Ja, das könnte eine Zukunftsversion sein, bestätigte Günter Brosch den Trend. Auch Sammler, die sich nicht – oder wie Paul, nicht allein – auf Briefmarken konzentrieren, sind bei den Treffen der Arbeitsgemeinschaft Philatelie Obertshausen-Heusenstamm willkommen. Am vergangenen Sonntag rief der Verein zum Großtauschtag, was stets Gleichgesinnte aus der ganzen Region anzieht. Die angekündigten Mitglieder aus der Partnerstadt Meiningen mussten jedoch aus gesundheitlichen Gründen absagen, bedauerte Brosch.
Diese Verbindung sei sehr fruchtbar. Weniger erfolgreich erweise sich aber die Nachwuchssuche. Immer wieder konnten die Marken-Freunde aus dem Familienkreis der Mitglieder oder bei Projektwochen in der Schule begeistern. Die kamen dann einige Male und ließen sich vom Jugendleiter in die Geheimnisse der Philatelie einführen. Dauerhaft aber ließen sich die Sprösslinge nicht für das Hobby begeistern, das Geduld, Ausdauer und Konzentration erfordert.
Brosch selbst nimmt an vielen Veranstaltungen als Händler teil. Er hat die ganze Welt auf Plastikboxen verteilt. Postwertzeichen aus nahezu allen Ländern verbergen sich hinter abgegriffenen Pappschildern, darunter sind mehrere ehemalige Staaten wie Jugoslawien oder die Sowjetunion aber auch deren Nachfolger, die rasch mit eigenen Marken auf ihre Selbstständigkeit aufmerksam machten.
Das interessanteste Sammelgebiet für die meisten Aktiven ist das deutsche – vom Reich über die DDR bis zu den Bundesländern. Dazu hat der Vorsitzende noch eigene Themen wie Blumen und Gebäude eingerichtet. Das hat Paul auch, Fächer für jede Münzart. Der berühmte Heiermann mit dem „D“ verrät, dass er 1958 in Hamburg gefertigt wurde, und damals verließen nur 60 000 Exemplare die Prägeanstalt. Jetzt wartet Paul auf die nächste Weltwirtschaftskrise.
Dann nämlich steigen die Preise für Edelmetall. Derzeit steht er bei 2,80 Euro pro Gramm, und der Fünfer enthält sieben Gramm. „2,56 Euro bekomme ich jederzeit bei der Bundesbank“, lehnt sich der Experte zurück. Der Silbergehalt der Münzen sei stetig zurückgefahren worden, die Euro-Taler erhalten gar keins mehr. „1951 wurden in München, Stuttgart und Karlsruhe mehr als 30 Millionen Fünf-Mark-Stücke geprägt“, weiß der Mann.
Von seinen silbernen Salz- und Pfeffersteuern, Armreifen, Feuerzeugen und Löffel hat er keinen verkauft, auch keine neuen Teile bekommen. „Aber für uns Sammler ist es auch wichtig, bekannt zu werden.“