Spannender und humorvoller Vortrag von Markus Wriedt Luther: Methode – nicht Lehre

Markus Wriedt hatte bei seinem Vortrag über Martin Luther im evangelischen Gemeindehaus viele interessierte Zuhörer. Foto: p

Obertshausen (red) – Prof. Dr. Markus Wriedt sprach vor etwa 50 Zuhörern im gut besetzten evangelischen Gemeindehaus über die Konsequenzen des Thesenanschlags von Martin Luther vor nun 500 Jahren.

Wriedt räumte in einem spannenden und kurzweiligen Vortrag auf mit einigen Mythen und malte ein detailliertes Bild der vorreformatorischen Zeit: hohe Steuerlast, Angst vor der Obrigkeit, Armut und eine Kirche, die die Angst vor dem Fegefeuer zum Geschäftsmodell gemacht hatte. Luthers Verdienst sei nicht so sehr die Auseinandersetzung mit der Kirche, sondern die biblische Auseinandersetzung mit dem Glauben. Die Menschen kannten seinerzeit nur den „grimmigen Christus“, während Luther im Bibelstudium nur den „liebenden Christus“ finden konnte.

Dazu entwickelte Luther keine neue Lehre, wie Wriedt deutlich machte, sondern eine Methode – und diese Methode wirke bis heute nach. Aus seiner Erkenntnis, dass die Bibel nur durch sich selbst erklärt werden kann (sola scriptura, allein die Schrift), ergab sich für ihn, dass jedermann in der Lage sein müsse, die Bibel auch selbst zu studieren. Also machte Luther sich an die Übersetzung in die deutsche Sprache. Jeder Mensch sollte die Bibel selbst lesen und selbst für sich auslegen können.

Die zweite Erkenntnis Luthers war, dass Begriffe wie Liebe oder Gerechtigkeit nicht aktivisch ausgelegt werden sollen („ich liebe Gott“, „ich muss gut sein, um bei Gott…“), sondern passivisch, also „ich werde von Gott geliebt“ oder „Gott ist gut, damit ich…“). Das drehte den Spieß damals komplett um, denn die Kirche sprach damals vom Gesetz der Bibel, während Luther vom Evangelium sprach (deshalb auch evangelisch).

In der Folge entwickelte sich eine neue Theologie: Der Mensch, der die Freiheit im Glauben gefunden hat, kann aus Liebe anderen dienen. Dieser Satz kehrte die Gerechtigkeitslehre der damaligen Zeit um, denn bis dahin war man überzeugt, dass nur gute Werke zur Freiheit im Glauben führen könnten.

Markus Wriedt ist Kirchenhistoriker an der Universität Frankfurt und Pfarrer in Nieder-Olm. Seine zuweilen humorvolle Herangehensweise an historische Zusammenhänge, gepaart mit eigenem Glauben, fesselte die Zuhörer bis zum Schluss. Kirchenvorsteher Thomas Meyer-Haugwitz bedankte sich bei PWriedt mit einer Flasche Lutherbier, die Zuhörer mit langem Applaus.

Die nächsten Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum sind ein Kunstprojekt am Donnerstag, 5. Oktober, um 13 Uhr mit der Künstlerin, Kuratorin und Pädagogin Anette Seelinger sowie ein Crossover-Orgelkonzert mit dem Organisten Christoph Brückner zum Thema „Best of Martin Luther“ am Sonntag, 8. Oktober, um 16 in der Waldkirche.

Kommentare

Luther: Methode - nicht Lehre

Der Vortrag von Prof.Dr.M.Wriedt hat wieder einmal bewiesen, dass die heutige protestantische
Theologie Martin Luther kaum kennt. Das, was vermittelt wurde, hat nicht viel mit dem wirklichen Martin Luther
zu tun. Man ist nicht bereit, die eigentliche Problematik der Person und der Lehre Luthers nachzuvollziehen.
Das Märchen von der hl. Anna ist wieder aufgewärmt worden. In Wirklichkeit hat Luther Asyl bei den
Augustinern gesucht, weil er einen Kommilitonen ums Leben gebracht hat.
Es wurde gesagt, Keuschheit war für Luther kein Problem. Dabei hatte er als Jura-Student schon
uneheliche Kinder gehabt. Später hat er die Ehe als "Bedürfnisanstalt" bezeichnet.
Zu "sola scriptura" ist anzumerken, dass Luther in einem Unfehlbarkeitswahn verkündete, er selbst
sei Evangelist und Richter nicht nur der Menschen, sondern auch aller Engel und von Christus
dazu berufen.
Er war vom Teufel besessen, ein Trunkenbold, ein Hassprediger und Volksverhetzer.
Reformationsjubiläum? Nein. Danke.