300 Kinder und Jugendliche aus den Förderschulen in Stadt und Kreis Offenbach waren dabei Gummistiefel-Weitwurf gibt es nur beim Spiel- und Sportfest

Beim Spiel- und Sportfest wurde getanzt, gelacht und jede Menge Disziplinen angeboten, welche von den 300 Kindern und Jugendlichen ausprobiert werden konnten. Foto: p

Obertshausen (m) – Für Lena ist es das Größte! Besonders der Ritt auf dem Stier hat ihr gefallen. Die Attrappe kreiste ruckartig über den Matten, aber nur ganz langsam.

Auch der Gummistiefel-Weitwurf und das Fahren in einem der schweren Karts begeisterten das Mädchen. So ging es vielen der 300 Kinder und Jugendlichen aus den Förderschulen in Stadt und Kreis.

Sie warfen Basketbälle in Körbe am Boden, schlugen Bälle im Baseball-Stil von Halterungen. Auf Feldern hinter den Umkleiden trainierten sie in kleinen Gruppen Fußball und balancieren auf einer Slackline, freilich immer gehalten von Begleitern in den gelben T-Shirts. Auf der Tartanbahn war ein Hindernisparcours für Rolli-Fahrer aufgebaut, in den Wagen fuhren sie über kleine Hügel.

In den Tretmobilen konnten immer zwei Leute gemeinsam zum Wendepunkt strampeln, um Ringe über eine Stange zu werfen. Allein Weitsprung fiel diesmal aus, der Sand war vom morgendlichen Regen zu feucht. Dafür tanzten Gruppen der Rodgauer Bodelschwingh-Schule auf der Bahn, luden ihre Zuschauer ein, es ihnen gleichzutun.

„Unsere Schüler sind noch Tage danach glücklich“, erzählte Matthias Sauer, Lehrer an der Heusenstammer Schule am Goldberg. „Sie sprechen über das Fest, zeigen ihre Freude sehr emotional, in ihrer Mimik oder mit Lachen“, konkretisierte der Pädagoge. Viel Lob zollte zum Start der Vorsitzende des Kreistags, Bernd Abeln, den Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern.

Etwa 280 Jugendliche der Georg-Kerschensteiner-Schule betreuten auf dem Gelände an der Badstraße entweder eine Spielstation oder einen Schüler mit oder ohne Rollstuhl. „Sie melden sich manchmal klassenweise“, beschreibt Sportkoordinator Sven Voigt das große Interesse an dem Job. Wer einen Schüler begleitete, hospitierte an einem Tag in dessen Klasse, um ihn und seine Beeinträchtigung und Bedürfnisse kennen zu lernen. Bei der Veranstaltung im Sportzentrum sind dann alle Helfer am gelben T-Shirt der heimischen Verpackungsfirma Mühle zu erkennen.

„Die Kinder sind so lieb und gut gelaunt“, schwärmte Luca. Die Spielmöglichkeiten erlaubten es allen Schützlingen mitzumachen, lobte Emilie und erklärte: „Wir sind selbst glücklich, wenn sich die Kinder freuen, das ist eine gute Bestätigung.“ Für Lea ist sowieso schon klar, sie wird Sonderpädagogik studieren, wie ihre Mutter. Auch Mira und Lea können sich vorstellen, Menschen mit Behinderungen zu unterrichten. Die Teenager besuchen eine Klasse an der GKS mit Schwerpunkt Gesundheit.

Manche Lehrkräfte der Schüler mit Handicap sprechen die „Kerschensteiner“ an, ob sie nicht ein Freiwilliges Soziales Jahr an ihrer Einrichtung leisten wollen. Oder die Oberstufen-Schüler informieren sich, ob sie ein Praktikum absolvieren können, das jetzt Teil ihrer Ausbildung wird. Für ihr Engagement beim Spiel- und Sportfest erhalten sie ein Zertifikat, das sie Bewerbungsschreiben beilegen können.

Vor 15 Jahren begegneten sich der damalige Gymnasialzweigleiter der GKS, Uli Brand und der Obertshausener Edi Schneider, seines Zeichens Sportkoordinator der Schulen in der Stadt Offenbach. Ergebnis des Treffens ist das Spiel- und Sportfest, das seitdem vom Fachdienst Förderung des Ehrenamts, Sport und Kultur des Kreises ausgerichtet wird.

Das fröhliche Fest wäre auch nicht möglich ohne das Engagement der „Freunde für Freunde“: Einmal im Jahr statten Sponsoren eine Party im Pfarrgarten Herz Jesu mit Speisen und Getränke und einem bunten Programm aus, das auch Musiker mit Behinderungen mitgestalten.

Die Gäste spenden großzügig, sodass Spielmaterial, Bewirtung, Behinderten-Klos und vor allem der Transport mit den speziell ausgestatteten Kleinbussen finanziert werden können.