Floristin Anja Holstein sammelt Spenden für Kinder in Uganda „Helfen, wo es nötig ist“

Den Erlös der Masken spendet der Blumenkorb zu 100 Prozent für Schulkinder auf einer Insel im Victoriasee in Uganda. Auf dem Foto sind Tilli und ihre Eltern Anja Holstein und Andreas Jäger. Foto: m

Obertshausen (m) – Das haben sich drei Hausener mit Wohnsitz in Lämmerspiel auf die Fahnen geschrieben. Gerade geht’s Angehörigen vieler Branche hierzulande nicht sehr gut, viele Arbeit- und Unternehmer müssen schmerzhafte Einbußen hinnehmen, wissen Floristin Anja Holstein und ihr Lebenspartner, der Architekt Andreas Jäger. Mit ihrem Engagement für Kinder in Uganda weisen sie darauf hin, dass Corona Menschen in anderen Regionen der Welt in schlimme Bedrängnis bringt.

Zahnpasta und -bürsten, Schulrucksäcke und -hefte, Blei- und Buntstifte hatten die Eltern und ihre Tochter Tilli vor einem Jahr im Gepäck, als sie dass „Hope Orphanage“, das „Waisenhaus Hoffnung“, besucht haben. Es liegt auf der Insel Bugala im Viktoriasee, die zu Uganda gehört. Gerne wäre die Familie in diesem Sommer auch wieder zu den Freunden gereist, doch in den neuen Zeiten ist das nicht mehr möglich. Trotzdem helfen die Drei ihren Schützlingen in der Ferne.

Anja und Andreas hatten eine afrikanische Fluggesellschaft ausgemacht, die pro Passagier zwei bis zu 23 Kilogramm schwere Koffer kostenlos transportiert. So konnten sie in der Vergangenheit 35 Schüler und zehn jüngere Mädchen und Jungen mit Schulsachen und Kleidung ausstatten. Die Sprösslinge haben ihre Eltern verloren oder sie sind an HIV erkrankt.

Die Einrichtung wurde vom Inselbewohner Albert Nsubuga gegründet. Als Halbwaise kennt er das Leid der Kinder aus eigener Erfahrung und eröffnete 2008 mit zwei Frauen die Nachmittagsbetreuung. Über Nacht dürfen die Sprösslinge nicht im „Hope Orphanage“ bleiben, zum Schlafen gehen sie zu Angehörigen oder in Pflegefamilien.

2011 führte ein Urlaub die Blumenhändlerin und den Ingenieur durch Zentralafrika, auch nach Uganda. Im Regenwald beobachteten sie Berggorillas, auf der Insel waren sie untergebracht. Und wie auf jeder Tour hatte das Paar einen Koffer mit gut erhaltenen Kleidern und Spielsachen dabei und fragte in seiner Unterkunft nach einer lokalen sozialen Organisation, die solche Spenden braucht.

„Bugala leidet darunter, dass ein großer Teil des Regenwaldes auf der Insel für die Palmöl-Produktion gerodet wurde“, skizziert der TV-Fußballer den Raubbau durch europäische Geschäftemacher. „Viele Menschen wehren sich dagegen und wollen dort nicht anheuern“, erfuhren die Gäste aus Hessen. „Also werden noch billigere Arbeitskräfte aus anderen Ländern eingestellt“. Auch Albert arbeitete bei der Palmöl-Gesellschaft als Hausmeister, kündigte jedoch.

Die beiden Besucher zahlten persönlich beim Direktor der Schule in der Insel-Hauptstadt Kalangala elf Millionen Uganda-Schilling, 2700 Euro aus Spenden, für Alberts Schützlinge. Etwa 100 Euro kosten Unterrichtsmaterial und Uniform pro Kind und Jahr. Die jungen Ugander sind mindestens eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs, bis sie die Schule auf einem Berg erreichen.

Die Familie aus Lämmerspiel verließ Bugala bei ihrem letzten Besuch nicht mit leeren Händen. In ihrem Blumenkorb an der Steinheimer Straße in Hausen verkaufte Anja Holstein kunstvolle, handgearbeitete, farbenfrohe Ketten aus gerolltem und lackiertem Zeitungspapier, die von Insel-Bewohnern gefertigt wurden und hierzulande sehr gefragt sind.

„Den Erlös wollten wir eigentlich als Schulgeld für die Waisenkinder verwenden. Durch die momentane Situation stehen dort aber wichtigere Dinge an“, erklärt Andreas. Bei einem Telefonat mit Albert erfuhren die Freunde, dass es zur Zeit an Lebensmitteln mangelt, weil die Fähre von Entebbe stillgelegt ist und man im Viktoriasee nicht Fischen darf. „Die Situation in Uganda ist ähnlich wie bei uns: Schulen und Kirchen sind geschlossen, die Menschen dürfen nach 19 Uhr nicht mehr aus ihren Hütten.“

Die Drei haben sich entschlossen, die fast 500 Euro aus dem Verkauf der Ketten für Lebensmittel zu überweisen.

„Mittlerweile hat Albert Reis, Bohnen, Zucker und andere Nahrungsmittel gekauft und an die Kinder verteilt“, berichtet die Mama. Und irgendwann werden die Hausener ihre Freunde auf der Insel bestimmt wieder besuchen können, sind sie sich sicher.