Besucher genossen zweitägige Hausener Kerb Lustige und ernste Töne zum Schluss

Steffen Bogdahn verkündet als Kerbvater am Schlusstag der Hausener Kerb die letzten Worte des Kerbborschen. Foto: Prochnow

Obertshausen – Wieder wohlfühlen an der „heiligen Stätte“, im „Wohnzimmer des Kerbborschen“ war am vorvergangenen Wochenende angesagt.

„Er hat eine schöne Erinnerung an die Sauferei in 3G: gebraut, gezapft, gesoffen“, richtete Steffen Bogdahn vom Herrscher über die Traditionsfeier aus. Der Vorsitzende von der Turngesellschaft (TGS), auf deren Gelände die Kerb stattfinden konnte, schlüpfte auch in den feinen Zwirn des Kerbvaters und verlas die „letzten Worte“ des Borschen.

„Es ist wieder schön daheim“, rief Bogdahn von der Bühne. Das Sportgelände an der Aachener Straße, über Jahrzehnte das Zuhause des Festes, bot ideale Voraussetzungen, um die Hygieneauflagen zu erfüllen: Es ist eingefriedet, weshalb Besucher gut am Eingang kontrolliert werden konnten. Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes überprüften, ob die Gäste von Corona genesen, dagegen geimpft oder negativ getestet sind.

Bürgermeister Manuel Friedrich gelang der Bieranstich mit einem einzigen Schlag, Luis Galvez begrüßte die Vereine und Schausteller, die Stände mit allerlei Leckerein oder Unterhaltung boten.

Die Party-Band „Let’s Go“ verbreitete am Samstagabend eine prächtige Stimmung bei sommerlichen Temperaturen. Das Blasorchester der Hausherren begleitete neben der Karl-Mayer-Big-Band zünftig bis schwungvoll den Frühschoppen, am Nachmittag interpretierte Reinhard Paul mit seiner vielseitigen Stimme Evergreens und selten gespielte Hits.

Der Event-Kulturclub glänzte mit Cocktails, Hütchen und Mispelchen, ZVB-Stenotastler, Mitglieder von Sängerlust und Turnverein packten an weiteren Theken mit an. Für die wahre Rummel-Atmosphäre sorgte die Schausteller-Familie Traber mit ihrem Zuckerstand, Wurfbude, Angelspiel und Kinderkarussell. Auch am Sonntag spiegelte der große Anklang das Interesse, endlich wieder Trubel und Geselligkeit genießen zu dürfen.

Der Kerbvater trug im heiter-bissigen „letzten Willen“ des Kerbborsch zuvorderst Beobachtungen aus der Corona-Zeit vor: „Wir haben neue Kontakte geknüpft, haben wegen der Maske erst auf dem Parkplatz des Supermarkts gemerkt, dass wir der Falschen nachgedabbt sind.“ Dann schwärmte er von den Elf Babbschern, die „voll auf Maske gesetzt“ und die Fastnacht auf den Bildschirm gebracht haben, mit Getränke-Rettungskapsel und in Jogginghose vorm Fernseher.

„Kaltherzig“ sei die Entscheidung aus dem „Lämmerspieler Rathaus, in weltoffenen Zeiten das Freibad dicht zu machen und nur reinrassigen Lämmerspielern zu öffnen“. Man freue sich schon riesig, Mautstellen für Lämmerspieler einzurichten.

Im Omega-Tunnel wurde doch ein Naturschauspiel gesichtet, die „einzige Lourdes-Quelle außerhalb von Lourdes?“ Doch, Träume versiegten, „Pilgervater Hofmann“ wurde enttäuscht, das Loch gestopft .

„Unsere Aufgabe ist es, diese Stadt mit Kultur und Traditionen lebendig zu erhalten“, sagte Bogdahn gegen Ende. Es sei „immer leicht, auf andere zu zeigen. Aber es gibt die Kerb nur, weil sich Menschen dafür eingesetzt haben.“ Dabei verwies er auf Menschen wie seinen Vorgänger Peter Kleinschmitt.

VON MICHAEL PROCHNOW