Stadtbüchereien Obertshausen punkten mit Vielfalt Heißer Sommer lockt nach draußen, aber weniger zum Lesen

Die beiden Bücherei-Leiterinnen Christina Hellemann (rechts) und Heide Ottenroth berichteten Bürgermeister Roger Winter jüngst über das Jahresgeschäft 2019. Foto: kol

Obertshausen (red) – Mehr Neuanmeldungen und geringere Ausleihzahlen, aber immer noch sehr beliebt bei Jung und Alt: So lässt sich die Jahresbilanz der beiden Stadtbüchereien von Obertshausen an ihren Standorten Kirchstraße und Tempelhofer Straße kurz zusammenfassen.

Es sind vor allem immer wieder Kinder, die die beiden städtischen Einrichtungen neu entdecken. Dies fördern zum einen Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten, aber auch Lehrerinnen und Lehrer der Obertshausener Schulen, die eng mit den Bücherei-Leiterinnen Christina Hellemann und Heide Ottenroth kooperieren. Aber auch die Eltern unterstützen das Lesen, indem sie mit ihrem Nachwuchs regelmäßig in die Büchereien zu Besuch kommen. So sind die Stadtbüchereien in Obertshausen nach wie vor sehr beliebt.

Die Zahl der Neuanmeldungen stieg im vergangenen Jahr um 36 von 299 (2018) auf 335 (2019). Dabei handelt es sich überwiegend um Kinder, der älteste neue Nutzer ist jedoch 89 Jahre alt. Insgesamt wurde auf 1.533 Benutzerausweise etwas ausgeliehen, davon waren 384 bis zwölf Jahre und 260 über 60 Jahre alt. „Viele Familien und Paare leihen dabei auf einen Ausweis aus, hinzu kommen die Personen, die nur die Onleihe nutzen und bisher nicht erfasst werden konnten, so dass die tatsächlichen Nutzerzahlen der Büchereien erheblich höher liegen“, erklärt Bücherei-Leiterin Christina Hellemann.

Trotz guter Nutzerzahlen kam es zu einem Rückgang der Ausleihzahlen, welches unter anderem auf den heißen Sommer zurückzuführen ist. „Da wird erfahrungsgemäß einfach weniger gelesen“, teilt Christina Hellemann mit. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 72.516 Medien ausgeliehen, das sind etwa 1.500 weniger als im Jahr zuvor. Wie bereits in den vergangenen Jahren setzte sich der Trend fort und die Nachfrage bei den physischen Medien - vor allem bei den DVDs – ging zurück, während die Nachfrage bei der Onleihe weiter anstieg. „Eine Ausnahme sind die Toniefiguren, die als,neues Medium‘ ein echter Ausleihrenner sind. Mit 80 Tonies wurden 800 Ausleihen erziehlt“, berichtet Heide Ottenroth.

Insgesamt stehen den Leserinnen und Lesern 42.681 physische Medien an den beiden Bücherei-Standorten zur Verfügung. Hinzu kommen etwa 230.000 elektronische Medien des Onleiheverbundes, davon mittlerweile 450 Zeitschriften Abonnements. Dem Onleiheverbund gehören aktuell 108 Bibliotheken an, darunter Büchereien unterschiedlichster Ausrichtung und Größen - von der Großstadtbibliothek über die Schulbibliothek bis hin zur Bibliothek in kirchlicher Trägerschaft. Dementsprechend breit gefächert ist auch das inhaltliche Angebot des Onleiheverbundes. „Von dieser Vielfalt profitieren am Ende auch unsere Leserinnen und Leser in Obertshausen“, sagt Christina Hellemann. Neu ist seit 2019 in den Stadtbüchereien auch die Bibliothekssoftware, die auch den Leserinnen und Lesern künftig mehr Komfort bietet. So ist der Katalog (WebOPAC) wie gewohnt unter www.buecherei-obertshausen.de zu finden - neu jetzt aber auch über die App B24. Über beide Plattformen ist es möglich, sich in das eigene Leserkonto einzuloggen, Vormerkungen zu tätigen und ausgeliehene Medien selbst zu verlängern. Es kann zudem auch eine Einstellung vorgenommen werden, über die automatisch zwei Tage vor Ablauf der Ausleihfrist eine Erinnerungsmail geschickt wird. Für die neue Bibliothekssoftware gab es einen Zuschuss des Landes Hessen. Der Wechsel zu einem neuen Anbieter war notwendig, da das alte System nicht mehr von einer deutschen Firma vertrieben wird und auch nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht.

