Tom Jet spielt bekannte Sommerhits beim vorerst letzten virtuellen Internet-Auftritt Ein Konzert aus dem Campingbus

Tom Jet und Band-Kollege Dieter Schmidt (rechts) spielen im Campingbus ihr vorerst letztes virtuelles Online-Konzert. Foto: m

Obertshausen (m) – Tatsächlich habe die neue Zeit auch einen Vorteil: „Ich kenne mich jetzt mit der Video-Technik aus!“ So ganz überzeugt ist Thomas Jeutter alias Tom Jet allerdings noch nicht von dieser Methode, seine Auftritte zum Publikum zu bringe: „Manchmal hakt das Video, Gäste fliegen raus und der persönliche Kontakt mit dem Publikum fehlt“. Das soll jetzt anders werden, Tom wagt sich wieder vors leibhaftige Publikum. Neulich ließ er sein 20. virtuelles Konzert aus seiner jüngsten Errungenschaft übertragen, einem Campingbus.

Mit seinem Band-Kollegen Dieter Schmidt hatte er sich auf der Bank des Ford Nugget häuslich eingerichtet, mit Strohhut, Hawaii-Blumenkranz und Gitarren. Vor dem Wagen campten einige Freunden zwischen aufgeblasenen Palmen und einem Einhorn und feierte eine Gartenparty mit Sommer-Hits. „Eigentlich wollte ich den Nuggy erst in drei Jahren kaufen, wenn ich in Rente gehe“, gestand Tom. Aber nach Wochen virtueller Kontakte hatte er sich entschlossen „nachzusehen, ob’s die Welt noch gibt“.

Sie existierte in der Anwesenheit seiner Lebensgefährtin und des Konzert-Veranstalters Thomas Hartmann aus Heusenstamm mit ihren Familien in Blumenkleidern oder kurzen Hosen und auf Campingstühlen. Das Team von Sounds of Reality um Andreas Hümmer hatte zwei Kameras fest montiert, war mit einem mobilen Gerät unterwegs und ließ eine Drohne über dem Gelände neben der St. Josefskirche aufsteigen.

Die Jahreszeit rief freilich den „Summertime Blues“ auf den Plan, den „Summer Wine“ in der Version von Ville Valo und Natalia Avelon und „In The Summertime“, die unverwüstliche Melodie von Mungo Jerry. „Ihr seht gut aus, nur der Sand fehlt“, lauteten die ersten Grüße aus Dietzenbach. Andere jubelten auf der Internet-Plattform mit Smileys und „Daumen hoch“ aus Bad Hersfeld und Kroatien.

An den vorausgegangenen Donnerstagen spielte Tom in seinem Wohnzimmer Rock’n’Roll mit Sängerin Inka, Jazz mit seiner Schwester Ute, „Holland Meets Germany“ mit der aus den Niederlanden zurückgekehrten Saxophonistin Yvonne Roth, aber auch Pop und Schlager. Er übertrug seine Auftritte auch aus der Willy-Brandt-Halle in Mühlheim, aus Hümmers Studio und vor 50 Leuten im Wiener Hof in Bieber.

Auch im Sommergarten in Seligenstadt, im Schanz und in Frankfurt spielte er jüngst. „In Bayern darf man sogar singen“, berichtete er vom Rudel-Sing-Sang in Erlenbach, beim Oldie-Club Offenbach noch nicht. „Jede Kommune hat eigene Regeln“, klagte der Profi. Am meisten aber ärgerte ihn, dass „vor Ort nichts passiert“. Der Musiker bedauerte die fantasielosen Absagen in seinem Heimatort.

„Du hast im Büro das Fünffache zu tun, musst Termine vereinbaren, absagen, umlegen, aber der Mehraufwand rechnet sich nicht“, kritisierte der Hausener. Doch, „wir wollen aktiv sein, uns auf der Bühne zeigen“, sprach er für viele Kollegen aus dem Herzen. Die Kommentare auf der Internet-Seite bestätigten diesen Wunsch, „waren immer respektvoll, positiv und verbreiteten eine gute Stimmung“, resümierte er, „ein Segen, das so etwas möglich ist“.

Tom Jet könnte sich vorstellen, künftig Konzerte zusätzlich ins Internet zu übertragen, „Gebühren und die Gema sind dabei ein sehr strittiges Thema“. Und wenn die nächste Corona-Welle da ist, versprach er seinen Fans, steht er eben wieder vor der Kamera.