Markus Widczisk und Frank Hanf verabschiedet „Immer zur Stelle, um Menschen zu retten“

Neben einem Präsentkorb und Blumen bekam Markus Widczisk das Ehrenabzeichen des Feuerwehrverbandes in Silber verliehen. Foto: m

Obertshausen (m) – Markus Widczisk und Frank Hanf konnten sich nahezu blind aufeinander verlassen. Das war auch in der Nacht zum 1. August 2015 so, als beide bei einem Einsatz auf der Autobahn schwer verletzt wurden. Unter den Spätfolgen leiden der bisherige Stadtbrandinspektor (SBI) und der ehemalige Stellvertreter bis heute, was auch ein Grund dafür war, dass sie sich jetzt von ihren Posten trennten. Bürgermeister Roger Winter hatte Kameraden und Familienmitglieder zu einer Abschiedsfeier ins Bürgerhaus eingeladen.

Widczisk stand 18 Jahre an der Spitze der beiden freiwilligen Feuerwehren der Stadt, Hanf 13 Jahre. Ihre Nachfolger wurden bereits im September in ihre Ämter eingeführt, Leith Aissa als Stadtbrandinspektor und Andy Glaw als sein Stellvertreter. Widczisk trat 1982 in die Obertshausener Wehr, wurde 1994 zum stellvertretenden und ‘98 zum Wehrführer gewählt. Ab ‘95 war er zugleich stellvertretender SBI, 2001 übernahm er die Führung.

„Er war immer zur Stelle, um Menschen zu retten, Unheil zu verhüten und Schäden zu verringern“, lobte Winter und hoffte, dass die Wehren „noch viele Jahre auf sie zählen kann“. Widczisk sei auch eine „wichtige Stütze“ seiner Kameraden, genieße Achtung in Stadt und Kreis. Der Bürgermeister hob Können und Menschenkenntnis des Verabschiedeten hervor, er habe viele schwierige Situationen gemeistert und die Mannschaft als „gut eingespieltes Team“ geführt. Als „guter Verfechter der Wehr“ habe er bei den Kommunalpolitikern oft große Summen eingefordert, um die Ausrüstung auf neuestem Stand zu halten. Der Rathauschef gab zu bedenken, „es gibt bei jungen Menschen durchaus viele, die den Wunsch hegen zu helfen oder von der Technik fasziniert sind, aber einen Anstoß benötigen, sich der Wehr anzuschließen.“ Viele Feuerwehrleute nennen als Motivation das gute Gefühl, gebraucht zu werden. „Das kann erfüllend sein, aber oft sind Einsätze auch sehr belastend“, wusste der Laudator, so wenn schwer verletzte Unfallopfer gerettet werden müssen. Der Job verlange Kraft, Ruhe, technische Kenntnisse, körperliche Fitness und hohe Empathie. „Man muss Teamplayer sein und Verantwortung übernehmen“, hob Winter hervor, Kameradschaft, Einsatzwillen und Führungsstärke zeigen, „davor habe ich großen Respekt“. Dank galt auch Frank Hanf, der jüngst sein 40. Dienstjubiläum feierte. Er kam 1979 zur Feuerwehr, war von 1999 bis 2003 stellvertretender Wehrführer in Hausen. Winter und Erster Stadtrat Michael Möser überreichten ihm eine Ehrenurkunde. Widczisk erhielt die Verdienstmedaille der Stadt in Bronze. Die beiden Männer „stehen für Zusammenhalt und Teamgeist“, unterstrich der Bürgermeister. Aissa erinnerte, die Vorgänger hätten ihren Dienst nach der Gebietsreform angetreten, „zwei Geschwister, die sich nicht leiden konnten, zu einer Patchwork-Familie zusammengebracht“. Damals hatten beide Wehren noch verschiedene Ausrüstungen und Farben auf den Fahrzeugen. „Heute gibt es nur noch gemeinsame Einsätze, die Jugendfeuerwehr fährt zusammen ins Zeltlager, die Ehren- und Altersabteilung miteinander auf Ausflüge. „Du hast uns beiden eine Chance gegeben, zu führen“, dankte Aissa Widczisk. „Aber du bist nicht weg, bleibst als Fachmann da.“ Die 2011 gegründete Kinderfeuerwehr sei die „wichtigste Nachwuchsabteilung“. Widczisk stattete die „nachhaltige Gruppe“ mithilfe von Sponsoren mit einem Kinderlöschfahrzeug aus. Auch der stellvertretende Kreisbrandinspektor Thomas Peters zollte den Kameraden Anerkennung, verlieh Widczisk für besondere Verdienste das Ehrenzeichen des Feuerwehrverbandes in Silber. Rodgaus Stadtbrandinspektor Andreas Winter sprach für die „Wilde 13“, die Kollegen im Kreis, „Menschen, die es gewohnt sind, Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen“. Seit dem Tankwagen-Unfall auf der Umgehungsstraße verbinde ihn mit Widczisk eine „wunderbare Freundschaft mit privaten Momenten“.

„Es war gut zu wissen, dass sie da waren“, betonte Pfarrer Norbert Hofmann und erinnerte an die 150-Jahr-Feier der Wehr, Fronleichnamsprozessionen, Fahrzeugsegnungen und einen vermeintlichen Brand in Herz Jesu. Der Seelsorger schenkte dem Scheidenden eine Statue vom heiligen Florian, dem Patron der Feuerwehrleute. Otmar Bauer sprach für die Alters- und Ehrenabteilung, der ersten Gruppe, „die vor 17 Jahren die Trennung über Bord geworfen hat“. Stephan Bechstein und Lukas Garcia erwähnten, dass Widczisk auch als Beisitzer und stellvertretender Vorsitzender für den Verein tätig war und brachte Fotos der Chronik AG in einem Buch mit. „Du warst immer für uns alle da“, lobte Isabelle Wenzel von der Kinderfeuerwehr. Widzcisk musste die Kinder-Prüfung vervollständigen, Feuer löschen – ein Feuerzeug auspusten, und erhielt als erster Erwachsener den bunten Orden. Markus Widczisk dankte seinerseits Frank Hanf, der die Geschäfte während seiner langen Krankheit übernommen hatte. „Haltet die Augen offen, achtet auf euer Nebenan“, riet in Anbetracht des Unfalls auf der A3. Er selbst bleibt Fachdienstleiter, widmet sich jetzt mehr der Familie und seinem Hobby, ferngesteuerten Mini-Autos.

Weitere Artikelbilder