Erfahrung. Die Verwaltungsfachfrau aus der Servicestelle „Besser älter werden“ gelangte in den 90er Jahren mit ihren Eltern als Flüchtling aus Bosnien-Herzegowina nach Frankfurt. Sie musste nach Livno zurückkehren, konnte aber später zur Ausbildung wieder nach Hessen kommen. Heute hilft sie Senioren, Mittellosen, Opfern von Gewalt und Geflohenen bei der Beantragung von Kindergeld und Vorschuss zum Unterhalt. Bozica Bilobrk und ihre Kollegen aus dem Rathaus Beethovenstraße unterstützen bettlägrige Hilfesuchende selbst zu Hause, berichtete sie. Beim Papierkrieg steht auch das Büro des Diakonischen Werks Offenbach-Dreieich-Rodgau in der Erzbergerstraße 12 Gewehr bei Fuß. Aljoscha Bodek und seine beiden Kollegen helfen Zugewanderten bis zu zwei Jahren nach der Anerkennung bei den umfangreichen, bürokratischen Prozessen. „Die Anträge sind oft schwer verständlich, ohne Kundigen wären viele Menschen hoffnungslos verloren“, weiß der Fachmann. Derzeit helfe das Trio dem Familiennachzug, bei Vermittlung in Schule, Ausbildung und Beruf.

Plätzchen und Kekse hielt der Türkisch-islamischen Kulturvereins bereit, aber auch ein offenes Ohr. Mehr als 40 Migranten kommen zum Freitagsgebet, teilte Mehmet Kaya mit, der Imam der Gemeinde in der Alexanderstraße. Viele der neuen Gläubigen blieben auch zum Tee oder um Billard zu spielen, ergänzte Oguz Eroglu vom Jugendvorstand. „Das Problem sind die unterschiedlichen Sprachen“, bemerkten die Männer. Auch diesen Mangel versucht Elena Pisapia mit Unterstützung von Ehrenamtlichen zu begegnen. Die Integrationsbeauftragte der Malteser initiierte ein „Frauenzimmer“ mit Angeboten zum Nähen und Kochen sowie einen Ausflug zu den Märchen-Festspielen. „Wir wollen Frauen stärken, sie über ihre Rechte informieren“, sagte sie. Dazu lädt der Frankfurter Verein Berami, der bei der beruflichen Integration begleitet, zu einer Veranstaltung am 28. August im Maltester-Haus ein.

Vor allem aber sucht Elena Pisapia weitere Familienpaten und weitere Helfer für die Fahrradwerkstatt in der Gemeinschaftsunterkunft Herrnstraße. Das Radfahren ist bei den neuen Mitbewohnern sehr beliebt, obwohl sie es aus ihren Heimatländern kaum kennen. Einige Flüchtlinge engagieren sich bereits ehrenamtlich, sie wollen „etwas zurückgeben“, formulierte die Hauptamtliche. „Wir wünschen uns mehr Hilfe durch die Politik“, doch die Volksvertreter zögen sich zurück. „Dabei geht es jetzt erst richtig los, jetzt fängt die Integration an!“

Auch beim Ausländerbeirat: Er stellt ein weiteres Fußballturnier auf die Beine und bereitet die Wahl 2020 vor. Da könnten dann auch einige Geflüchtete kandidieren, stellte Vorsitzender Arif Ergüven in Aussicht.