Spanischer Elternverein feiert sein 35-jähriges Bestehen Längst ein Stück Obertshausen

Wenn der Spanische Elternverein feiert, gehört ein Auftritt der Tanzgruppe Alegrias del Sur einfach dazu. Foto: pro

Obertshausen (pro) – Integration ist keine Einbahnstraße. Nicht nur die Südländer haben sich angepasst, die mitteleuropäische Ordnung übernommen, sondern auch „die spanische Kultur ist ein Stück von Obertshausen“ geworden, erkannte Erster Stadtrat Michael Möser. Nach 35 Jahren hat der spanische Elternverein die heimische Bevölkerung für flotte Rhythmen, sonnenverwöhnte Leckereien und ansteckendes Temperament gewonnen.

Das zeigte einmal mehr das Weinfest am Wochenende. Das Gelände vorm Bürgerhaus war gerichtet und mit Schiffschaukel, Süßwaren-Stand und Bühne in einen kleinen Rummelplatz verwandelt. Doch das nordische Wetter zwang die Macher der Asociacion de Padres de Familia dorthin, wo sie auch in den vergangenen Jahren ihr Weinfest zelebrierten – in Kleinkunstsaal, Foyer und Innenhof. Die Folkloregruppe Alegria vollführte ihre eleganten Drehungen und graziösen Schritte also im Trockenen. Auch Roberto Moreno, die Stimme der Asociacion, bewegte Generationen mit all den spanischen und südamerikanischen Rhythmen. Am Sonntag begleitete das Duo Alma de Fuego den akademischen Teil des kleinen Jubiläumsfeier, die Big Band der Karl-Mayer-Werkgemeinschaft begleitete mit Dietmar Schrod die Geselligkeit am Nachmittag.

An den Theken schenkten Vereinsmitglieder in den knallroten Vereinshemden wahrlich gute Tropfen aus den Anbaugebieten Rioja, La Mancha und Galicien aus. Auch die Speisenkarte las sich wie Urlaub unter Spaniens Sonne: Chuleta und Chorizo, Salchicha und Aceitunas, Steak und Kotelett, Paprikawurst und Oliven und natürlich Paella. Neben der Kasse stand eine Box, in der Spenden für „Giulianos Abenteuer“ gesammelt wurden, für den siebenjährigen Rödermarker, der an einer unheilbaren Krankheit leidet und einen Treppenlift benötigt.

„Wo ist die Zeit geblieben?“, fragte Luis Galvez, der den Elternverein gründete und seit mehr als 30 Jahren führt. Er ließ rund 50 Jahre spanische Kultur in Obertshausen Revue passieren. 1963 gründete sich in Hausen eine spanische Fußball-Mannschaft, die in der deutschen Liga spielte. Die Sportfreunde trafen sich im Schwesternhaus St. Josef, doch schon damals war das Pfarrheim zu klein. Also übernahm die Gruppe das geschlossene Kino in der Krone, das funktionierte aber nur bis 1969. Die „hitzigen Spanier“, so Galvez, feierten bis spät in die Nacht, Anwohner rebellierten, der Verein löste sich auf.

1971 waren die Spanier wieder da, erneut mit Fußball, diesmal bei der Teutonia. Sie kickten nun in einer eigenen spanischen Hessenliga, später wieder in der deutschen, doch auch diese Episode endete 1979. Der Pfarrgemeinderat Hausen, in dem Galvez saß, organisierte eine Weihnachtsverlosung, mit den Einnahmen wurden Geschenke für die spanischen Kinder besorgt. Die überreichten die Heiligen drei Könige am 6. Januar.

„Wir müssen was machen“, erkannten die Südländer. Es folgte ein Maskenball, und wieder drohte der Saal aus allen Nähten zu platzen. Im Oktober 1981 wurde dann der aktuelle Verein gegründet. Ein Raum an der Goethestraße wurde gefunden, das Vereinsleben florierte. Die Ziele waren klar formuliert, der Verein sollte Freizeitangebote unterbreiten, spanische Bräuche pflegen, das Zusammenleben mit anderen Bürgern erleichtern, am besten durch kulturelle und sportliche Aktivitäten. Heute unterhalte der Elternverein „beste Kontakt zu Stadt, Kreis, Vereinen und hessenweiten Organisationen“. Galvez dankte den Bürgermeistern, Politikern und seinen Vorstandskollegen für die Unterstützung.

Auch der Bundestagsabgeordnete Peter Wichtel hat die Entwicklung des Jubilars begleitet, würdigte in besonderer Weise das Wirken von Luis Galvez. Ismail Tipi aus dem Landtag kennt „kaum einen anderen Verein, der so engagiert ist, ihr packt einfach zu, und das ist es, was eure Gemeinschaft ausmacht“. Heide Heß überbrachte die Grüße des Landrats und die Botschaft, „eure Feste sind sehr angesagt“. Die Spanier vertraten den Kreis Offenbach mehrmals bei Hessentagen. Erster Stadtrat Michael Möser gratulierte für den Magistrat: Die Spanier haben „Kultur nicht nur Kindern, sondern ganz Obertshausen vermittelt“.