Die Gründe, den Stadtbüchereien einen Besuch abzustatten, sind vielfältig. Regelmäßig wird die Bücherei von Schülerinnen und Schülern sowie immer mehr auch von Studierenden als Arbeitsplatz zum Lernen genutzt - alleine oder in der Gruppe. „Das kostenlose WLAN wird von Nutzerinnen und Nutzern mit eigenen Endgeräten sehr gut angenommen. Auch der öffentliche PC in der Kirchstraße wird gut genutzt, die Office-Programme mehr als das Internet“, erklärt Bücherei-Leiterin Christina Hellemann.

Auch diverse Veranstaltungen locken Kinder und Erwachsene immer wieder zahlreich an. Mit 122 Veranstaltungen ist die Anzahl zum Vorjahr nahezu gleich geblieben. „Dabei mussten sogar zahlreiche geplante Besuche kurzfristig von Seiten der Kitas abgesagt werden, da nicht ausreichend Erzieherinnen zur Verfügung standen“, sagt Christina Hellemann. Bei den Betreuungseinrichtungen der Grundschulen meldeten sich teilweise mehr Kinder an, als in die Stadtbücherei kommen konnten, so dass gelost werden musste. Besonders der „Geschichtenspaß mit Tablets“ kam sehr gut an: Gemeinsam erfanden Jungen und Mädchen eine Geschichte, die sie anschließend in kleinen Gruppen mit Legosteinen nachbauten. Mit dem Tablet fotografierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das ganze ab und bestückten die Fotos mithilfe einer Comic-App mit Sprechblasen.

Im Bereich der Zielgruppe Vorschulkinder kooperierten die städtischen Büchereien erstmalig mit der Kinder- und Jugendförderung. So kamen sämtliche städtische Kitas mit den angehenden Schulkindern zu einer Veranstaltung rund ums Thema „Schrift“ in eine der Büchereien.

Auf positive Resonanz stieß erneut die Sommerferien-Aktion „Blind Date mit einem Buch“ und für Kinder wurden sogenannte Überraschungstüten gepackt. Bei den Veranstaltungen für Erwachsene wurde überwiegend mit Kooperationspartnern zusammengearbeitet. So gab es im September eine lange Büchernacht in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, im Rahmen von „Leseland Hessen“ fand vor ausverkauftem Haus eine Lesung mit dem Bestsellerautor Arno Strobel statt und in Kooperation mit dem BücherTreff fand eine Lesung mit Ebba von Drolshagen zum Thema Norwegen statt. Bei der Veranstaltung mit der Seniorenhilfe ging es in diesem Jahr um „starke Frauen“. Mit den 122 Veranstaltungen wurden 2019 insgesamt 2.363 Personen erreicht. „Alles in allem ist es doch schön zu sehen, dass Lesen nicht aus der Mode kommt. Mit dem vielfältigen Angebot vom klassischen Buch bis zur Onleihe kommen die Bücherei-Leiterinnen auch den veränderten Lesegewohnheiten unser Bürgerinnen und Bürger nach“, erklärt Obertshausens Bürgermeister Roger Winter abschließend.

Die Ausleihrenner 2019

Am meisten Ausliehen erzielen die Bilderbücher, besonders die Reihen um „Conni“, den „Kleinen Raben Socken“ und „Mama Muh“, die alle vor über 20 Jahren zum ersten Mal erschienen sind, erfreuen sich großer Beliebtheit. Bei den Kinderbüchern ist neben den Comic-Tagebüchern „Gregs Tagebuch“ von Jeff Kinney und „Mein Lotta-Leben“ von Alice Pantermüller, die ebenfalls seit Jahren die Ausleihrenner sind, alles um die „Eiskönigin“ sehr gefragt - vom Vorlesebuch, über Bücher für das erste Lesealter bis hin zum „Buch zum Film“.

Das Verfilmungen eine Rolle spielen, ist auch bei den Jugendlichen zu spüren. Viele Mädchen fragten nach den Romanen der „After“-Reihe von Anna Todd, deren erster Teil Anfang 2019 im Kino lief. Jungen griffen häufig zu „Erebos 2“ von Ursula Posnanzki.

Bei den Erwachsenen ist die Nachfrage nach Krimis ungebrochen. Angeführt wird die Beliebtheitsliste im Jahr 2019 von Simon Beckett „Die ewigen Toten“. Dabei wurden mit zwei Exemplaren 28 Ausleihen erzielt.

Im Sachbuchbereich gibt es in den beiden Büchereien nur wenige Überschneidungen, um eine größtmögliche Vielfalt anzubieten. Überall gefragt war jedoch der Bestseller „Fröhlich fasten“ von Susanne Fröhlich, aber auch der Ratgeber „Geschwister als Team“. Letzterer wurde häufig von den Benutzern untereinander weiterempfohlen.

Die Hitliste bei den Filmen wird angeführt von „Bohemian Rhapsody“ (34 Ausleihen), gefolgt von dem Kinderfilm „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“.