Claudia und Vanessa Schrader mit Förderpreis ausgezeichnet Lob für „Lichtgestalten“

Claudia und Vanessa Schrader mit Stadtverordneten-Vorsteher Anthony Giordano (links) und Bürgermeister Manuel Friedrich. Foto: M

Obertshausen – „Es gibt Orte, die haben bis heute kaum einen Helfer gesehen.“ Claudia Schrader schon, denn die Hausenerin packte in den Gebieten an, die von der Flutkatastrophe im Juli zerstört wurden.

Sie brachte Nötiges und klopfte mit weiteren Freiwilligen in vergessenen Dörfern Fliesen und Estrich ab. Auch davor zeigten sie und ihre Tochter Vanessa viel Herz. Dafür erhielten sie in der vorigen Woche den Förderpreis für Bürgerengagement.

Angefangen hat die Ehefrau und Mutter mit ihrem ehrenamtlichen Engagement als Elternbeirätin in der Friedrich-Fröbel-Schule, wo sie gegen die Schließung der Einrichtung kämpfte.

Über das Internet stieß sie auf Markus Machens, der in Gießen und Frankfurt Obdachlose und Bedürftige versorgt, da in der Pandemie viele Tafeln geschlossen hatten. Gemeinsam schmierten sie 300 Brotscheiben und verteilten sie in Lunch-Paketen morgens um 7 Uhr an Wohnsitzlose. In der Hitze des Sommers brachte die Gruppe Wasser-Spenden vom Mineralbrunnen Hassia zu den Menschen. „Die Leute waren sehr dankbar“, erinnert sich Claudia Schrader. Dann brachte das Team gut erhaltene Kleider nach Frankfurt zur Bahnhofsmission. Der Aufruf, für Bewohner des Ahrtals zu spenden, füllte den Schraderschen Keller mit Lebensmitteln. Vor der Haustür stapeln sich bis heute Heizgeräte, Kaffeemaschinen und Mikrowellen, „manche laden aber ihren Sperrmüll ab“, den die Helferin dann zum Bauhof fahren muss.

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Sie erzählt von Transporten mit Kleinbus und Lkw nach Bad Münster in der Eifel über Schleichwege, weil die Polizei selbst Hilfslieferungen nicht durchließ. „Es sah aus wie im Krieg“, schildert die Geehrte ihre Eindrücke. „Wir waren uns einig, wir müssen wieder hin, um zu helfen“. Also reisen sechs Ehrenamtliche aus Obertshausen samstagsmorgens in die Eifel und abends zurück.

Anfangs befreiten sie Häuser von Schlamm. Jetzt vermittelt eine Kontaktperson die Unterstützung. Die Runde klopft mit Spitzhacken Fliesen von den Wänden, schleppt Schutt ins Freie. „Viele Senioren schämen sich, Hilfe anzunehmen“, bemerkt Schrader. Bei einer 81-Jährigen im Dorf Zweifall sei noch kein Helfer vorbei gekommen.

Bürgermeister Manuel Friedrich fand bei der Preisverleihung im Bürgerhaus „in der Krise zeigt sich der Charakter“. Die einen hamstern, erhöhen Preise, die anderen krempeln die Ärmel hoch, setzen Geld und Kraft für andere ein, lobte er die „Lichtgestalten“ Claudia und Vanessa Schrader. Ausdauernd und nachhaltig starteten sie ihre Aktion, spendeten Trost und Zuversicht. Nun erhielten sie dafür 2000 Euro. Stadtverordnetenvorsteher Anthony Giordano begrüßte die Gäste zur 10. Verleihung: Hilfsbereitschaft sei gerade in der Corona-Zeit wichtig.

Die Geehrte möchten das Geld für die gute Sache verwenden: „Wir machen auf alle Fälle weiter, so lange wir gebraucht werden.“
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