Karen Fiedler gestaltet in ihrer Wachswerkstatt individuelle Kerzen Das Hobby zum Beruf gemacht

Jede Kerze wird in der Wachswerkstatt von Karen Fiedler zum Unikat. Foto: m

Obertshausen (m) – „Ich habe schon immer kreativ gearbeitet.“ Zum Wirken mit Wachs aber kam Karen Fiedler erst, als ihre Töchter sich auf die Erstkommunion vorbereitet haben und ihre Tauf- als Erstkommunionkerzen nutzen wollten. Die Mama formt seitdem Motive wie Weinstöcke, Fische und Kreuze auf die knappen und runden Oberflächen.

Inzwischen hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Und ein Auftrag für die studierte Kunsthistorikerin ist die Gestaltung der Osterkerzen für die katholische Kirchengemeinde Hausen. Für die Ausstattung der Auferstehungssymbole spricht sie sich mit dem Pfarrer ab. „Er möchte das Positive im Vordergrund sehen, auch auf der Kerze in der Trauerhalle“, lauten die Eckpunkte für die Wachswerkerin.

Alpha und Omega gehören auf jede Osterkerze. Sie symbolisieren das ewige Leben, und umranken die Jahreszahl auf dem Sockel. Die Darstellung der Wundmale Jesu dagegen seien nicht immer erwünscht, erläutert die Künstlerin. Für die 2020er Version formte sie eine Kreuzhälfte als Engel, der einen Flügel als Kreuzesarm schützend ausstreckt. Ein Taube fliegt auf das Zeichen zu.

Auf der zweiten Osterkerze bildet die halbe Sonne die rechte Seite des Kreuzes, betont, „Jesus ist das Licht“. Auch Regenbogen, Ähren und Kelch seien typische Ostermotive. Im vergangenen Jahr schuf die Hausenerin ein einfaches Kreuz mit hunderten Blättern in vielen Farben: „Der Glaube lebt von der Vielfalt der Menschen, die glauben“, erläutert Karen Fiedler das Bild und seufzt, „eine Wahnsinnsarbeit“. Dazu durfte sie in der Osternacht ihre „Botschaft rüberbringen“, was sie als besondere Wertschätzung ihrer Arbeit betrachtet.

Das Naturprodukt war nicht immer ihr bevorzugtes Material. 1997 zog die Frankfurterin nach Hausen, seit 17 Jahren stellt sie ihr pädagogisches Talent der Waldschule zur Verfügung. Als „Herrin über Nadel und Faden“ unterrichtete sie lange Textiles Gestalten. Jetzt widmet sie sich NDHS, Schülern „Nicht-Deutscher Herkunftssprache“, und leitet Vorlaufkurse für Mädchen und Jungen vor der Einschulung. Ihren Weg vorgezeichnet hat wohl auch ihr Vater, ein passionierter Maler, von dem Aquarelle im Wohnzimmer der Tochter hängen.

Heute fertigt sie auf Bestellung, liefert Kerzen in die Region, ins Schwäbische und nach München. Sie arbeitet für die italienische Gemeinde Offenbach und verschickt ihre Werke bis nach Amerika und zu Freunden nach Mexiko. Dabei künden Mundpropaganda und das Internet von ihrem Können. Vor elf Jahren meldete sie ein Gewerbe an, was ihr auch einen günstigeren Einkauf des Grundstoffs ermögliche.

„Karens Wachswerk“ kreiert individuelle Kerzen für Taufen, Hochzeiten, Geburtstage und Trauerfälle. „Ich nehme immer Kontakt mit den Kunden auf“, im persönlichen Gespräch oder am Telefon sammelt sie Informationen zu den feiernden Personen, zu Blumenschmuck, Saal- und Tischdekoration, an die sie ihre Kreationen anpasst.

Überall in ihrem Atelier im Haus an der Pommernstraße stehen Behälter mit vielen Pinseln und Stiften. Die Farbe der sogenannten Verzierwachsstifte sei flüssig, erhärte sich an der Luft. Sie müsse in mehreren Schichten aufgetragen werden, damit sie intensiv wirkt. Dazu verziert die Künstlerin den Rohling mit vorgefertigten Motiven aus Wachsplatten oder mit flüssigem Wachs, mit Gold- und Silberstreifen.

Bei 40 Grad im Schatten steht die Produktion still, dann würde das Material schmieren, erläutert die Expertin, Bilder und Basis würden zerlaufen. Ist’s zu kalt, bröselt das Material. Die fertigen Artikel werden „wahnsinnig gut eingepackt, mit Backpapier gepolstert, damit nichts anklebt“. Das Motiv liegt oben, sonst könne es vom Eigengewicht der Kerze zerdrückt werden, lernt der Gast. Und im Winter kleben die Motive oft nicht“, sagt sie. Normalerweise genügt Handwärme, um Teile anzubringen.

„Ich kann nicht zweimal dieselbe Kerze machen, jede ist ein Unikat“, erklärt Karen Fiedler. Daneben repariert und säubert sie die kostbaren Kerzen auch. „Das Tolle ist, sie brennen ab“, beleuchtet sie einen Aspekt ihres Geschäftsmodells. „Dann brauchen die Leute wieder eine neue.“